Geretsberg-Spielmacherin Pröller pusht ihr Team immer wieder zu Höchstleistungen - Teil 2

„Unser Um und Auf“, gerät der ansonsten nüchtern abwägende Erfolgstrainer Andreas Meindl (Union Geretsberg) ins Schwärmen, wenn die Rede auf die unermüdliche Frauen-Sektionsleiterin Sabina Pröller, zugleich Spielmacherin, Torjägerin und quasi „Mädchen für alles“, kommt. Seit neun Jahren trägt die Innviertlerin den Dress des Herbst-Vizemeisters der 2. Frauen-Bundesliga. Ligaportal stellt die „Arbeits-Biene“ in einem ausführlichen zweiteiligen Exklusiv-Interview näher vor:

 

Sabina, wie würdest Du einem hartnäckigen Skeptiker Dein leidenschaftliches Engagement für den Mädchen- und Frauenfußball erklären?

„Ich bin der festen Überzeugung, dass wir Mädchen/Frauen die wahren HeldInnen des Fußballs sind. Denn wir Mädchen spielen Fußball, weil es unsere Leidenschaft ist und nicht nur des Geldes wegen. Im Männer-Fußball läuft heutzutage nichts mehr ohne Geld. Selbst in den unteren Klassen sind bezahlte Spieler nicht mehr wegzudenken. Natürlich ist mir bewusst, dass der Männer-Fußball viel mehr Geld einbringt als der Frauenfußball, aber ich stelle mir oft die Frage, wie viele Männer wirklich noch spielen würden, wenn man den Geldhahn einmal abdrehen würde."

Enormer Einsatz der Mädels wird nicht annähernd belohnt?

"Es macht mich einfach unglaublich traurig, dass speziell die Mädels aus meinem Team nie für ihren unglaublichen Aufwand finanziell belohnt werden können, obwohl sie viel mehr leisten, wie so mancher bezahlte Spieler im Männerfußball. Unsere Mädels fahren teilweise eine Stunde oder mehr ins Training, suchen selbst Sponsoren, arbeiten in der Kantine mit, fahren in ganz Österreich herum usw.... nur aus dem einen Grund: um Fußball spielen zu dürfen. Meine Motivation als Funktionärin ist es deshalb, den Frauenfußball so anzuheben, dass ich es irgendwann einmal schaffe, zumindest meinen Mädels etwas zurück geben zu können, um mich bei ihnen „standesgemäß“ für all ihre Leistungen bedanken zu können“.

Besteht berechtigte Hoffnung, dass Ihr auch in Zukunft über ausreichend guten Nachwuchs verfügt?

„Nachdem dieses Thema im Frauenfußball ein sehr, sehr schwieriges ist, habe ich mich erst vor kurzem mit dem Nachwuchsleiter der Region Braunau getroffen, um ein Fördertraining speziell für Mädchen aus der Region Braunau ins Leben zu rufen. Es passiert leider viel zu oft, dass die Mädchen im Alter von 14 Jahren zum Fußballspielen aufhören, da die Hemmschwelle für so junge Mädels oft zu groß ist, sich einer Frauenmannschaft anzuschließen. Um diese Barriere zukünftig vermeiden zu können, wollen wir den Mädels bereits in jungen Jahren den reinen Frauenfußball schmackhaft machen, bzw. auch die Möglichkeit bieten, bereits jetzt Kontakte zu diversen Frauen-Mannschaften knüpfen zu können. Dabei zielen wir nicht darauf ab, nur die Verbindung zu unserer Mannschaft herzustellen, sondern wollen auch die anderen Frauen-Teams in der Region den Mädchen vorstellen“.

Auch für den Außenstehenden wird bald klar: Cheftrainer Andreas Meindl und Du seid ein perfekt harmonierendes Führungsteam, warum? 

„Warum Andi und ich so gut harmonieren, hat meiner Meinung nach drei Gründe. Erstens sind wir beide aus dem gleichen Holz geschnitzt, das heißt, wir sind beide unglaublich ehrgeizig, zielstrebig und perfektionistisch. Diese Eigenschaften spornen uns beide dazu an, immer 100 Prozent und mehr zu geben und an unseren Zielen festzuhalten, scheinen sie noch so aussichtslos. Zweitens denke ich, dass uns auch unsere private Freundschaft sehr dabei unterstützt, so ein starkes Führungsteam zu bilden. Auf dieser Basis ist es für uns beide kein Problem, Schwächen des anderen zu Identifizieren und den anderen auch darauf aufmerksam zu machen. Und drittens haben wir unsere Aufgabenfelder genauestens definiert. Da ich nicht nur als Sektionsleiterin fungiere, sondern auch als Spielerin, ist es besonders wichtig, dass ich mich in Angelegenheiten wie Aufstellung, Trainingsinhalt etc. nicht mitmische“.

Was zeichnet ihn aus?

„Ich würde sagen, sein ausgeprägter Optimismus. Andi ist ein extrem positiv denkender Mensch. Er gibt der gesamten Mannschaft immer das Gefühl, das wir alles schaffen können. Auch sein Rückhalt der gesamten Mannschaft gegenüber ist unglaublich. Er steht zu 100 Prozent hinter uns und auch hinter dem, was er selbst macht. Vor allem aber zeichnet ihm sein unermüdlicher Einsatz aus. Er bereitet sich auf jede Aufgabe, sei es ein Spiel, ein Training oder gar eine Spielerinnensitzung äußerst professionell vor. Ich denke, all das ist wirklich höchsten Lobes wert und hat uns auch in den letzten Jahren enorm geholfen, uns derart zu entwickeln".

Erwiesen sich jemals berufliche Anforderungen für Dich so groß, dass Du Deine Aktivität im Fußball entscheidend einschränken musstest?

„Leider war dies letztes Jahr einmal der Fall. Genau zum schlechtesten überhaupt denkbaren Zeitpunkt. Aufgrund eines beruflichen Termins konnte ich bedauerlicherweise ausgerechnet gegen unsere direkten Rivalinnen aus Wien, den First Vienna FC, nicht antreten. Dies war auch die einzige Niederlage, die wir letztes Jahr einstecken musste. Es tut mir noch heute unglaublich leid, dass ich bei dieser harten Herausforderung meine Mannschaft nicht unterstützen konnte. Ansonsten aber versuche ich immer, mir alles so zu legen, dass ich bei jedem Training und bei jedem Spiel dabei sein kann, da es mir selbst enorm wichtig ist und dies auch zugleich ein Ausgleich zu meinem Berufsleben darstellt“.

Welche Maßnahmen sollte Deiner Meinung nach der OÖFV unbedingt setzen, um den Frauenfußball in Oberösterreich attraktiver zu gestalten?

„Ich denke, am Wichtigsten wäre, dass wir endlich auch einmal dem „Kampfmannschafts-Bereich“ zugewiesen werden. Im Moment werden wir gemeinsam mit dem Nachwuchsbereich seitens des Verbandes geführt, was meiner Meinung nach eine absolut grenzwertige Zumutung ist, und den Stellenwert des Frauenfußballs wiederspiegelt. Auch die finanzielle Unterstützung seitens des Verbandes müsste unbedingt angehoben werden, um den Frauenfußball attraktiver gestalten zu können".

Du rührst auch sehr engagiert die Werbetrommel für Euer Team, womit könnt Euch auch ein „Klein-Sponsor“ am besten unterstützen?

„Da unsere Gegner, wie bereits erwähnt, auf ganz Österreich verteilt sind, haben wir immer unglaubliche lange Auswärtsfahrten zu bewältigen, die natürlich auch einen enormen finanziellen Aufwand beinhalten. Hierbei eine Unterstützung zu bekommen, wäre ganz, ganz wertvoll für uns. Zusätzlich benötigen wir auch immer wieder eine neue Ausstattung, da wir doch in der zweithöchsten Liga vertreten sind und somit ein professionelles Auftreten an den Tag legen sollten. Gerade jetzt zu Beginn der neuen Saison sind wir wieder auf der unentwegten Suche nach Sponsoren, die gewillt sind, einen Teil der Ausstattung zu übernehmen. Wir würden uns dann gerne mit ihrem Logo schmücken und uns mit dementsprechenden sportlichen Leistungen „revanchieren“!

Deine Wünsche für die sportlichen Ziele im eigenen Bereich und bei der Union Geretsberg?

"Mein absolutes Ziel ist es, einmal in der 1. Bundesliga zu spielen und dies am liebsten natürlich mit den Union Geretsberg Frauen!

Ganz herzlichen Dank für das ausführliche Gespräch mit Dir und so viel Glück wie möglich für Eure weiteren sportlichen Unternehmungen!

 

Geballte Kraft hinter alle ihre Aktionen setzt die Ausnahme-Athletin Sabina Pröller (Foto: privat)

 

Helmut Pichler

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