Wiederholt St. Pölten/Spratzern das Double oder winkt 2015/16 ein Mehrkampf?

Mit 17 Siegen und nur einem Remis sowie dem imponierende Score von 85:8 löste der FSK St. Pölten Simacek Spratzern den bisherigen Serienmeister SV Neulengbach (zwölf Titel in Folge in der ÖFB Frauen Bundesliga) ab. "Ich finde es unglaublich, dass wir es in diesem Jahr geschafft haben, denn es hatten uns nicht viele auf der Rechnung", freut sich Cheftrainer Hannes Spilka. "Wir haben es geschafft, einen unvergleichlichen Teamspirit und hohe Professionalität zu entwickeln. Die Freude der Spielerinnen ist riesengroß, denn der erste Titel ist immer der schönste!“

 

In neun Jahren zum Double

2006 wurde beim ASV Spratzern eine Frauen-Mannschaft gegründet. Zwei Jahre später stieß „Mastermind“ Wilfried Schmaus dazu. Und er formulierte gleich einmal ein hohes Ziel: "Ich will mit dieser Mannschaft als Meister in der Champions League spielen." Sprach' s und verlor dieses Ziel nicht mehr aus den Augen. 2010 scheiterte das Team im letzten Spiel der Aufstiegsrunde in die Bundesliga als Favorit daheim noch mit 0:2 gegen Union Kleinmünchen, aber 2011 stieg "frau“ in die höchste Österreich-Liga auf. Österreichs Ex- Internationale Brigitte Entacher führte das Team auf Anhieb zum Vizemeister 2012 sowie 2013 zum ersten Cupsieg. Im Winter 2014 holte Schmaus dann Cheftrainer Hannes Spilka, der zuvor als Co-Trainer von Martin Scherb und Gerald Baumgartner beim Männer-Team des SKN St. Pölten gearbeitet hatte. Und mit dem 45-Jährigen hatte er endgültig den „Schlüssel“ zum Meistertitel gefunden.

„Triple-Sieg" im ÖFB-Cup mit identem Score

Mit einem neuerlichen 4:3 gegen Dauerrivalen SV Neulengbach gewann der Neo-Meister auch heuer den ÖFB-Frauenpokal, übrigens mit dem selben Resultat wie bereits 2014! Und auch 2013 hatte das Elfmeterschießen nach einem 3:3 in der regulären Spielzeit  mit …….. 4:3 geendet.

Neue Stürmerinnen für die Champions League

Großen Anteil an der Torausbeute von 85 Volltreffern hatte Torschützenkönigin Nicola Billa (19), der 27 Tore gelangen. Die sportliche Allrounderin und Junioren-Doppelweltmeisterin 2008 und 2010 im Kickboxen übersiedelte aber zur TSG Hoffenheim in die deutsche Top-Liga. Sturm-Partnerin Lisa Makas (23) schoss 20 Tore, verließ aber ebenfalls die Hauptstädterinnen und schloss sich dem SC Freiburg an. Gleichwertigen Ersatz hofft der neue Meister bereits gefunden zu haben: Nach der torgefährlichen Slowenin Mateja Zver und der Ungarin Fanni Vago wurde heuer Viktoria Pinther vom Ligakonkurrenten SKV Altenmarkt als neue Nummer neun verpflichtet. Die erst 16-jährige Top-Stürmerin glänzt in der Bundesliga und im ÖFB-U19-Nationalteam regelmäßig mit ihrem „Knipser"-Talent, auch minimale Torchancen kaltblütig zu nützen. Mit der ungarischen Nationalspielerin Lilla Sipos, die vom ASD CF Bardolino (Italien) kam, steht eine weitere Top-Stürmerin zur Verfügung, die ihre Fähigkeiten bereits 2013 beim FC Südburgenland bewiesen hatte. Auch die Abwehr wurde mit der slowakischen Team-Spielerin Alexandra Biroova (Neulengbach) und Torhüterin Roxana Mikaela Oprea (Amazones Dramas AS, Griechenland) verstärkt, sodass Österreichs Starter für den Europa-Bewerb gerüstet scheint.

Kurzauftritt vor zwei Jahren

2013 startete der damalige Vizemeister erstmals in der UEFA- Womens Champions League und musste sich nach einem  2:2 daheim gegen den ASD Torres Calcio (ITA) auswärts mit 1:3 geschlagen geben. In der kommenden Saison will „frau“ auch international mithalten. "Der Sprung unter die Top 16 in der Champions League sollte drinnen sein", ist Hannes Spilka optimistisch.

Auf dem Weg zum „Halb-Profitum“

Trotz Hauptsponsor Simacek, einer Wiener Reinigungsfirma, ist das „große Geld“ aber nicht im Spiel, "denn Frauenfußball ist in Österreich Amateurfußball, die Spielerinnen erhalten lediglich Aufwandsentschädigungen“ so Spilka. (Anmerkung: andere Experten vertreten aber auch die Meinung, dass sich St. Pölten-Spratzern in Richtung „Red Bull des österreichischen Frauenfußballs“ entwickelt!) In fünf Jahren würde man gerne ein Halb-Profitum eingeführt haben. Gearbeitet wird jetzt schon recht professionell, auch wenn Trainer Spilka lieber öfter als drei- bis vier Mal rund zwei Stunden pro Woche im Sportzentrum Niederösterreich trainieren würde. "Wir haben super Strukturen", sagt er.
Personelle Veränderungen: Außer Makas und Billa wechselte Sophie Maierhofer (Werder Bremen) den Klub, die ÖFB-U19-Junginternationalen Ivana Feric, Adina Hamidovic, Lena Krumböck verstärken den SKV Altenmarkt, Torhüterin Eva Vamberger schloss sich dem SV Neulengbach an.

Dauer-Rivale SV Neulangbach gestaltet den Kader total neu

Mit Alexandra Biroova, Vanessa Kuttner (beide Spratzern), Jasmin Pfeiler, Chiara Schaub (beide Altenmarkt), Nina Burger, Dominika Skorvankova, Jana Vojtekova (alle FC Sand, Deutschland ), Natascha Celouch, Daniela Tasch, Claudia Wasser, Tina Charwat (alle SK Sturm), Jelena Prvulovic (Berlin), Lucia Harsanyova (Neunkirch, Schweiz) sowie den Abgängen Marija Radojicic, Isabella Kresche, ist die Liste der Abgänge länger als wohl jemals zuvor beim zwölffachen Rekordmeister, der sich diese Würde mit dem USC Landhaus Wien teilt. Nach dem Rückzug des langjährigen  Hauptsponsors Alexander Beer steht nur ein gekürztes Budget zur Verfügung, sodass Neo-Coach Tito Spindler anfangs mit sehr wenigen Spielrinnen starten konnte. Zuvor war der erfolgreiche Trainer beim Frauen A-Team des ÖFB und beim SKV Altenmarkt tätiig. Die neue Aufgabe beim Ex-Meister zu übernehmen, reizte ihn trotz erschwerter Bedingungen total, denn eine Weigerung wäre seiner Ansicht nach, „als ob man Österreichs Rekordmeister Rapid Wien absagen würde.“ Mittlerweile wurde der Kader mit den ÖFB-Internationalen  Katja Trödthandl (Landhaus), Melissa Abiral (Altenmarkt), Birgit Gumpenberger, Lisa Zmek (Südburgenland) und der malawischen Teamkapitänin Chisomo Kazisonga (Conduit Soccer Academy, Simbabwe) sowie einigen Talenten aufgefüllt, womit das aktuelle Aufgebot 23 Spielerinnnen umfasst.

Sturm Graz als Zünglein an der Waage?

Nicht zuletzt durch den Zugang  der bundesliga-erfahrenen Spitzenfußballerinnen aus Neulengbach: Kapitänin Natascha Celouch, Daniela Tasch, Claudia Wasser und Tina Charwat  wird in der kommenden Saison das Ensemble aus Graz sehr stark zu beachten sein. Zusätzlich haben sich die beiden Kärntnerinnen Katharina Naschenweng und Anna Malle (beide ÖFB- U19) den Grazerinnen angeschlossen, außerdem Emily Cancienne (Dinamo Zagreb), die „Backies“ werden im Titelkampf entscheidend mitreden. Neben Wacker Innsbruck wird in Österreich nur das Frauen-Team von Sturm Graz vom Männer-Trägerverein maßgeblich unterstützt, womit eine hervorragende Infrastruktur gegeben ist. Nicht mehr für Sturm wird das Trio Abwehrspielerin Sandra Jovanovic, ihre slowenische Teamkollegin Anja Milenkovic und Urska Zganec aktiv sein, das Trio  wird den Lokalrivalen LUV Graz verstärken. Ebenfalls abgewandert sind Jelena Nikolic, Carmen Oberreßl und Mihaela Pavlek.

LUV Graz: Steirer-Power Teil 2

Ebenfalls um die Spitzenplätze mitmischen wird der zweite steirische Bundesligist, der ebenfalls aus Graz stammt. Außer den drei erwähnten Ex-Sturm-Spielerinnen wurden auch Isabela Kresche (Neulengbach), die Slowenin Kaja Erzen (Carinthians Soccer Women) und Manja Benak von Ferencvaros Budapest engagiert. Die routionierte Torhüterin Sarah Grossmann beendete ihre Karriere, Valentina Stipancvecic wechselte zum ZNK Pomurja (Slowenien), Anna Tauschmann zu Ottendorf. Mit den namhaften Verstärkungen und der Konkurrenz in derselben Stadt wird auch der zweite Grazer Klub in den Duellen um die Spitzenränge eingreifen wollen.

Wacker Innsbruck: Talente stehen im Fokus

In den vergangenen Jahren konnten sich die Tirolerinnen stets im Vorderfeld platzieren, obwohl immer wieder Talente dem Klub abgeworben wurden. So könnte auch in der kommenden  Saison ein gesicherter Mittelfeldplatz winken, wenn die Abgänge von Maria Hasler, Jasmin Pal und Valentina Schwarzlmüller kompensiert werden können. ÖFB-U19-Stürmerin Hasler wechselt in die USA zum Team der Florida Atlantic University in Boca Raton.

Bereits fünfte Österreicherin in den USA

Nach Romina Bell (Springfield Yellowjackets Women Soccer/Tenesse), Sarah Zadrazil (East Tennessee State University, kurz ETSU Buccaneers), Simona Koren (ETSU Buccaneers) und Jennifer Pöltl (ETSU Buccaneers) ist die 18-jährige Hasler aus Wattens bereits die fünfte Österreicherin im Land der aktuellen Fußballweltmeisterinnen und Olympiasiegerinnen 2008 und 2012.
Torhüterin  Jasmin Pal wird künftig für den BV Cloppenburg in der 2. Deutschen Bundesliga Nord aktiv sein, wo zuvor schon die Österreicherinnen Jasmin Eder, Virginia Kirchberger und Verena Aschauer erfolgreich wirkten. Als Dritte im Bunde wechselt Valentina Schwarzlmüller zum SV Neulengbach.

FC  Südburgenland:

Nach den namhaften Abgängen Lisa-Marie Zmek (Neulengbach), Anna Eberhardt und Tanja Legenstein (beide USC Landhaus) und dem Karriereende von Doris Adamovic ergänzten die soliden Mittelständler außer mit dem neuen Trainer Csaba Cordas (statt Spielertrainerin Susanne Koch) mit der kroatischen Internationalen Jasna Babogredac, der Slowakin Slavka Seckova, Nadine Dotter (Mönchhof) und Anna Spalek (SC Neusiedl).

Union Kleinmünchen:
Im Gegensatz zur wesentlich finanzstärkeren Konkurrenz setzen die Oberösterreicherinnen unverdrossen auf die Ausbildung der Jugend und haben dadurch in den vergangenen Jahren immer wieder Jung-Nationalspielerinnen hervorgebracht. Aktuell sind bis zu neun Spielerinnen in der ÖFB-U17 und U19 aktiv.
Für die kommende Saison konnte der achtfache Österreichische Meister die ÖFB-U17-Internationale Katharina Mayr (SV Garsten) sowie die Talente Sarah Pum (USV St. Oswald), Linda Mittermayr (Kirchberg-Thening), Sabrina Mair (ASKÖ Leonding) und Andrea Gurtner (Union Geretsberg) verpflichten. Mannschaftsstütze Katharina Rektenwald wird nach studienbedingter Abwesenheit im Herbst wieder für das A-Team auflaufen, Torjägerin Kathi Strauchs dagegen aus privaten Gründen teilweise  ins 1b-Team wechseln.

USC Landhaus:
Der Rekordmeister aus der Ära „vor Neulengbach“ verpflichtete außer Eberhardt und Legenstein (beide FC Südburgenland) Lena Kovar (St. Pölten). Rahel Sager übersiedelt in die Schweiz, Trödthandl nach Neulengbach und außerdem müssen die Wienerinnen auch auf Cornelia Sochor verzichten. Die 21-jährige Mittelfeldspielerin wechselt als sechste Österreicherin in die USA, wo sie für die Stetson University aktiv sein wird.

SKV Altenmarkt:

Nach zeitweiligen Rückfällen in der abgelaufenen Saison erhielt das Team aus dem  Ort mit rund 2200 Einwohnern mit drei Spielerinnen vom Meister St. Pölten und zwei Kickerinnen des SV Neulengbach namhafte Verstärkung, die noch durch Christine Schiebinger und Ulrike Schaupp (beide Guntramsdorf) gesteigert wird. Jasmin Pfeiler und Chiara Schaub (beide Neulengbach) übersiedeln ebenfalls ins Triestingtal. Als neuer Trainer wurde Andreas Radakovits vom FSG Wr. Neustadt/Gloggnitz verpflichtet. Den Verein verließen Trainer Kurt Hoffer, Vater des Deutschland-Legionärs „Jimmy“ Hoffer,  Melissa Abiral, Nicole Sauer und Sandrine Sobotka (alle Neulengbach) und Viki Pinther (St. Pölten). Jedenfalls scheint das Team gegenüber der Vorsaison gestärkt, nur für die „Pinther-Treffer“ muss sich noch Ersatz finden.

Carinthians Soccer Women:

Vom Aufsteiger in die österreichische Top-Liga sind derzeit nur drei Abgänge zu vermelden: Anna Malle, Katharina Naschenweng (Sturm Graz) und Kaja Erzen (LUV Graz). Immerhin konnten im Juli  mit „Kärntnermilch“ und einer Immobilienfirma sowie einem Autohaus neue Sponsoren gefunden werden, nachdem sich dies in der Vergangenheit immer wieder als schwierig erwies. Außerdem soll es angeblich zur Fusion mit einem unterklassigen Team kommen.

Legionärinnen: 13 Akteurinnen in der Deutschen Bundesliga

Mit dem „Bayern- Quartett“ Carina Wenninger, Viktoria Schnaderbeck, Laura Feiersinger und Manuela Zinsberger sowie Sarah Puntigam, Verena Aschauer, Lisa Makas (alle SC Freiburg), Katharina Schiechtl, Sandra Hausberger, Sophie Maierhofer (alle  Werder Bremen), Nicole Billa (TSG Hoffenheim 1899), Virginia Kirchberger (1. FC Köln) und Nina Burger (SC Sand) sind voraussichtlich 13  Akteurinnen aus Österreich in der stärksten Frauen-Liga der Welt für die kommende Saison engagiert.

2. Deutsche Bundesliga mit vier Österreicherinnen

Jelena Prvulovic (1. FC Lübars) und Jasmin Pal (BV Cloppenburg) gesellen sich zu Anna Wegscheider (Bochum) und Magdalena Jakober (FFV Leipzig), womit vier Österreicherinnen auch in dieser Liga vertreten sind.

Endgültige Wachablöse oder Mehrkampf?

Durch das überaus rege Transfergeschehen kann noch nicht wirklich beurteilt werden, ob Meister St. Pölten–Spratzern einen ähnlich Erfolgsrun starten kann wie Neulengbach mit zwölfjähriger „Hegemonie“. Trotz des derzeitigen „Vize“-Status Neulengbachs ist der Ex-Meister für die nächste Saison keineswegs abzuschreiben. Die wiederum knappe Niederlage im Cupfinale und auch die beiden 0:1- und 1:2-Verlustpartien in der abgelaufenen Meisterschaft deuten darauf hin. Außerdem werden in erster Linie die beiden Grazer Vereine versuchen, die Vorherrschaft Niederösterreichs zu brechen. Sehr zu beachten wird nach der Papierform der SKV Altenmarkt sein, die übrigen Team können jederzeit zwischen Rang vier und Rang zehn landen. Für Hochspannung ist gesorgt, die Fans sollten unbedingt von den großen „Unbekannten“ profitieren!


Die Startrunde am Samstag, 8. August:

10.30 Uhr: Wacker Innsbruck - FSK Simacek St. Pölten/Spratzern
14.00 Uhr: Sturm Graz – Carinthians Soccer Women
14.30 Uhr. LUV Graz - Union Kleinmünchen
15.15 Uhr: USC Landhaus - SV Neulengbach
17.30 Uhr: SKV Altenmarkt – FC Südburgenland

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