„Doppelmeister“ FC Edt glänzte vor mehr als 45 Jahren

„Als die Mädchen kicken wollten"...; auf eine wechselvolle Geschichte, besonders in den Anfangsjahren, blicken Oberösterreichs Fußballerinnen zurück. Im April 1971 hatte der ÖFB die in Wien führenden Landhaus-Frauen nach längeren Querelen aufgenommen. Der oberösterreichische Fußballverband hatte sich in diesem Zeitraum noch geweigert, 20 „Damen"-Mannschaften, in den Verband aufzunehmen. Nur so am Rande: die Bezeichnung „Frauen"-Fußball " für Kickerinnen wurde erst später, anfangs der 1980-er Jahre, üblich.

 

Vorspiel vor Österreichs Männer-Kantersieg

Ungeachtet der Ablehnung waren bereits Frauenteams aus Oberösterreich bei Turnieren und Freundschaftsspielen im Einsatz und als vorläufiger Höhepunkt trennten sich am 10. Oktober 1971 im Linzer Stadion im Vorspiel zum Männer-Länderspiel Österreich - Irland (6:0) die Frauen des SV Molln als "DSV Herz AS"  und Bad Schallerbach vor 15.000 Zuschauern mit 2:2.

Offizieller Start im Mai 1972

Im Frühjahr 1972 klappte es schließlich doch mit einem Meisterschaftsbetrieb und Anfang Mai wurden zuerst in drei Gruppen - Ost, West und Mitte - die Sieger und gleichzeitig Teilnehmer der Endrunde ermittelt. SV Molln, FC Edt und SVS Linz setzten sich durch, wobei die „Stickstoffelf" Mauthausen, St. Martin/Traun und den SV Lichtenberg bezwingen konnte. 1971 als eigene Sektion gegründet, hatte die Elf aus dem Bezirk Urfahr-Umgebung am 6. Mai mit einem 3:0 gegen St. Martin für die Meisterschafts-Premiere gesorgt und mit vier Siegen und zwei Niederlagen (Score 15:11) sogar das Passage-Kaufhaus Linz als Sponsor gewinnen können.

Attraktion vor dem Nationalliga-Schlager der Männer

Vor 10.000 Zuschauern konnten die tüchtigen Fußballerinnen vor dem Meisterschaftsspiel VOEST Linz- Austria Wien (2:3) ihr Können beweisen und Mauthausen mit 3:1 besiegen.

Edt/Lambach holte ersten Titel

FC Edt bei Lambach behielt am 9. Juli in der „Finalrunde" die Oberhand gegenüber SVS Linz und dem SV Molln, der nach Platz vier 1973 den Spielbetrieb einstellte. Im Herbst 1972 übernahm der WM-Dritte aus 1954 und spätere LASK-Legende Alfred „Nitzerl" Teinitzer das Training bei SVS und feierte mit einem 2:2 gegen Favorit Bad Schallerbach einen gelungenen Einstand. An der Meisterschaft nahmen 1972/73 sechs Vereine in der 1. Landesliga teil, in einem „Fotofinish", entschied das bessere Torverhältnis von 28:8 wiederum für den FC Edt/Lambach, Bad Schallerbach musste punktegleich mit 17 Zählern, aber dem schlechteren Score von 22:7 mit Rang zwei vor SVS, SV Molln, SV Lichtenberg und Bad Hall vorliebnehmen. Als „kleinen Trost" teilten sich Evi Kempinger (Bad Schallerbach) und Irmi Hösel (Edt/Lambach) mit je 17 Volltreffern die Ehre der Torschützenkönigin.

Mit 5 Toren im Alleingang das Cupfinale entschieden

Im oberösterreichischen Cupfinale standen sich am 21. Juni 1973 in einem denkwürdigen Endspiel in Braunau der ATSV Ranshofen und SVS Linz gegenüber. Torjägerin Gabi Schneider hatte die Mädels aus der Aluminium-Metropole schon vor der Pause mit drei Toren in Front gebracht, denen die Linzerinnen nur einen Treffer durch Christl Holzmüller entgegensetzen konnten. Nach der Pause sorgten wiederum Christl Holzmüller und Edith Rohrmanstorfer für den zwischenzeitlichen Ausgleich, ehe Gabi Schneider mit ihren Match-Treffern vier und fünf quasi als Solistin den Endstand von 5:3 fixierte. 1974 konnte Bad Schallerbach den vorerst letzten Meistertitel erringen, ehe vielerorts etliche „Umstände", wie die „Babypause", finanzielle und organisatorische Probleme etlicher Mannschaften die Einstellung des Meisterschaftsbetriebes zur Konsequenz hatten.

Spott und Hohn und nur rares Lob für den ersten Versuch

Nun meldeten sich die Kritiker und die „immer-schon-Skeptiker" zu Wort und so war z.B. in einer kleinen o.ö. Tageszeitung zu lesen: „Oberösterreichs Damen sind von den Fußballplätzen verschwunden. Und eigentlich weint ihnen keiner eine Träne nach. Denn ganz ehrlich, das Beste, was sie uns auf dem grünen Rasen zeigten, waren doch ihre Kurven. Rückblickend, es war eine Gaudi, eine Volksbelustigung, aber ansonsten viel Lärm um nichts". Trotzdem lobte Johann Hospodar, damals Referent für Damenfußball im OÖFV : „die (Elfi) Kempinger von Bad Schallerbach würde selbst in der 3. Klasse der Männerpunktejagd eine gute Figur machen". Objektiverweise muss hier angemerkt werden, dass die Fitness, die balltechnische Fertigkeit und das Spielverständnis damaliger Aktiver sicherlich nicht mit dem Niveau 2018 verglichen werden kann.

Länderspiel in Linz, obwohl Meisterschaft ruhte

Am 12. Juli 1978 fand in Linz ein Länderspiel gegen die Schweiz statt, das 2:6 für die Schweiz endete, von den Eidgenossinnen sehr wohl, nicht  jedoch vom ÖFB als offizielles Länderspiel geführt wird. Prominenter Beitrag Oberösterreichs war dabei als Schiedsrichter FIFA-Referee Erich Linemayr, eine Spielerin aus unserem Bundesland kam nicht zum Einsatz, obwohl „Trickserin" Johanna Kellnreiter (Gaflenz) im Kader stand.

Glänzendes Comeback mit einem landesweiten Kader in der Bundesliga

1980 wurde ein Kader mit Spielerinnen aus acht Vereinen gebildet: Christl Holzmüller, Brigitte Stockinger, Melitta Haider, Edeltrud Sattler (alle SVS), Erika Laus, Elfi Kempinger, Kathi Schildberger, Hermi Skrabel, Romana und Anneliese Kriechmayr (alle Bad Schallerbach), Gerda Baumann, Irmgard Mack, Maria Schlagnitweit ((St. Martin/Traun), Hildegard Schürz (Mauthausen), Brigitte Dickinger, Maria Sattleder (Edt/Lambach); Resi und Johanna Kellnreiter (Gaflenz), Gabi Schneider (Ranshofen), Herta Altenhofer (Lichtenberg). Diese Mannschaft stieg sofort in die Bundesliga-Meisterschaft ein, wurde 1987 Vizemeister und konnte sich 1990 erstmals zum Meister in Österreichs höchster Spielklasse krönen.
Um den „Powerstorch" nicht wieder die Teams so stark dezimieren zu lassen, „ planten wir, dass die Geburten möglichst in die tote Saison im Winter fallen", verriet Kleinmünchens-Sektionsleiterin und „Frauenfußball- Pionierin" Elfriede Moser im Jahr 1982 lächelnd. Auf Landesebene waren z.B. Mannschaften wie Union Edelweiß, Neue Heimat, Oedt/Traun, Sattledt, Engelhartszell, Walding aktiv, ehe 1989/90 mit folgenden Teams eine neue Ära begann: SK Eintracht Wels, Union Kleinmünchen 1 b, ATSV Sattledt, Union St. Roman, Union St.Agatha, Union Engelhartszell, Union Ansfelden, SV Gramastetten.

 

Helmut Pichler

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