1b-Teams im Ligabetrieb - Maishofens Sektionsleiter Eder fordert "rigorose Statutenänderung"

Seit dem Spieljahr 2010/11 mischen 1b-Mannschaften wieder im regulären Spielbetrieb des Salzburger Amateurfußballs mit. Nachdem sich die zweiten Anzüge von Salzburg- und Regionalligsten davor in der 3. Klasse untereinander bekämpft haben, finden sie sich nun in acht der insgesamt elf Unterhausligen wieder. Wenngleich eine 1b für junge, talentierte Kicker ein relevantes Sprungbrett für die "Erste" sein kann, besteht im Gleichschritt die Gefahr, dass ein reger Spieleraustausch zwischen den beiden Kampfmannschaften wettbewerbsverzerrende Formen annimmt. Vor allem in der 2. Landesliga Süd, in der zwei 1b-Mannschaften mitkicken, sorgt die Thematik rund um die 1b-Teams für viel Diskussionsstoff. Wir haben Philipp Eder, den Sektionsleiter des SK Maishofen, vors Mikrofon gebeten, um mit ihm über die Causa 1b zu plaudern.

 

 

LIGAPORTAL: "Mit St. Johann und Saalfelden stellen in eurer Liga zwei Teams eine 1b-Mannschaft. Wie würdest du die beiden Vereine prinzipiell vergleichen?

EDER: "Während St. Johann seit vielen Jahren konstant in der höchsten Amateurliga erfolgreich ist und in der Tat einheimische Spieler entwickelt, setzt Saalfelden seit kurzem andere Maßstäbe und träumt gar von der Champions League. Dabei schafft man es seit Jahren nicht einmal eine schlagkräftige Regionalliga-Truppe bestehend aus Pinzgauern zu formen, die dem Vereinsnamen folglich Rechnung trägt. Die Erklärung ist ganz einfach: Die Quantität in Bezug auf Spieler mit Regionalliga-Qualität ist im Pinzgau einfach nicht gegeben. Hinzu kommt das Problem, dass der Pinzgau geografisch nicht die Lage anderer Bezirke hat, wo man 'um die Ecke' den ein oder anderen Spieler hat, der meine Mannschaft verstärkt und auch zum Verein passt. Ein Blick auf die 'Vitas' der meisten Spieler, die im Norden kicken, zeigt das auch. Die wechseln oft innerhalb weniger Jahre x-mal den Verein und kicken trotzdem immer in der Regionalliga, weil der nächste Klub schon 'am Eck' wartet."

 

LIGAPORTAL: "Wirkt sich diese unterschiedliche Herangehensweise, deiner Meinung nach, auch auf die 1b-Mannschaften aus?"

EDER: "Zu den 1b-Teams sei einfach in aller Deutlichkeit gesagt: St. Johann macht das im Grunde vorbildlich und stellt eine 'echte 1b'. In diesem Kader findet man bestenfalls 2-3 Spieler (meistens sogar dieselben), die für den Sprung in die Regionalliga-Truppe möglicherweise noch nicht bereit sind oder hier und da in den Kader reinschnuppern dürfen. Im Ausnahmefall kommen Langzeitverletzte (zum Beispiel: Pertl im vergangenen Herbst) zum Einsatz, um wieder unter Wettkampfbedingungen zu alter Stärke zurückzufinden. Ganz anders in Saalfelden. Mir haften diesbezüglich einige Ergebnisse der letzten Zeit im Gedächtnis. Ohne jetzt konkret Vereine abwerten zu wollen - aber man verliert in Zederhaus glatt mit 1:4, deklassiert hingegen Maria Alm im Derby mit 7:1. Und Maria Alm ist Titelanwärter und weiß Gott keine Truppe, die sich einfach mal so derart abschießen lässt. Oder: Man erreicht in Eben gerade mal ein Remis (ein Jahr zuvor gewinnt man mit neun (!!!) Spielern der ersten Mannschaft mit 10:0 gegen eine nahezu idente Eben-Elf), kassiert in St. Martin/T. eine 1:5-Schlappe und gewinnt dann ein Heimspiel gegen den souveränen Tabellenführer Saalbach. Saalbach hat nebenbei in Zederhaus mit 6:0 gewonnen. Wer da noch eine logische Erklärung sucht, sollte sich einfach mal die jeweiligen Kader in den zitierten Spielen ansehen." 

 

LIGAPORTAL: "Machst du Saalfelden einen Vorwurf?"

EDER: "Ich möchte betonen, dass Saalfelden dabei nichts Verbotenes macht. Die fragwürdigen Regularien der Verbände lassen das leider zu."

 

LIGAPORTAL: "Wenn du ins Regulativ eingreifen könntest, was würdest du ändern?"

EDER: "Ich wäre für eine rigorose Statutenänderung, auch im Sinne der 'echten' 1b-Spieler, die so oft sehr kurzfristig um ihre Leidenschaft - am Wochenende Meisterschaftsspiele spielen zu dürfen - kommen. Ich bin einigermaßen überrascht, dass manche Jungs überhaupt noch eine Nähe zum Verein spüren. Denn wenn ich nur alle paar Wochen auflaufen darf, weil oft kein Platz für mich ist, da dieser für 'Profis' reserviert ist, dann kann ich bei Harham oder Bsuch (Anm. der Redaktion: Harham und Bsuch stellen jeweils eine Hobbymannschaft im Pinzgau) auch spielen. Denn mit Hobbyklubs habe ich auch 'nur' alle paar Wochen ein Match. Die einzige faire Lösung wäre vermutlich, dass Vereine mit 1b-Mannschaften im Zuge der Mannschaftsnennung einen fixen Kader für die 1b-Mannschaft nennen müssen. Denn alles andere verzerrt den Bewerb in übertriebenem Ausmaß. Formulierungen wie "Wenn der Spieler länger als 45 Minuten ...., dann ....." kann man in der vielzitierten Pfeife rauchen und werden für die Zukunft rein gar nichts erwirken."

 

LIGAPORTAL: "Brechen wir es ein wenig herunter und betrachten eine Kampfmannschaft und deren Reservemannschaft. Auch da gibt es Spieler, die zunächst in der Reserve spielen und später in der "Ersten" auflaufen. Ist das für dich die gleiche Geschichte wie mit den 1b-Teams?"

EDER: "Wer allen Ernstes nur daran denkt, dass Reserve und 1b dasselbe ist, der irrt ganz gewaltig. Reservemannschaften haben keinerlei 'Rechte und Pflichten' in Hinblick auf den sportlichen Erfolg. Sie können aus eigener Kraft weder auf- noch absteigen. Als Beispiel: Ich kann als Sektionsleiter des USK Maishofen meine komplette Kampfmannschaft im Reservespiel gegen Kaprun auflaufen lassen und möglicherweise zweistellig gewinnen und lasse eine Woche später die 'echte' Reserve gegen Neukirchen auflaufen und verliere. Hingegen gewinnt wiederum eine Woche später die Reserve von Kaprun gegen Neukirchen. Ich will damit sagen, dass dies keinen Einfluss auf den Bewerb der 2. Landesliga Süd nimmt, wo es um Auf- und Abstieg und damit um Planungssicherheiten von Vereinen geht."

 

LIGAPORTAL: "Würdest du dich diesbezüglich als Querdenker betrachten? Oder weißt du von anderen Vereinen, dass deine Gedanken geteilt werden?"

EDER: "Nein, ich weiß aus persönlichen Gesprächen, dass die deutliche Mehrheit der Vereine in eine ähnlich Richtung denkt. Warum diese Thematik noch nie 'echt' aufgegriffen wurde, ist mir ein Rätsel." 

 

LIGAPORTAL: "Welche Wichtigkeit haben 1b-Teams respektive Reservemannschaften grundsätzlich für dich?"

EDER: "Die vereinsinterne mindere Gewichtung mag oftmals vielleicht dieselbe sein. Ich habe oft bei Vereinen das Gefühl, dass hier 'Schubladendenken' herrscht, so nach dem Motto: 'Die Resi bzw. 1b schleifen wir halt so nebenbei mit'. Ich sehe das ganz anders: Eine Kampfmannschaft ist konstant nur gut, wenn man eine funktionierende Reserve hat. Denn woher soll ich meine Jungs für die Erste nehmen, wenn ich keine Reserve mehr habe, weil ich die Burschen vorher 'vergrault' habe? Wenngleich man Realist sein muss, dass die deutliche Mehrheit der Reserve-Spieler den Sprung in die Kampfmannschaft nur schwer oder gar nicht schaffen werden. Dennoch muss man auch anerkennen, dass es junge Burschen oder auch End-Zwanziger oder Mitt-Dreißiger gibt, die für ihr Leben gerne einem Verein und damit einem Freundeskreis angehören und zufrieden sind, wenn sie mit ihren Freunden (Kampf- und Reservemannschaft) zwei bis dreimal wöchentlich zum Training zusammenkommen und am Wochenende wissen, wir spielen um 14:45 Uhr gegen Saalbach und danach schauen wir uns um 17 Uhr die Erste bei einem Bier und einem Wurstweckerl an. Genau dieser weniger talentierte Kicker ist aber möglichweise der nächste Sektionsleiter, Kassier, Schriftführer, etc. in einem Verein. Das ist doch das, worum es letztlich in einem echten Verein geht." 

 

LIGAPORTAL: "Philipp, vielen Dank fürs Gespräch!"

EDER: "Gerne."

 

 

 

Redakteur: Maximilian Winkler

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