Spitzenreiter Wiener Sport-Club sieht sich trotz aller Widrigkeiten auf sehr gutem Weg!

"Der ganze Verein zieht an einem Strang und das nicht nur was den sportlichen Aspekt betrifft. Das hilft in so herausfordernden Situationen sehr." Hörbar zufrieden ist man beim Tabellenführer der Regionalliga Ost Wiener Sport-Club mit dem bisherigen Saisonverlauf und auch über den Zusammenhalt im gesamten Verein. Denn auch in der Coronakrise ist man längst nicht "nur" ein Fußballclub, "wir sind mit einem mittelständischen Unternehmen zu vergleichen und haben dementsprechend auch unsere Verantwortung gegenüber unseren Mitmenschen." Wie diese aussieht, welche coronabedingten Maßnahmen man vereinsintern getroffen hat und ein kleiner Rück- bzw. Ausblick - darüber habe ich mich mit dem Vizepräsidenten, Sektionsleiter und auch Kassier des Vereins, David Krapf-Günther, in einem ausführlichen Gespräch unterhalten.

Corona stellt so gut wie alles in den Schatten!

"Wenn man Corona einen Moment ausklammert und sich definitiv nur auf die sportlichen Aspekte konzentriert, dann kann man mit diesem Herbst wirklich sehr zufrieden sein. Nicht nur aufgrund der Tatsache, dass wir als Tabellenführer überwintern, sondern auch wie wir uns leistungstechnisch weiterentwickelt haben. Da ist uns wieder ein kleiner Schritt nach vorne gelungen." Und Vizepräsident Krapf-Günther hat bzgl. dieses Leistungssprungs auch gleich ein Beispiel parat. "Wenn wir uns das Auswärtsmatch gegen SC Wiener Viktoria anschauen, dort ist es traditionell sehr schwer zu spielen und im letzten Jahr sind wir gestolpert. Heuer waren wir spielerisch und vom Kopf schon so weit, dass wir das Match souverän für uns entscheiden konnten." Doch auch aus der bisher einzigen Niederlage, zuhause gegen FC Mauerwerk, nimmt man einiges mit. "Nach solchen Spielen gilt es, die Analyse richtig anzusetzen und entsprechend Rückschlüsse zu ziehen. Aus Niederlagen lernt man ja bekanntlich am meisten." Gelernt hat man auch bereits in der Vorbereitung auf einige Spiele: und zwar die Fähigkeit blitzschnell auf geänderte Umstände zu reagieren. "Nachdem man oft relativ spontan mit Spielabsagen konfrontiert war, mussten wir natürlich entsprechend handeln. Die Vorbereitung lief eigentlich immer mit dem Hintergedanken, dass das Match auf jeden Fall stattfindet. Als dann eine Spielabsage kam, haben wir uns umgehend bemüht einen Ersatzgegner zu finden, denn die Mannschaft sollte gegen egal welches Team performen können. Das Trainerteam rund um Robert Weinstabl, hat aber auch durch unterschiedliche Trainingsgestaltung für jede Menge Abwechslung gesorgt, was der Truppe sehr gut getan hat", möchte Krapf-Günther auch seinem Betreuerteam ein großes Kompliment aussprechen.

Hygienemaßnahmen kontinuierlich verfeinert!

Der Hygieneprozess war nach Ende der Meisterschaft 19/20 laut Vizepräsident Krapf-Günther ein schleichender. "Nachdem wir ja direkt vom Saisonabschluss in die Vorbereitung für die neue Saison gestartet sind, war der Prozess zur Einhaltung und Adaptierung der Hygienemaßnahmen ein allmählich wachsender. Zunächst in Kleingruppentrainings, wurde dann auch in Kabinen mit Masken auf möglichst jeden direkten Kontakt untereinander verzichtet. Große Vor- oder Nachbesprechungen wurden gänzlich ausgelassen, lediglich das Duschen war noch ein Grund sich länger in den Innenräumen aufzuhalten. Und auch das Beisammensitzen fand nicht mehr statt. Jeder der Beteiligten hat Familie und der gegenüber trägt man Verantwortung."

Fehlende Gespräche!

Auf die Frage wie man zum vorläufigen Abbruch der Saison Anfang November steht hat Krapf-Günther klare Worte: "Ein Stück weit versteht man die Situation natürlich. Was jedoch das wahre Problem war, waren die fehlenden Gespräche der Verantwortungsträger gegenüber den Vereinen. Wieso trifft es jetzt den Fußball, wenn man sich mit den entsprechenden Hygienekonzepten viel Mühe gegeben und kaum aktive Fälle zu verzeichnen hat?" Wirklich sauer aufgestoßen ist dem Verantwortlichen des Wiener Sport-Club jedoch die Tatsache, dass den Vereinen die Haupteinnahmequelle neben dem Ticketverkauf, die Kantinenverkäufe, mutwillig weggenommen wurde. "Das war in keinster Weise vernünftig geregelt und absolut die falsche Richtung. Nahezu alle Amateurvereine sind auf diese Einnahmen angewiesen, sind über diesen Weg gewachsen - da muss es zukünftig klare Gespräche mit allen Entscheidungsträgern geben um Lösungen zu finden. Ohne Kantinenverkauf ist ein weiterer Saisonverlauf jedoch nicht vorstellbar."

Offene Gespräche!

Doch es gab auch offene Gespräche und zwar innerhalb des Vereins bezüglich finanziellem Spielraum. "Wir haben uns natürlich alle hingesetzt, schon bei Verträgen im Sommer Details festgelegt. Jeder im Verein zieht hier voll mit. Denn es hat auch niemand etwas davon, wenn der Verein dann nach 3 Monaten zahlungsunfähig ist weil das Geld ausgegangen ist. Deswegen erneut ein großes Lob an alle die auf der Gehaltsliste des Vereins stehen." 

Bezüglich der von der Regierung festgelegten Fördermöglichkeiten zeigt man sich innerhalb des Vereins zufrieden, speziell die Kurzarbeit stellt eine vernünftige Möglichkeit um Kosten zu sparen dar. "Wir sind ja doch mit einem mittelständischen Betrieb vergleichbar und haben einige Angestellte, die wiederum Familien hinter sich haben. Da war es anfangs sehr erschreckend, dass die Fußballvereine bei etwaigen Förderungen bzw. Unterstützungen ausgeklammert hätten werden sollen." 

Transfers möglich, jedoch nicht zwingend!

Aufgrund der starken, bereits über Jahre hinweg zusammengewachsenen Mannschaft, sieht man aktuell kaum Bedarf am Transfermarkt aktiv zu werden. "Wenn wir reagieren, dann nur auf Verletzungen. Da gilt es in den nächsten Wochen den Heilungsverlauf unserer Langzeitverletzten im Auge zu behalten. Ansonsten sehe ich kaum Handlungsbedarf. Unser Ziel ist es sowieso immer eines unserer Talente in den Kader der Kampfmannschaft hochzuziehen."

WSC-Vizepräsident Krapf-Günther sieht den kommenden Wochen trotzdem einigermaßen entspannt entgegen. "Wir haben ein Hallentraining bereits ausgeschlossen, da steht der Aufwand in keinem Verhältnis zum Risiko." Man wird diesbezüglich alternative Trainingsmethoden finden um dann im Jänner wieder genauso gut performen zu können wie es das in den 8 Runden der Herbstsaison gelungen ist.

 

Ein Statement von David Krapf-Günther zu Wiener Sport-Club 1B, der zweiten Mannschaft, und wie er die Entwicklung der jungen Truppe sieht, findet ihr morgen in der Berichtsübersicht der Oberliga A Wien.

 

Marco Wiedermann