Interview mit Ronald Scharschinger - dem scheidenden sportlichen Leiter des SV Grieskirchen

Nach mehr als einem Jahrzehnt Schweiß, Blut und Tränen als Trainer und sportlicher Leiter des SV Pöttinger Grieskirchen tritt Ronald Scharschinger mit sofortiger Wirkung von all seinen Ämtern zurück. Wir haben ihn für ein Telefoninterview gewinnen können, um zu erfahren, wie es jetzt beim SV Grieskirchen weitergeht und was ihn dazu bewegt hat, sein Amt niederzulegen.

 

Ligaportal (LP): Hallo, Herr Scharschinger. Sind Sie jetzt offiziell zurückgetreten von allen Ämtern?

Ronald Scharschinger (RS): Ja, als sportlicher Leiter und auch aus dem Vorstand ziehe ich mich zurück.

LP: Was ist der Grund für ihren Rücktritt?

RS: Der Abstieg hat jedenfalls nichts damit zu tun. Die Zeit ist gekommen für eine Auszeit. Ich habe verschiedene Anfragen von einigen Vereinen bekommen, aber ich habe mich dazu entschieden, diesen Sommer auf jeden Fall eine Pause einzulegen. Was danach kommt, wird man sehen. Ich hatte in 12 Jahren Grieskirchen eine sehr erfolgreiche Zeit. Einige Dinge sind mir dabei besonders in Erinnerung geblieben. Als ich im Winter 2004/05 die Mannschaft als Tabellenletzter übernommen habe, sind wir trotzdem nicht abgestiegen. Ein Jahr später sind wir dann sensationell in die Regionalliga Mitte aufgestiegen. Allerdings ist es grundsätzlich auch so, dass wir zwar in der Oberösterreich-Liga immer tolle Arbeit geleistet haben. Doch heuer haben wir den Klassenerhalt leider nicht geschafft, weil die Regionalliga für den Verein eigentlich eine Nummer zu groß ist. Allein das Budget ist zu hoch. Bei meinem Rücktritt spielt alles ein bisschen mit – vielleicht auch, weil ich so schon so lange dabei bin und auch gewisse Zielsetzungen habe.

LP: Wie geht es jetzt weiter in Grieskirchen? Wer wird ihr Nachfolger?

RS: Ich halte mich aus der kompletten Kaderplanung raus. Mein Nachfolger wird Stefan Pölzl. Ein gebürtiger Grieskirchener, der momentan in der 2. Klasse tätig ist. Ein junger Mann, der sicherlich frischen Wind in den Verein bringen wird.

LP: Haben Sie sich schon von der Mannschaft verabschiedet?

RS: Nächste Woche wird es eine offizielle Ausstandsfeier mit dem Vorstand, der Mannschaft und dem Verein geben.

LP: Was waren ihre schönsten Momente beim SV Grieskirchen?

RS: Einer der Höhepunkte war sicherlich der Aufstieg in die Regionalliga als Trainer in der Saison 05/06. Ein zweiter Höhepunkt als wir im darauffolgenden Jahr bei vier Absteigern die Klasse halten konnten. Weitere eher persönliche Highlights waren, dass es mir als sportlichem Leiter gelang, U17-Länderspiele nach Grieskirchen zu holen, der Gewinn des Oberösterreich-Cups und dass ich zwei Mal Rapid zu uns holen konnte. Besonders betonen möchte ich die gute Basis mit Helmut Wartinger mit dem ich sehr gerne und sehr erfolgreich zusammenarbeitete.

LP: Und die schlimmsten?

RS: Ich bin ein sehr erfolgsorientierter Mensch, deswegen tut jeder Abstieg weh. Sowohl der Abstieg 07/08 als auch der aktuelle. Ebenso als wir gegen Schallerbach bis knapp zehn Minuten vor Schluss mit 4:1 führten und das Spiel noch 4:5 verloren. Danach bin ich ja als Trainer zurückgetreten.

LP: Worauf freuen Sie sich jetzt am meisten in der fußballfreien Zeit?

RS: Ich freue mich zum Beispiel darauf, Urlaub mit meiner Frau zu planen, ohne auf den Kalender schauen zu müssen. Ohne auf irgendwelche Vorbereitungsspiele berücksichtigen zu müssen. Und ich freue mich darauf, dass ich mir am Wochenende das eine oder andere Spiel anschauen kann, die ich mir auch anschauen will. Ganz ohne Emotionen und Druck – egal ob ein Spiel vom LASK oder von Ried. Außerdem kann ich jetzt auch meine Selbstständigkeit ein wenig mehr verfolgen.

LP: Abschließend noch eine Frage zur abgelaufenen Saison. Der TSV Hartberg ist Meister und steigt nun auf. Was trauen Sie der Mannschaft in der Ersten Liga zu?

RS: Für mich ist der TSV Hartberg der verdiente Meister. Und sie waren ja schon oben, deshalb wissen sie schon, worauf sie sich einlassen. Wenn sie sich punktuell verstärken, werden sie eine ordentliche Rolle spielen.

LP: Vielen Dank für das Gespräch und alles Gute für die Zukunft!

 

Wir wünschen Ronald Scharschinger für seinen beruflichen und privaten Weg alles Gute!

Geführt und geschrieben von Pascal Stegemann