Rekord-Trainer Manfred Rigler: „Ich würde es wieder genauso machen“

Mehr als drei Jahrzehnte stellt er sich bereits in den Dienst des oberösterreichischen Frauenfußballs, konnte mit dem LSC Linz sogar in der Bundesliga auftrumpfen, drei Meistertitel in der o.ö. Frauenliga und den Frauenklassen erobern und die Linzerinnen auch im letzten Herbst wieder aus der Zwischen-Delle befreien: der längst dienende Frauen-Coach Oberösterreichs, Manfred Rigler. Vor wenigen Tagen feierte der Erfolgstrainer seinen 50. Geburtstag, hinreichend Grund für Ligaportal, zu gratulieren und mit dem jugendlichen Jubilar eine kleine Zeitreise zu unternehmen.

 

Manfred, herzlichen Glückwunsch zum „Runden“, wann kamst Du erstmals mit dem Frauenfußball in Berührung?

"1988 spielte ich noch selbst aktiv im Männerteam der Union Edelweiß, meine Schwester Renate kickte im Frauenteam der Union Edelweiß. Als dort Trainer Seitz wegen Bänderverletzung ausfiel, sprang ich als Trainer bei den Frauen ein und habe dann auch meine aktive Karriere als Spieler mit 20 Jahren beendet. Den Meistertitel verpassten wir nach einem Mittelfeldplatz im Herbst dann im Frühjahr nur knapp, weil uns zwei Tore fehlten. Die Mädels übersiedelten zur Gänze zur Union Kleinmünchen und bildeten dann das so erfolgreiche „Zweierteam“ in der o.ö. Landesliga. Renate und die spätere ÖFB-Teamkapitänin und Bayern-Legionärin Gerti Stallinger trumpften alsbald im A-Team der Union Kleinmünchen in der Staatsliga auf".

2002 wurde vom ehemaligen Nationaltorhüter Klaus Lindenberger der „Ladies Soccer Club", gegründet, wer waren die ersten Trainer?

"Neben Klaus waren auch meine Schwester Renate und Leopoldine Kwasniewski (Gahleitner) maßgeblich am Entstehen des neuen Vereins beteiligt. Berta Gahleitner, eine sehr erfolgreiche Fußballerin und Sozialpädagogin und ich wechselten uns bei der Betreuung ab. Berta sprang auch noch ein, wenn Not „an der Frau“ war und half uns sehr mit ihrer Routine".

Apropos „Hilfe“: Deine Schwester Renate hat bzw. übt noch immer als Deine unentbehrliche Stütze beim LSC schon so sämtliche Funktionen aus?

"Renate ist mit ihren vielen Meistertiteln nicht nur erfolgreichste Fußballerin Oberösterreichs, sondern hat mit Ausnahme des Präsidenten-Amtes oder der Obmann-Funktion schon als Spielerin, Trainerin, Co-Trainerin, Sektionsleiterin, Kassierin, schlicht als „Mädchen für alles“ fungiert".

2006 war Euer erfolgreichstes Jahr, Vizemeister in der 2. Liga Mitte West, dann St. Margareten (Kärnten) in den beiden Aufstiegsspielen zur Bundesliga besiegt?

"Ja, dadurch sind wir in die höchste Spielklasse aufgerückt. Unser Auftritt in Kärnten hatte auch noch den angenehmen Nebeneffekt, dass eine Zuseherin vom SC Spittal, Caroline Stöfan, später zu uns stieß und neben tollen spielerischen Leistungen auch etliche Tore für uns erzielte.Die Schweizer Internationale Fabiana Pulimeno hat dann unser Team gelenkt und sogar beim sensationellen 4:3-Auswärtserfolg in Wien beim Rekordmeister USC Landhaus das Siegtor geschossen. Leider verfügten wir nicht über einen ausreichend großen Kader bzw. ein 1b-Team, sodass uns Verletzungen immer wieder schwächten und im Frühjahr endgültig zurückwarfen, sodass wir nach einem Jahr Bundesliga wieder absteigen mussten". 

Fabiana war in jeder Hinsicht bemerkenswert?

"Wir hatten ja stets das Prinzip, uns nicht von „Stars“ abhängig zu machen, aber „Fabi“ war die ganz große Ausnahme. Sie war menschlich die wertvollste Spielerin, die mir in der langen Laufbahn begegnet ist. Selbst unkompliziert, akzeptierte sie alle Mitspielerinnen, wie sie eben sind. Sie spielte sehr mannschaftsdienlich und kehrte nie den Star hervor, der sie als Ausnahmefußballerin und Kapitänin der Schweizer Nationalmannschaft aber eigentlich war",

 

Erfolgreichste Legionärin in Oberösterreich: Fabiana Pamminger (verehelichte Pulimeno, Foto: H. Pichler)

 

Warum kam es zur Loslösung von den Linzer Athletikern 2011?

"LASK Präsident Reichl war am Frauenfußball nicht sonderlich interessiert und auch nicht in unserem Vereinsvorstand vertreten. Finanzielle Überlegungen führten schließlich zum Ausstieg, nach dem die Kooperation zuvor bei unserem Aufstieg eingegangen worden war. Klaus Lindenberger sprang sogar für finanziellen Ausgleich ein, wenn es eng wurde".

Welche Spielerin hat sich bei Euch am besten entwickelt?

"Da gab es einige große Talente, Dragana Beric, Viktoria Madl, Katharina Rektenwald, die jetzt bei Kleinmünchen glänzt, um nur einige zu nennen…"

Deine Erfahrungen mit Legionärinnen?

"Überhaupt keine schlechten, im Gegenteil, siehe Pamminger (Pulimeno) usw. Im Gegensatz zu den Männern ist kaum Geld im Spiel und das halte ich für eine der Ursachen".

In welcher Saison hat sich der LSC am besten präsentiert?

"Ist gar nicht so leicht zu beantworten, sicherlich zählt das Team aus 2006 dazu, aber auch die Meistermannschaft 2012/13 in der o.ö. Frauenliga, als wir dank des besseren Torverhältnisses punktegleich vor Nebelberg die Krone holten. Durch ihren Zusammenhalt hat bei mir aber auch das Meisterteam 2018/2019 in der Frauenklasse Nord/Ost einen ganz besonderen Stellenwert, weil es durch den sensationellen Teamspirit imponiert". 

Welche Spielerinnen dürften in Deinem persönlichen Allstar-Team des LSC nicht fehlen?

"Wieder eine heikle Angelegenheit, denn 15 Akteurinnen sind sehr schnell beisammen, aber ich versuche es: Fabiana Pamminger (Pulimeno), Claudia und Sonja Stollnberger, Renate Rigler, Tanja Wurm, Michelle und Claudia Mörtenhuemer, Torhüterin Gabriel, Stefanie Binder, Carina Kaltenböck, Julia Fink, Viktoria Madl, Mary Hopkin (US-Legionärin), Sophie Donner, Katharina Rektenwald, Caroline Stöfan, Dragana Beric, Anna-Sophie Berger ……".

Was war ein persönliches Negativerlebnis, das Dir länger in Erinnerung blieb?

"Der Absteig aus der 2. Liga Mitte West 2011/12, wo wir als letzte den Weg in die Landesliga antreten mussten. Da hatten wir offenbar einiges nicht richtig gemacht, standen aber auch dazu. Der Verband hätte uns sogar die Möglichkeit zum Verbleib in der höheren Spielklasse geboten, aber wir wollten uns statutengemäß verhalten".

"Ihm liegt nicht nur der eigene Verein, sondern die Entwicklung des Mädchen-und  Frauenfußballs seit Jahrzehnten am Herzen (Foto: facebook, Verein)  

Warst Du auch für den O.Ö. Fußballverband tätig?

"Auf sehr vielen Ebenen, z.B. gemeinsam mit Helmut Moser als Trainer bei den Junioren 1988, dann als Referent im Frauenreferat, als Betreuer sämtliche Frauen-Auswahlteams von der Juniorinnen bis zur  Erwachsenen-Elf. Als einziger Coach habe ich in den 90-er Jahren die Auswahl Niederbayerns mit dem Oberösterreich-Team geschlagen. Die galten als unbezwingbar, aber wir hatten auch Christl Holzmüller im Tor, die phantastisch gehalten hat. (lächelt). Es ist heute noch sensationell, was diese Frau für den Frauenfußball leistet".

Dein Credo im Frauenfußball?

"Mir ist das Klima in der Mannschaft am wichtigsten, Grundvoraussetzung ist, dass jede die Mitspielerin so akzeptiert, wie sie ist, mit all ihren Stärken und Schwächen". 

Ehrlich, würdest Du nochmals alle die Mühen auf Dich nehmen, nachdem Du weißt, wie der Hase im Mädchen- und Frauenfußball läuft?

"Ja, unbedingt, ich würde es wieder so machen, weil ich gerne Trainer bin und mich bemühe, immer wieder dazuzulernen und mich neuen Herausforderungen zu stellen.".

Was könnte vorweg Deiner Meinung nach zugunsten des Frauenfußballs in Oberösterreich geändert werden?

"Mädchen sollten sowohl in gemischten Teams, vielleicht sogar bis zu einer höheren Altersgrenze als 15 Jahren und außerdem in „reinen“ Frauen/Mädchenteams spielen dürfen und zwar nicht nur im eigenen Verein, sondern auch bei zwei verschiedenen Klubs, dadurch könnte so mancher frühzeitige Abbruch einer Karriere mangels Einsatzmöglichkeit verhindert werden".

Seid Ihr schon ins Mannschaftstraining eingestiegen, hoffst Du auf eine Wiederaufnahme des Meisterschaftsbetriebes im Herbst?

"Zum ersten Teil Deiner Frage: bisher waren die Mädels mit Heimprogrammen versorgt, am 2. Juni haben wir dann „outdoor“ begonnnen, morgen, Donnerstag, werden wir unser erstes Mannschaftstraining absolvieren. Zu deiner anderen Frage: ich hoffe sehr, dass es wieder losgeht, denn sonst könnten einige Vereine nicht überleben"

Deine bzw. Eure Wünsche, für die sportliche Zukunft?

"Wir möchten als Team vorne mitspielen, bei Erfolgen fällt alles weit leichter, es schafft vor allem Selbstvertrauen. Und natürlich wünsche ich allen, dass sie in diesen Zeiten gesund bleiben, wenig Verletzungen abbekommen, dazu bemühen wir uns sehr, schon durch das Training vor Blessuren vorzubeugen".

Danke für Deine Bereitschaft zum ausgiebigen Gespräch und Alles Gute für Eure sportliche Zukunft!

 

Nach dem "Lehrjahr ganz oben" immer wieder im Spitzenfeld der o.ö. Landesliga : LSC Linz mit Cheftrainer Manfred Rigler (ganz rechts, Foto: Verein)  

 

Helmut Pichler

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