Das Ende des ?Debütantenballs?


von Raphael Oberndorfinger

Ja, in der heimischen Arena fiedeln sie wie die Wiener Philharmoniker, geben nur sie den Ton an, blasen den Gegnern den Marsch. Auswärts hingegen erinnert Vöcklamarkt in punkto Rhythmus und Leidenschaft an eine vermeintliche Künstlergruppe aus dem Seniorenheim, die nur ein Werk aus dem Effeff beherrscht: das Requiem! Wobei selbst Mozarts Trauermelodie den Herzen der Vöcklamarkt-Fans nicht schmerzhafter einen Stich um den anderen versetzen könnte: Denn die 2:3-Niederlage bei BW Linz war die traurige Fortsetzung der vorangegangenen elf Auswärtsspiele, in denen kein einziger Sieg gelungen war. Weshalb die nicht enden wollende Arie in d-moll angesichts der personellen Besetzung schlichtweg unerklärbar ist – und die leidgeprüften Anhänger sogar bei einem Alf Poier-Konzert mehr zu lachen hätten als auf den fremden Plätzen. 

Jetzt ist der Vorstand auf der Suche nach einem Nachfolger für Trainer Thomas Paulin, der lange Zeit volle Rückendeckung genoss. Wohl auch deshalb, weil der 40-Jährige in seiner allerersten OÖ-Liga-Saison noch einen kleinen Bonus hatte. Schlussendlich sind neun Pünktchen aus zehn Frühjahrspartien aber zu wenig – Paulins Debütantenball wird nach der letzten Runde ein verfrühtes Ende finden. Ein Schicksal, das auch Trauns Harry Gschnaidtner teilen muss. Der nach einem katastrophalen Herbst den Taktstock mit seiner Elf noch einmal herumgerissen hat und für den nach der zuletzt positiven Entwicklung die Entlassung genauso unerwartet und unerwünscht kam wie Toni Polsters Gesangskarriere für all jene, die noch kein Hörgerät am Nachtkästchen liegen haben. 

Umso höher ist der im Abstiegskampf so wichtige 1:0-Sieg bei Mondsee bewerten. Einen Tag, nachdem Gschnaidtner die bittere Vorstandsentscheidung erfahren hatte, über die er eine Stunde vor Anpfiff seine Jungs in Kenntnis setzte –  und sie dennoch topmotiviert auf den Rasen schicken konnte. Das zeigt jene Professionalität, die Trauns Dirigenten erhobenen Hauptes vom Podium schreiten lässt. Und auch wenn sein erstes Jahr in der OÖ-Liga ein ebenso abruptes Finale nahm wie bei Paulin: Beiden Trainer wird mit Sicherheit bald wieder ein da capo in der OÖ-Liga vergönnt sein.


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