„Pionierin“ Stallinger imponierte sogar Ottmar Hitzfeld

Auch zwölf Jahre nach ihrem letzten Länderspiel, dem 1:3 gegen Frankreich im November 2005 in Langenrohr, liegt „Jubilarin" Gerti Stallinger, die am 23. November ihren 50. Geburtstag feiert, mit 30 Länderspieltoren aus 56 Spielen noch immer an zweiter Stelle der ÖFB-Torschützinnenliste hinter Rekordschützin Nina Burger. Erst im März 2014 übertraf die Legionärin des SC Sand die frühere Rekordlerin aus Harrau/Rohrbach. Objektiverweise muss man hier auch festhalten, dass zwischen 1990 und 2010 weniger internationale Vergleiche des ÖFB-Frauen-Nationalteams als in der Jetzt -Zeit durchgeführt wurden.

 

 

Den Ball von der „Schlag-Faust" auf das "Schussbein" transferiert

Ursprünglich fand Modell-Athletin Stallinger auch mehr Gefallen am Faustballsport, wirkte hier bei 31 Länderspielen mit und war auch als Kapitänin aktiv, ehe die hauptberufliche Finanzbeamtin 1989 zum Frauenfußballverein Union Kleinmünchen wechselte und mit rund 350 Bundesligatoren als dreifache Torschützenkönigin zwischen 1990 und 1999  maßgeblich an acht österreichischen Meistertiteln, sechs Cupsiegen und vier „Doubles" beteiligt war. 2000 suchte die „Seriensiegerin" eine neue sportliche Herausforderung und übersiedelte zum FC Bayern München. Nach vier Saisonen, in denen sie zur Kapitänin avancierte und als Defensivkraft 16 Tore erzielte, kehrte die "Pendlerin"  aus Linz  von München nach „Klein-münchen" zurück.

 

Torjägerin glänzte sogar als Keeperin

Mit einem Doppelpack im August 2004 beim 3:0 im Auswärtsspiel gegen den FC Südburgenland feierte die Heimkehrerin einen standesgemäßen Einstand in Österreichs höchster Spielklasse und bewies im Rückspiel im November ihre Vielseitigkeit. Bei den damals zweitplatzierten Linzerinnen musste Standard-Torhüterin Alexandra Pichler nach „Torraub" schon in der 15. Minute vom Feld, Gerti Stallinger stellte sich als Ersatz-Keeperin in den Dienst der Mannschaft, schlug sich beachtlich und verwandelte obendrein  zwei Elfmeter zum 6.2-Kantersieg der Union Kleinmünchen. 2004/05 eroberte das stark verjüngte Team mit der erfahrenen Dirigentin überraschend den Vizemeistertitel. Im Sommer 2005 übernahm Stallinger  die Doppelfunktion der Spielertrainerin und konnte sensationell den inoffiziellen Herbstmeistertitel erringen, wobei als besonderes Gustostückerl der damalige Serienmeister SV Neulengbach durch drei Tore von Marion Gröbner mit 3:1 bezwungen wurde. Die Elf aus dem Wienerwald war zuvor 26 Spiele ungeschlagen geblieben und trat in LInz
u.a. mit der Weltklasse-Fußballerin Rosana an.

 

Husarenstück im April 2005: Halbmarathon und Bundesliga am selben Tag

Ihre enorme Athletik und Kondition bewies die Vorzeigesportlerin auch im April 2005. Nach dem Linzer Halbmarathon am Vormittag schoss sie Union Kleinmünchen in der Meisterschaft am Nachmittag zum 2:1- Sieg gegen den DFC Leoben. Für die Saison 2005/06 wurde die ehemalige ÖFB-Teamkapitänin mit dem „Bruno Pezzey-Preis" ausgezeichnet und landete dabei vor der brasilianischen Silbermedaillengewinnerin und Vizeweltmeisterin Rosana dos Santos (Neulengbach). Im Sommer 2006 hing die 39-jährige Frauenfußball-„Ikone" ihre Fußballschuhe endgültig an den Nagel. „Ich bin Fußball-leer", gestand die „Ball-erina", nicht ohne in anderen Sportarten „abzutrainieren". Gerti „Granit" erklomm als Dritte das Siegerpodest beim Mountainbike-Marathon in Kleinzell, frönte Ski alpin und nordischem Langlauf, Tennis und spielt aktuell mit beachtlichem Erfolg auch Golf (Handicap 13), „weil es ganz ohne Ball halt auch in der Sport-Pension nicht geht", schmunzelt die Ausnahme-Fußballerin, die einst bei Bayern München im Training sogar den Weltklasse-Coach Ottmar Hitzfeld mit ihrer Ballbehandlung und Treffsicherheit beeindruckte. Nach einigen "Streicheleinheiten" für die Kugel versenkte die allererste Legionärin aus Österreich in der deutschen Frauen-Bundesliga den Ball knallhart im Tor-Winkel!

 

Helmut Pichler  

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