Importiertes Fußball-Flair


von Raphael Oberndorfinger

Kurz vor dem Wiederanpfiff nach der Pause: Seelenruhig betritt ein Häufchen Blau-Weiß-Fans den Rasen. In ihren Händen ein Transparent. Dessen Botschaft direkt an den LASK-Sektor adressiert wird. Sekunden später stürmen die Schwarz-Weißen los, die Provokateure erwidern. Historiker hätten ihre Freude gehabt, erinnerte das Aufeinandertreffen der „Angriffsformationen“ mit blanken Fäusten doch an jene epochalen Gefechte wie die Schlacht von Stirling. Und gab es schon zu Zeiten von William Braveheart Wallace keine Ordnungshüter, so war auch diesmal anfangs keine Spur von den Exekutivbeamten. Erst einige Minuten später war der Schlagabtausch wieder unter Kontrolle. Während jener am Spielfeld mit einiger Verzögerung fortgesetzt wurde. 

Was insofern bemerkenswert war, weil weiterhin Bierbecher und Knallkörper auf den Rasen der Welser ESV-Anlage flogen. Bis die Fans der Perzy-Elf ob der 1:0-Führung von Neuhold & Co. erkannten, dass ein Spielabbruch nur dem verhassten Erzrivalen nützen würde. So wie die lethargischen Polizei-Einheiten schien auch das Referee-Trio den Toleranzrahmen auszureizen. Mitunter deshalb, weil man bereits vorab mit einem emotionsgeladenen Derby gerechnet hatte. Zumal es diesmal auch um essentielle Big Points im Titelkampf und nicht nur um die Ehre ging. Natürlich haben Handgreiflichkeiten keinen Platz am Fußballplatz – und die Anwesenheit eines Großaufgebots an Sicherheitskräften entspricht sicher nicht der Idealvorstellung von einem berauschenden Fußball-Highlight, wie es im oberösterreichischen Unterhaus mit Ausnahme von Vorwärts Steyr einmalig ist. Aber es zeigt die gelebte, bedingungslose Hingabe für den Fußball – eine Begeisterung, die schon im Vorfeld des OÖ-Liga-Hits geschürt wurde und nach jahrelangem Dornröschenschlaf wieder die Welser Tribünensitze gefüllt hat. 

Weshalb der 27. April 2008 als besonderer Tag in den Annalen der Sportstadt Wels vermerkt werden kann. Lag doch ein Flair über der Messestadt, für welches zuletzt Raika Wels in der Bundesliga von 1982 bis 1984 und eben der LASK und FC Linz im Herbst 1996 gesorgt hatten, als die beiden Klubs mit ihren Heimspielen ins Union-Stadion ausgewichen waren. An diesem Sonntag zogen wieder jubelnde Fans durch die Straßen. Was verdutzte Pensionisten neugierig machte. „Spüt Wöös leicht wieder in da Bundesliga?“, fragte einer. Nein! Es waren 1800 Linzer Kehlen und mehrere hundert aus Vöcklabruck nach dem erfolgreichen Regionalliga-Derby, die dem Fußballflair in Österreichs siebtgrößter Stadt wieder eine Renaissance „schenkten“.


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