Das Aufstiegsrennen in der Erste Liga ist in Wahrheit schon seit einigen Wochen kein echtes mehr gewesen. Offiziell hat man dem LASK aber aus Höflichkeit natürlich noch nicht gratuliert. Jetzt ist es soweit. Die Linzer haben den Aufstieg in der Tasche, doch damit ist die Saison für die Erste Liga-Fans noch nicht vorbei. Im Abstiegskampf geht es immer noch heiß her, auch wenn Ritzing aus der Regionalliga-Ost nun doch nicht in der Erste Liga aufsteigen möchte. 

Es geht um einen Platz! 

Realistisch gesehen stecken wohl nur noch vier bis maximal fünf Teams im Abstiegskampf fest. Diese sind mit Horn, Wiener Neustadt, Blau-Weiß Linz und dem FAC klar. Möglicherweise könnte auch noch Kapfenberg aufgrund der aktuellen eher negativen Bilanz dazugezählt werden. Unisono ist man bei den genannten Klubs natürlich erfreut über die Nachrichten aus Ritzing. Dementsprechend reagierten gestern auch die Trainer der abstiegsbedrohten Klubs: 

Klaus Schmidt, Trainer FC Blau-Weiß Linz bei "Sky": "Wir müssen einfach schauen, dass wir punkten. Wir wollen das so gut wie möglich über die Bühne bringen. Wir wollen da hinten wegkommen und ob da Ritzing oder wer auch immer keine Lizenz bekommt ist für uns im ersten Anschein gut, aber wir müssen uns trotzdem nach vorne orientieren. Wenn eine Mannschaft da hinten zweimal gewinnt und wir nicht punkten können, sind wir wieder mittendrin statt nur dabei. Damit wollen wir eigentlich nichts zu tun haben."

Rene Wagner, Trainer SC Wr. Neustadt bei "Sky": "Das interessiert mich überhaupt nicht. Ich will mindestens Achter sein oder höher."

Masanori Hamayoshi, Trainer SV Horn bei "Sky": "Für mich ist es mit Ritzing gar nicht so interessant. Natürlich ist es gut, dass es nur einen Absteiger gibt, aber wir wollen ja sowieso in der Liga bleiben, das ist klar. Wir haben auch genug Qualität dafür. Wir wollen uns in der Tabelle noch um den einen oder anderen Platz verbessern."

Franz Maresch, Trainer Floridsdorfer AC bei "Sky": "Wir sind natürlich sehr erfreut darüber. Jetzt wissen wir, es geht um einen Platz, den wir nach vorne müssen. Mit so einer Leistung wie wir sie heute geboten haben, bin ich der Meinung, dass wir es schaffen werden."

 

Wir versuchen nun die Gründe für die Misere dieser vier Teams zu beurteilen. 

Blau-Weiß mit Kadersanierung und Trainerewechsel! 

So klar erkennbar wie bei Blau-Weiß Linz sind die Gründe für die Trendumkehr wohl bei keinem der vier vier Klubs. Unter Wilhelm Wahlmüller schafften die Linzer souverän den Aufstieg aus der Regionalliga Mitte in die Erste Liga. Dort angekommen drehten sich einige Zahnräder nicht mehr wie gewünscht. Der Abgang von Toptorjäger Yusuf Otubanjo und die Formkrise von Mittelfeldmotor Sinisa Markovic führten zu einer offensiven Leermeldung über beinahe den gesamten Herbst hin, die mit dem letzten Platz honoriert wurde. Die qualitativen Neuzugänge wie Rene Renner oder Thomas Goiginger vermochten unter Erfolgstrainer Wahlmüller noch nicht zu ihrer Form zu finden. Als Konsequenz der Negativserie musste schließlich Wahlmüller seinen Posten räumen und für Klaus Schmidt Platz machen. In der Schmidt-Tabelle sind die Linzer mittlerweile Zweitplatziert hinter dem LASK, Neuzugänge wie Thomas Hinum verstärkten den Aufwärtstrend. Vom letzten Platz kämpfte man sich auf den siebten Rang vor und nun fehlen nur noch wenige Punkte um dem Abstiegskampf endgültig zu entkommen. Diese könnten schon nächste Woche mit einem Sieg gegen den SV Horn errungen werden. 

Wiener Neustadts-Abwehrproblem! 

Bei Wiener Neustadt lief im Herbst noch alles mehr als nach Plan, es war nicht wirklich damit zu rechnen, dass die Niederösterreicher sich im Frühjahr mitten drin im Abstiegskampf befinden würden. Doch das auch schon im Herbst bestehende Defensivproblem wurde richtig akut, als die Offensive nicht mehr die nötigen Tore produzierte. Wiener Neustadt hat mit 50 Gegentoren mehr kassiert als jede andere Mannschaft in der Erste Liga, dagegen aber nur mehr 33 erzielt. Dieser Wert klafft erst seit dem Frühjahr so eklatant auseinander. Darin begründet liegt nun auch die Negativserie. In den letzten Wochen schafften es die Niederösterreicher allerdings mit Vertrauen in ihren Chefcoach und mit der zusätzlichen Bestellung von Mario Posch zum Co-Trainer die defensiven Schwierigkeiten zu mindern. Damit einhergehend scheint auch für die Niederösterreicher der Weg aus dem Abstiegskampf ein kurzer. Die direkten Duelle mit Horn und dem FAC werden das Feld lichten. 

Gerüchte verunsichern! 

Horn steckte nach dem Aufstieg in die Erste Liga nach einem schwierigen Herbst im Abstiegskampf fest, vermochte es aber Anfang des Frühjahrs sich etwas zu befreien bis plötzlich ein Gerücht aufkam. Die Honda-Gruppe solle sich im Falle eines Abstiegs aus Horn zurückziehen, so hieß es. FAC-Sportchef Peter Eigl soll die Gerüchte rund um den Ausstieg des Investors gestreut haben. Der Abstieg in die Regionalliga und Ausstieg des Investors hätte wohl den Jobverlust von so manchem Profi bei Horn bedeutet. Honda stellte zwar umgehend klar, dass es sich um eine Ente handle, doch der Schaden war passiert. Die Niederösterreicher spielten und spielen unter ihren Möglichkeiten und mussten zuletzt vier Niederlagen in Serie hinnehmen, Platz Neun war die Folge. Momentan befindet man sich noch fix in der Erste Liga, da der FAC drei Punkte dahinter rangiert. Die nächsten Wochen sind nun also die Wochen der Wahrheit für die Horner. Bei direkten Begegnungen mit Blau-Weiß, dem FAC und Wiener Neustadt kann sich die Elf von Masanori Hamayoshi aus der Abstiegszone befreien. 

Kontinuität als Wunsch! 

Beim FAC stehen die Zeichen momentan auf Abstieg. Schon im Vorjahr rettete die Wiener nicht die sportliche Leistung, sondern der finanzielle Schiffbruch von Austria Klagenfurt und Austria Salzburg vor dem Abstieg. Auch in dieser Saison sieht es nach dem sportlichen letzten Platz aus. Die Gründe dafür scheinen vielseitig. Im Sommer wurde der Kader komplett umgebaut, das halbe Personal ausgetauscht. Unter Jürgen Halper schien es zunächst zu laufen. Nach einer Negativserie musste der Trainer aber seinen Posten räumen. Auch im Winter wurde fleißig am Kader gewerkt, mit Franz Maresch sollte die Trendwende gelingen. Doch der wichtige Leistungsträger vom Herbst Marco Sahanek ließ plötzlich mit einem Formtief aufhorchen. Bisher schafften es die Wiener nun lediglich am Vorletzten in der Tabelle dran zu bleiben und das Ziel Klassenerhalt nicht entgleiten zu lassen. In den kommenden Wochen wird es richtig ernst für die Wiener, denn dann warten mit Horn, Blau-Weiß und Wiener Neustadt die direkten Konkurrenten. Es ist somit aber auch noch alles möglich für die Wiener. 

Abstiegskampf ad absurdum?

Unabhängig vom sportlichen Abstiegskampf in der Erste Liga könnte sich überhaupt auf anderen Plätzen entscheiden wer bleibt oder geht. Nur Hartberg aus der Regionalliga Mitte ist als letzter Klub verblieben, der gerne in die Erste Liga aufsteigen möchte. Gemäß Bundesliga-Regulativ müssen die Steirer aber zumindest den ersten oder zweiten Platz in der Tabelle belegen um für den Aufstieg berechtigt zu sein. Aktuell liegen die Hartberger einen Punkt hinter Tabellenführer Gleisdorf auf dem zweiten Platz, zwei Punkte vor Verfolger Lafnitz. Auch da ist der Kuchen noch nicht gebacken.  Neben den sportlichen Aspekten spielen in der Erste Liga (leider) auch immer wieder finanzielle Aspekte im Abstiegskampf mit. Es gilt bei weitem noch nicht als gesichert das alle Klubs der Erste Liga und Hartberg die Lizenz für die zweithöchste Spielklasse überhaupt erhalten. Innsbruck musste zuletzt Unterlagen nachreichen, Kapfenberg wurde mit einem Punktabzug wegen Lizenzverstößen bestraft. Auch hier ist noch nichts fix. Würde Hartberg also den Aufstiegskampf in der Regionalliga verlieren oder würde einer der Klubs die Lizenz nicht bekommen wäre der Abstiegskampf in der Erste Liga ohnehin obsolet.