Die Winterpause neigt sich mit großen Schritten ihrem Ende entgegen. Am kommenden Freitag startet die Erste Liga mit der 21. Runde ins Frühjahr. In einer zweiteiligen Serie betrachten wir die Vorbereitung und die Transfers der unteren und oberen Tabellenhälfte. Gestern gab es bereits die Analyse der unteren Hälfte zum Lesen. Heute folgt nun die obere Hälfte bestehend aus dem LASK Linz, dem FC Liefering, dem SC Austria Lustenau, dem KSV und dem FC Wacker Innsbruck. Interessanterweise klafft auch zwischen Innsbruck und dem LASK nur ein Loch von zwölf Punkten, zur Erinnerung: auch Neustadt und Blau-Weiß trennen nur zwölf Zähler. 

Die Pflicht und Last des LASK

Wenn im Jahr 2017 wie jedes Jahr der Sommer ins Land zieht, dann soll in diesem Jahr endlich auch einmal die Sonne für die sonst in schwarz-weiß gekleideten Athletiker aus Linz scheinen. Unter Karl Daxbacher wurde der Aufstieg in die Bundesliga einst verpasst. Auch Oliver Glasner scheiterte in seinen bisherigen Jahren an der Mission „Aufstieg“ mit den Oberösterreichern. Im kommenden Frühjahr wird es wieder ernst. Der Traditionsklub aus Linz, der bis 2022 in Pasching ansässig ist, geht als Führender, Favorit und Gejagter ins Rennen um den Platz an der viel zitierten Sonne. Glasner vertraut dabei weitgehend auf bekanntest Personal. In der Übertrittszeit hielt man sich bei Neuverpflichtungen fast vornehm zurück. Mit Alexander Riemann von Wacker Innsbruck wechselte tatsächlich nur ein absoluter Hochkaräter ins Dress der Schwarz-Weißen. Der Flügelturbo hat es natürlich in sich und könnte Fabiano, Gartler oder Imbongo mit entsprechend platzierten Flanken brav füttern. Diese gefährlichen Flanken und Solo-Dribblings fehlten den Linzern im Herbst noch etwas. Klug eingekauft möchte man sagen. Zudem hat man noch den Konkurrenten aus Innsbruck geschwächt, der unter Ex-LASK-Trainer „King“ Karl Daxbacher möglicherweise zu alter Stärke zurückkehrt. Am Favoritenstatus des LASK für den Aufstieg ist weiter nicht zu rütteln, viel mehr noch wird dieser durch eine makellose Vorbereitung unterstrichen. Mit Admira Wacker wurde sogar ein Bundesligist knapp aber doch mit 1:0 bezwungen, Regionalligist Sankt Florian musste im letzten Test den Siegeswillen eines Bären ertragen. Der LASK ging mit 3:0 als Sieger vom Platz. Die Zeichen stehen also – wieder einmal – auf Aufstieg. Bekanntlich schläft ja auch die Konkurrenz nicht.

Das Zünglein an der Waage

Das Red Bull dem österreichischen Fußball an sich gut tut und für ordentlich Wettbewerb vor allem in der Bundesliga sorgt steht außer Frage. In der Erste Liga sorgt der FC Liefering aber immer wieder für leichte, nennen wir es Unterschiede, bei den Spielen. Natürlich sind damit die schon fast berüchtigten Kooperationsspieler gemeint, die einmal bei RB Salzburg und dann wieder beim FC Liefering auflaufen. Auf allen Positionen wurden hier Spieler ausgetauscht. Rechtlich gesehen ist das ganze natürlich von der Bundesliga so freigegeben. Im weitesten Sinne profitieren auch viele Vereine davon, weil viele Vereine auch gerne auf die jungen Spieler aus der RB-Talentschmiede zurückgreifen, wie man auch in dieser Transferperiode wieder gesehen hat. Bei so manchem Spiel hatte man in der Vergangenheit allerdings nicht den Eindruck, dass Liefering trotz bestehender Möglichkeiten, mit der Bestbesetzung aufläuft. In Deutschland gab es in der Vorsaison das umgekehrte Phänomen, dass manche Klubs gegen den FC Bayern München wohl nicht ihre beste Elf auflaufen ließen um Spieler zu schonen, mit dem Hintergrund, dass man gegen Bayern möglicherweise ohnehin keine Punkte holt. Ob diese hinter geschlossenen Türen am Wirtshaus-Stammtisch diskutierten Vorwürfe nun einer wahren Grundlage entsprechen oder nicht sei nun dahingestellt. Tatsache ist, dass Liefering unabhängig von der Personalsituation immer wieder mit genialen Spielen auftischt, in denen auch einmal ein Titelanwärter deklassiert wurde. Andererseits lieferten die Jungbullen auch schon die eine oder andere enttäuschende Vorstellung ab. Die unter Thomas Letsch eingekehrte Konstanz wäre für einen fairen Titelkampf im Frühjahr von nicht unentscheidender Bedeutung. Die verhältnismäßig vielen Winter-Abgänge könnten diese Thematik noch befeuern. Liefering ersetzte allerdings sämtliche Spieler mit adäquaten Ersatzleuten. Es wird also spannend zu sehen, wie die jungen Salzburger den Titelentscheid in der zweiten österreichischen Liga beeinflussen, möglicherweise steht am Ende sogar Liefering selbst ganz oben?

No Dwamena, no Party oder Chabbi wird’s schon richten

Austria Lustenau durfte nach Seifedin Chabbi mit Raphael Dwamena einmal mehr seinen Topscorer abgeben. Ein herber Schlag für die Mannschaft von Lassaad Chabbi, zeichnet doch Dwamena für fast 50% der erzielten Treffer verantwortlich. Es gilt also erneut eine Lücke zu stopfen. Kritiker bemängeln, dass möchte man wirklich aufsteigen, man einen Spieler mit eingebauter Torgarantie nicht ziehen lassen dürfte. Hin oder her, Dwamena ist fort und ein paar neue Spieler sind da. Diese gilt es jetzt in die Spielphilosophie zu integrieren. Bekanntester Neuzugang bei den Ländle-Kickern ist wohl Pedro, der einst beim FC Liefering für Furore sorgte. Der flinke Offensivkünstler kommt allerdings eher am Flügel zum Einsatz, als Dwamena-Ersatz könnten vielleicht Neuzugang Barbosa oder Talent Akdeniz fungieren. Auch Grubeck könnte vom Flügel ins Zentrum rutschen. Vielleicht überrascht Chabbi aber wieder einmal und schiebt den wiedergenesenen Julian Wießmeier ins Sturmzentrum. Der beste Spieler der letzten Saison ist nach seiner schweren Verletzung zurückgekehrt und kann auch schon wieder auf Matchpraxis aus den Testspielen zurückgreifen. Das große Fragezeichen ist nach einer guten Vorbereitung allerdings das Fehlen von Dwamena. Mit seinem Ersatz und der Wiedereingliederung von Wießmeier steht und fällt die Titelambition von Austria Lustenau. Kann Lustenau seinen Torjäger nicht adäquat ersetzen wird’s im Aufstiegsrennen womöglich eine schwarz-weiße Party.

Das Überraschungsmoment im Falkenhorst

Wer momentan im Wettbüro auf einen Aufstieg der Kapfenberger in die Bundesliga setzt hat wirklich gute Quoten, besser sind diese im Rahmen der in diesem Artikel betrachteten fünf Mannschaften wohl nur beim nicht aufstiegsberechtigten FC Liefering. Das war allerdings im Sommer auch schon ähnlich. Den symphatischen kleinen Klub aus der Obersteiermark hatte eigentlich nie jemand wirklich auf der Rechnung und zack. Plötzlich führten die Falken die Tabelle an, vor der Pause kam man nun vor Ex-Titelanwärter Wacker Innsbruck auf dem vierten Rang zum Liegen. Das ist schon eine Leistung, vor allem in Hinblick auf Budget und Renommee des Spielermaterials. Die roten Falken blieben im Winter allerdings wieder nicht von schwerwiegenden Abgängen verschont. Elias dos Santos wurde verliehen. Bekanntlich schlagen die Transfers der Steirer aber meistens gehörig ein. Mit Budnik der auf die Erfahrung von 60 Premier League Einsätzen zurückgreifen kann hat man einen erfahrenen Stürmer geholt, der die Lücke füllen könnte. Sicher ist, dass sich Kapfenberg in der unterschätzten Außenseiterrolle wohl fühlt, ebenso wie der namensgebende Falke. In den Testspielen ließ man offensiv nur wenig anbrennen, defensiv schwebt aber das eine oder andere Fragezeichen über Trainer Ibrakovic. In den Tests gegen absolut hochkarätige Gegner wie Sturm Graz und Ried kassierte man acht Gegentore aus zwei Spielen. Zu viel um im Titelrennen eine ernsthafte Rolle zu spielen.

Rache serviert man am besten… mit dem Aufstieg!

Der König ist zurück in der Erste Liga! Wacker Innsbruck hat den bei Bundesliga-Aufsteiger Sankt Pölten geschassten Karl Daxbacher in die Erste Liga als Coach zurückgeholt. Der alternde „Sir“ aus Niederösterreich kann sich hier gleich nochmal für den damaligen Rauswurf beim LASK revanchieren. Stieg der erfahrene Coach im Vorjahr noch mit Sankt Pölten auf und schlug dem LASK somit ein Schnippchen, hat Daxbacher nun mit Innsbruck die Chance die gleiche Überraschung aufs Tapet zu zaubern. Mit zwölf Punkten Rückstand natürlich unwahrscheinlich, aber bei Daxbacher schwingt immer ein Hauch von Euphorie mit. Abschreiben darf man somit auch Wacker Innsbruck im Frühjahr nicht. Vielleicht auch weil die Vorbereitung mit Schützenfesten nicht so geizte. In den letzten Tests gegen Kufstein (7:1) und Vorwärts Steyr (5:1) ließ man den Gegnern nicht den Hauch einer Chance. Die eigentlich als schwerwiegend eingestuften Abgänge von Tekir und Riemann scheinen kompensierbar. Mit Roguljic und Dorta hat man zwei Spieler verpflichtet deren Potenzial unbestritten, aber noch zu selten zum Vorschein gekommen ist. Daxbacher hat sicher so einiges abgewogen bei der Entscheidung nach Innsbruck zu gehen, mal sehen ob der „King“ seinem Ex-Klub noch einmal ins Süppchen spuckt.