Kaiserslautern (SID) - Die unersättlichen deutschen Rekordjäger reisen mit perfekter Bilanz zu ihrer WM-Titelverteidigung nach Russland. Die Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw feierte in der Europa-Gruppe C trotz großer Rotation ein 5:1 (1:1) gegen Aserbaidschan und damit den zehnten Sieg im zehnten Qualifikationsspiel. Das war zuvor nur Spanien vor der WM 2010 in Südafrika gelungen, allerdings mit schlechterer Tordifferenz.

Mit dem WM-Ticket in der Tasche und sieben Änderungen in der Startelf schien allerdings drei Tage nach dem 3:1 gegen Nordirland etwas die Luft raus. Leon Goretzka traf zwar noch zauberhaft per Hacke (8.), danach wurden jedoch Abstimmungsprobleme offenbar, die Ramil Scheydajew (34.) zum Ausgleich nutzte. Sandro Wagner (54.), ein Eigentor von Badawi Hüsejnow (64.), erneut Goretzka (66.) und Emre Can (81.) bewahrten die Weltmeister vor einem Fleckchen auf der weißen Weste. Am Ende standen 43:4 Tore.

Löws Augenmerk ist längst auf die WM gerichtet. Seinen Spielern schärfte er ein: "Alle 23 müssen auf den Punkt genau auf dem höchsten Niveau sein, um zu jeder Minute, zu jeder Sekunde des Turniers Topleistung abzurufen. Nur dann ist der Titel möglich!"

Der Deutsche Fußball-Bund will mit Löw ohnehin auch darüber hinaus weitermachen, daher erstickte Oliver Bierhoff Gerüchte über ein Engagement bei Bayern München im Keim. "Zum einen hat Jogi bis 2020 Vertrag. Zum anderen: Wenn die Bayern um die Ecke schauen, werde ich schon einen Riegel vorschieben", sagte der Manager.

Löw ermöglichte einigen Spielern ihre verdiente Pause. Nur zwei Weltmeister standen in Kaiserslautern noch in der Startelf: Shkodran Mustafi als zentraler Abwehrspieler und Thomas Müller, der in Abwesenheit des verletzten Torhüters Manuel Neuer (Mittelfußbruch) wieder Kapitän war.

Sieben Veränderungen leistete sich der Bundestrainer vor 37.613 Zuschauern auf dem Betzenberg insgesamt. Torhüter Bernd Leno, Mustafi, Niklas Süle, Can, Julian Brandt und Leroy Sane auf den Außen, Lars Stindl im Sturm - alle kamen neu in die Mannschaft, die im 3-1-4-2-System mehr schlecht als recht spielte.

Größere Umstellungsschwierigkeiten blieben anfangs aus. Da Aserbaidschan ins Pressing ging, bot sich durch wenige kluge Pässe viel Raum, noch verstärkt nach Goretzkas Zaubertor. Doch stand der Gegner hinten und wartete, gestaltete sich der deutsche Aufbau zäh und behäbig. Löw zeterte. Überdies musste Süle (22.) mit muskulären Problemen raus, Mustafi folgte 14 Minuten später verletzt. Für Süle kam Antonio Rüdiger, der vor dem Ausgleich dreimal ausgetanzt wurde. Leno sah auch schlecht aus.

Da zwischen dem einzigen "Sechser" Can und der offensiven Reihe die Abstände zu groß waren, fehlte der Fluss im Spiel. Häufig ging der Ball unnötig in der Vorwärtsbewegung verloren, Aserbaidschan setzte dann zu Kontern an, die meist auch früh versandeten.

Das Spiel wurde unansehnlich, das Glück fehlte: Sandro Wagner traf nach einer guten Kombination frei den Pfosten (31.) und erwischte den Abpraller nicht. Auch Sane vergab eine Riesenchance kläglich (45.+2). "Wir bringen uns selbst in Schwierigkeiten", analysierte Bierhoff bei RTL in der Halbzeitpause.

Danach wurde es wieder schwungvoller, intensiver, der klare Favorit zog hart die Zügel an. Wagner köpfte sein 5. Tor im 5. Länderspiel und empfahl sich erneut für einen Platz im WM-Kader - Sane, für den es bei Manchester City glänzend läuft, vergab dagegen erneut (52.). Stindl schoss an den Pfosten (61.).

Danach fielen die Tore plötzlich fast im Minutentakt. Hüsejnow fälschte einen Rüdiger-Kopfball ins Tor ab, spätestens mit Goretzkas zweitem Treffer war das nun doch einseitige Spiel entschieden. Can ließ aus mehr als 20 Metern das fünfte Tor folgen.