Herbstrückblick Teil 12: LASK Linz

lask bigDie Herbstsaison der Regionalliga Mitte ist Geschichte, nun wird es Zeit, die Geschehnisse zu analysieren. Das ligaportal nimmt dazu alle 16 Vereine genauer unter die Lupe. Den zwölften Teil des großen Herbstrückblickes macht der LASK. Die Linzer begaben sich in der abgelaufenen Hinrunde auf Rekordjagd, überwintern mit überragenden 41 Punkten und drei Zählern Vorsprung auf Verfolger Pasching auf Platz eins - und das, obwohl der Herbst des finanziell schwer angeschlagenen Traditionsklubs von Existenzängsten geprägt war.

Interview mit Trainer Karl Daxbacher

ligaportal: "Herr Daxbacher, Ihre Mannschaft hat im vergangenen Herbst den Punkterekord in der Regionalliga geknackt und sich souverän die Winterkrone aufgesetzt. Das alles gelang trotz bekanntlich ganz, ganz schwieriger Umstände. Wie stolz sind Sie auf die Mannschaft?"

Karl Daxbacher: "Sehr, auf alle Fälle. Es war über die gesamte Herbstsaison fast alles positiv, es hat nur eine Niederlage gegen Pasching gegeben. Da waren wir meiner Meinung nach ungefähr leistungsleich, wir haben dennoch 0:1 verloren. Alles andere war aber sehr beeindruckend, speziell unter dem Aspekt, dass es Zahlungsschwierigkeiten gab, die Zukunft ungewiss war. Sehr beeindruckend ist natürlich die Auswärtsserie. Kein Tor auswärts zu bekommen, ist äußerst ungewöhnlich, überhaupt nur vier Gegentreffer zu kassieren ist sehr, sehr positiv. Auch offensiv waren wir bis auf ein, zwei Spiele immer stark. Natürlich muss man da ein positives Resumee ziehen. Die Basis für den Meistertitel ist geschaffen, die Chance, wieder um den Aufstieg zu spielen, ist da."

Fussball LASK_vs_FC_Pasching_17.09.2013_-_Radovan_Vujanovicweiss_vs_Martin_Graseggergrnligaportal: "Wie schwierig war es vor allem für Sie als Trainer, trotz dieser ganzen Probleme bezüglich ausstehender Gehälter und ungewisser Zukunft die Mannschaft zusammenzuhalten, den Fokus weiter auf das Sportliche zu legen?"

Daxbacher: "Ich habe das gar nicht als so schwierig empfunden. Es war von meiner Seite natürlich immer wieder der Appell da, nicht nachzulassen, weil die Chance ja groß war, dass es weitergeht. Die Schwierigkeit war nicht so groß, weil alle charakterlich wirklich top sind. Die Spieler haben die Situation genauso gesehen haben wie ich, haben sich mit unserem gemeinsamen Erfolg genauso identifiziert. Man weiß nicht, wie es gewesen wäre, wenn ein anderer Trainer da gewesen wäre. Das kann man nicht sagen. Von meiner Seite war es eben immer so, dass ich keine Eskalation aufkommen lassen habe, sodass kein großer Streik passiert. Das war schon die Basis für die guten Leistungen bis zum Schluss."

ligaportal: "Sie haben die herausragende Auswärtsbilanz bereits angesprochen. Hat man sich in der Fremde etwas leichter getan hat, weil sich da die Gegner nicht ganz so sehr aufs Verteidigen beschränken wie zu Hause?"

Daxbacher: "Das ist sicher ein Argument, auf alle Fälle. Andererseits trauen sich die Mannschaften im eigenen Stadion doch immer mehr zu und sind daher normalerweise stärker. Es war jetzt auch die Heimbilanz nicht so schlecht. Grundsätzlich haben wir schon das Gefühl, dass wir auf der Gugl eine Macht sind und es für die anderen Mannschaften ganz schwer ist. Wir haben einmal verloren und einmal Unentschieden gespielt, so großartig anders ist die Bilanz nicht. Aber: Wir spielen immer auf Sieg, auch auswärts, wo die anderen Teams mit etwas offenerem Visier agieren. Da ist es oft leichter, mit den vorhandenen Räumen Chancen herauszuspielen. Wie gesagt, wir spielen aber sehr gerne auf der Gugl und haben das Gefühl, dass die Mannschaften mit viel Respekt hierherkommen. Sie stehen dann meist tief und wir müssen den Riegel erst knacken."

ligaportal: "Die Neuzugänge haben bis auf Michael Popp gerade zum Schluss eine sehr gute Rolle gespielt. Würden Sie sagen, dass man in Sachen Transferpolitik im Sommer alles richtig gemacht hat?"

Daxbacher: "Ja, wir haben das meiner Meinung nach wirklich gut gemacht. Wir sind in der Breite stärker geworden im Vergleich zum Vorjahr. Das Problem ist, dass Spieler, die sich im Training gut präsentieren, trotzdem wenig Möglichkeiten bekommen zu spielen. Das ist natürlich ein wenig bitter. Man hat aber gesehen, dass etwa Hammerer, nachdem er dann fit war, auf alle Fälle eine Verstärkung für uns ist. Dasselbe hat für Fabio Silva gegolten. Er hatte auch immer wieder Probleme mit Muskelverletzungen und mit wenig Spielpraxis gehabt, schon bevor er zu uns gekommen war. Er hat eben seine Zeit gebraucht, man hat aber gesehen, dass er durchaus eine Verstärkung sein kann. Das hat also schon sehr gut gepasst. Wichtig war natürlich, dass Vujanovic trotz der Abgangsgerüchte doch geblieben ist. Wenn du einen Spieler hast, der in jeder Situation ein Tor schießen kann, ist das ganz wichtig. Daher hoffen wir, dass er auch jetzt wieder bei uns bleibt."

fussball-lask-vs-wac-amateure-09112013-4ligaportal: "Wie stehen die Chancen auf einen erneuten Verbleib von Vujanovic?"

Daxbacher: "Ich glaube relativ gut. Nur muss das alles wirklich zu diesem vereinbarten Termin über die Bühne gehen. An diesem 20. Dezember sollten wir schon Bescheid wissen (bezüglich Übernahme durch Investorengruppe, Anm.). Er hat natürlich die Möglichkeit, ablösefrei zu einem anderen Verein zu wechseln. Wenn es keine gesicherte Zukunft gibt, ist die Gefahr schon groß, dass er das macht."

ligaportal: "Nun gab es auch im abgelaufenen Herbst Spieler, die immer wieder in der zweiten Mannschaft auflaufen mussten, wie etwa ein Attila Varga oder ein Michael Popp. Jetzt ist natürlich der Sprung von der zweiten Klasse (achthöchste Spielklasse, Anm.) zur Regionalliga sehr groß. Inwieweit sehen Sie diese Tatsache als Problem?"

Daxbacher: "Grundsätzlich ist es besser als sie trainieren am nächsten Tag härter, was normalerweise der Fall ist, wenn sie nicht oder nur kurz eingesetzt werden. Als Spieler selber ist es nie ein Nachteil, wenn ich ein Bewerbsspiel habe, auch wenn es die letzte Klasse ist. Leider haben wir eben in der zweiten Klasse anfangen müssen. Das ist von der Anforderung her sicher nicht optimal, auch vom Kopf her vielleicht etwas schwierig, um halbwegs konsequent zu spielen. Es hat aber großteils gut geklappt, wir haben fast immer hohe Siege gefeiert. Es ist natürlich ein Problem, wenn du als Kaderspieler in der zweiten Mannschaft spielen musst und dich dafür nicht richtig motivieren kannst. Irgendwie sind wir aber auch wieder froh. Wenn ein Spieler verletzt war, kann man sagen, er soll es einmal in der zweiten Mannschaft probieren, ob es schon hundertprozentig hinhaut. So gesehen war das auch positiv."

ligaportal: "Abschließend noch die Frage: Wie groß ist die Zuversicht hinsichtlich der weiteren Zukunft, nachdem die Übernahme nun aller Voraussicht nach ordnungsgemäß über die Bühne gehen wird?"

Daxbacher: "Es sind sehr große Anstrengungen von den "Freunden des LASK" (Name der Übernahmegruppe, Anm.) da, damit das klappt und alles in einem geordneten Rahmen weitergeht, damit auch das Ansuchen für die Lizenz hinhaut und die Gehälter völlig korrekt ausgezahlt werden. Der Optimismus ist groß, dass das passt. Jetzt hoffen wir natürlich, dass der Termin mit dem 20. Dezember, der immer kolportiert wird, auch hält. Das ist natürlich alles schon sehr, sehr wichtig. Im ärgsten Fall hätte es passieren können, dass der LASK verschwindet, das Schicksal vom GAK erleidet und von ein paar Langzeitfans wieder neu ins Leben gerufen werden hätte müssen. Das wäre natürlich schon sehr, sehr schade gewesen." 


Statistik zur Herbstsaison 

Platz: 1. (41 Punkte)
Heimtabelle: 3. (19 Punkte)
Auswärtstabelle: 1. (22 Punkte)
Höchster Sieg: 4:0 (gegen SAK, Vöcklamarkt, WAC Amateure)
Höchste Niederlage: 0:1 (gegen Pasching)
Längste Serie ohne Sieg: 1 Spiel (Runden 5, 7, 12)
Längste Serie ohne Niederlage: 8 Spiele (Runden 9 - 16)
Bester Torschütze: Radovan Vujanovic (12 Tore)
Böse Buben: Dominik Stadlbauer (1x Rot), Daniel Kogler (4x Gelb)
Derbybilanz: 4 Siege, 1 Remis, 1 Niederlage (Torverhältnis: 11:1)

 

So geht es weiter

Trainingsstart: 7. Jänner 2014

 

Fotos: Harald Dostal

Christoph Gaigg