Was für ein Drama! Verlängerung, 7 Tore, ein Platzverweis und kein Klassenunterschied zu erkennen! In der 2. Runde des ÖFB-Cups empfing heute Abend der Tabellenzwölfte der Regionalliga MitteUnion Raiffeisen Gurten, den Bundesligisten und Europa League-Qualifikanten SC Cashpoint Rheindorf Altach. Die Bringschuld lag natürlich ausschließlich beim Bundesligisten - alleine der zwei Klassen Unterschied machten den Bundesligisten zum haushohen Favoriten und nahm gleichzeitig den Gurtenern sämtlichen Druck. Alles andere als ein klarer Altacher Sieg wäre eine große Sensation gewesen. Und die aufopferungsvoll kämpfenden Gurtener waren sehr nahe dran, die Sensation zu schaffen. Trotz zweimaligen Rückstands in der regulären Spielzeit kämpften sich die Gurtener zwei Mal zurück und kamen zum nicht unverdienten Ausgleich. Die packende Verlängerung setzte der spannenden Partie die Krone auf - erst legte Altach zwei Mal vor, dann kam Gurten noch einmal heran. Doch am Ende siegte dann doch der Favorit in Unterzahl mit 4:3 nach Verlängerung. Tekpetey hatte nach seinem 4:2 die rote Karte gesehen.

 

Altach geht mit Standard in Front - doch Gurten schlägt nach Abwehrpatzer zurück

Die Anfangsphase lief überraschenderweise über weite Strecken recht ausgeglichen ab. Von einem Zwei-Klassen-Unterschied war nicht viel zu sehen. Die Gurtener hielten bei schwierigen Verhältnissen und tiefem Boden kämpferisch sehr gut dagegen. Nach knapp einer Viertelstunde ließ dann den Bundesligist erstmals seine invidiuelle Klasse aufblitzen: Ein Standard verhalf dem Favorit zur recht frühen Führung. Nach knapp einer Viertelstunde traf Adrian Grbic per direktem Freistoß auf Höhe der Strafraumgrenze. Der gut getretene Schuss schlug gut platziert im langen Eck ein und brachte die Gäste mit 1:0 in Front (16.). Doch wer jetzt vermutete, das Spiel wäre für die Altacher bereits geritzt, der irrte gewaltig. Quasi im Gegenzug hatte Zirnitzer die Riesenchance zum Ausgleich, doch der Angreifer schoss die Kugel neben das Tor. Die Gurtener konnten sich jetzt erstmals weiter nach vorne schieben und die ersten ordentlichen Tor-Annäherungen ergaben sich. Ein Hirsch-Freistoß aus guter Position war jedoch voerst kein Problem für Altach-Keeper Dmitrovic (30.). Doch dann kam die 33. Minute, in der sich die Altacher selbst die Führung wieder zunichte machten. Einen schlechten Rückpass auf den Altacher Keeper konnte Sebastian Zirnitzer abfangen und zum etwas überraschenden, aber nicht unverdienten Ausgleich für Union Gurten einnetzen (33.). In der Folge hatten beide Teams einige kleinere Halbchancen, doch richtig brenzlig wurde es für Gurten kaum. Die Gäste agierten nur bei Standards recht gefährlich und waren spielerisch nicht so überlegen, wie man es vermutet hatte. Beim Stand von 1:1 beendete Schiedsrichter Eisner die erste Hälfte.

 

Gurten kämpft sich in die packende Verlängerung, doch wird am Ende nicht belohnt

Nach dem Seitenwechsel hätten die Gastgeber den Favoriten beinahe eiskalt erwischt, doch Ante Bajic konnte bei seinem Marsch auf das Altacher Tor gerade noch so von einem Altacher Abwehrspieler abgedrängt werden (52.). Kurz darauf Aufregung im Altacher Strafraum: Die Heimischen reklamierten Handelfmeter, doch der Unparteiische ließ das Spiel weiterlaufen. Jetzt entwickelte sich ein offener Schlagabtausch. Als nächstes waren wieder die Gäste dran, doch Gurten's Schlussmann Brunthaler konnte die gefährliche Ecke mit einer tollen Parade klären (60.). Doch kurz darauf klingelte es dann erneut im Gurtener Kasten: Wieder wurden die Gäste mit einem Freistoß gefährlich, Brunthaler konnte nur abklatschen. Den Nachschuss konnte Emanuel Sakic zur erneuten Altacher Führung verwerten (62.). Jetzt führte also doch der Favorit, doch die Gastgeber gaben nicht auf und kamen rund zehn Minuten nach der erneuten Führung zu zwei Riesenchancen zum Ausgleich: Zwei Mal tauchte der eingewechselte Marko Kolakovic vor dem Altacher Gehäuse auf, doch zwei Mal scheiterte der Stürmer aus guter Position (77./79.). Jetzt machte Gurten natürlich auf und dies ergab Räume für Altach: Einen dieser Räume hätte der Gast beinahe zum vorentscheidenden 3:1 genutzt, doch Brunthaler konnte parieren 2:2 (81.). Dennoch hatte Gurten in der zweiten Hälfte eigentlich die besseren Chancen und so war es am Ende ein Altacher Spieler, der den Heimischen kurz darauf zum gar nicht unverdienten Ausgleich verhalf: Kurioserweise hieß der Unglücksrabe Emanuel Sakic, der kurz zuvor noch auf der anderen Seite getroffen hatte. Zirnitzer hatte sich auf der Seite durchgetankt. Seine scharfe Hereingabe in die Mitte lenkte Sakic ins eigene Tor zum 2:2-Ausgleich (83). Kurz darauf beendete der Schiedsrichter die reguläre Spielzeit und es ging in die Verlängerung.

Auch die Zugabe gingen beiden Teams mit offenem Visier an. Man merkte es den Spielern auf dem Rasen jetzt an, dass die entscheidende Phase dieser Partie drohte. Jetzt schaltete Altach wieder einen Gang hinauf und das machte sich schnell bemerkbar. Es lief die 98. Minute als der eingewechselte Gebauer auf der rechten Seiten freigespielt wurde. In dieser Situation stand die Gurtener Abwehr nicht gut und Gebauer konnte stark zur erneuten Altacher Führung treffen (98.). Plötzlich hieß es wieder 3:2 für die höherklassigen Altacher. Doch auch vom dritten Rückstand ließen sich die Gurtener nicht kleinkriegen und reagierten postwendend, doch der Schuss von Rene Wirth ging dann doch etwas deutlicher vorbei (99.). Kurz vor dem letzten Seitenwechsel in dieser Partie dann der vermeintliche Genickbruch für aufopferungsvoll kämpfende Gurtener durch den nächsten verwandelten Freistoß: Bernard Tekpetey's schlüpfte durch die Mauer und landete zum 4:2 für den Bundesligisten im Netz (104.).Spätestens jetzt überschlugen sich die Ereignisse: Kurz nach dem 4:2 wurde der Altacher Torschütze Tekpetey von Schiedsrichter Eisner aufgrund einer Beleidigung mit der Roten Karte des Feldes verwiesen (105.). Die Heimischen agierten jetzt die letzten 15 Minuten dieser spannenden Cup-Partie in Überzahl und dies machte sich in dieser packenden Verlängerung sofort bezahlt: Der kurz zuvor eingewechselte Ivan Grabovac traf mit einem wunderbaren Schuss aus knapp 25 Metern in den Winkel - nur noch 3:4 (107.). Die Spannung war jetzt mit den Händen zu greifen und Gurten warf natürlich noch einmal alles nach vorne mit der Hoffnung noch irgendwie den sensationellen 4:4-Ausgleich zu schaffen. In der 115. Minute kam Verteidiger Thomas Reiter mit dem Kopf an den Ball, doch die Kugel ging über das Tor. Die Zeit rannte den Hausherren jetzt davon und in der 119. Minute hielten noch einmal alle Beteiligten die Luft an: Erneut mimte Abwehrmann Thomas Reiter den dritten Stürmer und kam im Sechzehner an den Ball, doch sein Volleyschuss ging ganz knapp an der langen Stange vorbei (119.). Danach hatte der Referee ein Einsehen mit Altach und pfiff die Partie beim Stand von 4:3 für den Bundesligisten ab. Gurten spielte hier über 120 Minuten hervorragend mit und war keinswegs deutlich unterlegen. Dennoch entschied am Ende die individuelle Klasse bei Standards diese Partie.

Franz Reisegger (Sektionsleiter Union Raiffeisen Gurten): "Auf diese Leistung können wir heute stolz sein. Ein großes Lob an die Mannschaft bei dem tiefen Boden über 120 Minuten mit dieser kämpferischen Leistung gegen einen Bundesligisten dagegen zu halten.Leider haben wir drei Standard-Tore bekommen, aber mit ein bisschen Glück hätten wir auch das Elfmeterschießen erreichen können. Man hat nicht wirklich diesen Zwei-Klassen-Unterschied gemerkt. Die nächste Liga-Partie wird jetzt aber schon nicht leicht werden. Da wird unsere Physio-Abteilung einiges zu Arbeiten haben, damit unsere Spieler halbwegs frisch und fit gegen die LASK Juniors sind."

Union Raiffeisen Gurten - SC Cashpoint Rheindorf Altach 3:4 n.V. (2:2, 1:1)

Park21-Arena Gurten, 900 Zuseher, Rene Eisner

Torfolge: 0:1 Adrian Grbic (16.), 1:1 Sebastian Zirnitzer (33.), 1:2 Emanuel Sakic (62.), 2:2 Emanuel Sakic (ET., 82.), 2:3 Christian Gebauer (98.), 2:4 Bernard Tekpetey (104.), 3:4 Ivan Grabovac (107.)

Bes. Vorkommnis: Rot für Bernard Tekpetey (105., SCR Altach/Beleidigung)

Geschrieben von Pascal Stegemann