"Der Sport ist Nebenschauplatz" - Für Regionalliga-Nachzügler Bischofshofen zählen in Zeiten wie diesen ganz andere Dinge

Nach einem desaströsen Herbst, aus dem in 18 Regionalliga Salzburg-Partien nur ein mageres Pünktchen herausgesprungen war, stand das Frühjahr für den SK Bischofshofen ganz im Zeichen der Wiedergutmachung. Jedoch ist die große BSK-Rehabilitation nun, aufgrund der aktuell herrschenden Umstände, bis auf Weiteres vertagt worden. Gut möglich, dass die Pongauer mit einem blauen Auge davon kommen könnten, sollte die Saison ohne Auf- und Abstiegsszenario abgebrochen werden. Patrick Reiter, der BSK-Macher, legt das Sportliche allerdings in die Schublade der Belanglosigkeit. Weshalb er das macht und was für ihn momentan an oberster Stelle steht, begründet er im folgenden Gespräch mit ligaportal.at.

 

 

LIGAPORTAL: "Was fällt dir ein, wenn du an die aktuelle Corona-Entwicklung denkst?"

PATRICK REITER: "Alles was zählt ist Gesundheit, die Unterstützung der Schwächsten in unserer Gesellschaft und die Stabilisierung unserer Gemeinschaft."

 

LIGAPORTAL: "Wie siehst du die Maßnahmen der Bundesregierung? Sind die okay für dich?"

PATRICK REITER: "Ja."

 

LIGAPORTAL: "Quarantäne und Zuhausebleiben prägen derzeit das Leben aller Österreicher. Das betrifft natürlich auch eure BSK-Familie. Wie geht ihr damit um? Gibt's regelmäßig telefonischen Kontakt? Absolvieren die Spieler ein Heimtraining? 

PATRICK REITER: "Das tägliche Vereinsleben ist ausgesetzt. Wir kommunizieren über Whats-App-Gruppen, unterstützen uns gegenseitig emotional als Menschen und Gemeinschaft. Eigenverantwortliches Heimtraining ja, wird umgesetzt."

 

LIGAPORTAL: "Werden aktuell die Spielergehälter weiter bezahlt oder gibt es eine Sonderabsprache?"

PATRICK REITER: "Nein, wir haben keine Spielergehälter - aber die Aufwandsentschädigungen sind ausgesetzt. Viele Spieler sind neu hier und haben ihre Jobs in der Krise verloren. Deshalb haben wir persönliche Härtefälle und als Reaktion einen BSK-Notfonds eingerichtet, wo private Gönner mit dem Herz am richtigen Fleck Geld reingelegt haben, um zumindest die Spieler so zu unterstüzten, dass die Grundbedürfnisse gesichert sind."

 

LIGAPORTAL: "Klingt gut, sogar sehr gut. Wie sieht's mit den Sponsoren aus? Stehen die in dieser schwierigen Zeit weiterhin zum Verein bzw. zu ihren Zusagen?"

PATRICK REITER: "Das muss man differenzieren. Du hast wie immer welche, die top sind und menschliche Klasse haben, die helfen, wo es geht, auch wenn es für sie selbst momentan sehr schwierig ist. Dann welche, die selbst ums nackte Überleben raufen - die müssen natürlich einstellen. Und dann auch einige ganz wenige... nun, Hilfslosigkeit existiert überall, auch während Corona. Aber die Klubs werden nach Corona gefordert sein, sich völlig neu aufzustellen. Spannende Zeiten warten auf uns alle."

 

LIGAPORTAL: "Wird deiner Meinung nach die Saison fertiggespielt? Wenn nicht, was würde das für die Finanzen des Vereins bedeuten?

PATRICK REITER: "Ich erwarte, dass wir frühestens im Sommer die neue Saison spielen. Finanziell derzeit ein Drittel Abgang vom Saisonbudget. Wir waren immer konservativ und ordentlich im Umgang mit Geld. Wir überleben, aber es schmerzt sehr."

 

LIGAPORTAL: "Schwenken wir um aufs Sportliche. Gehen wir davon aus, dass die Meisterschaft abgebrochen wird und es Auf- und Absteiger gibt. Was heißt das für den BSK, zumal ihr ja dann als Tabellenschlusslicht der Regionalliga Salzburg in die Salzburger Liga absteigen würdet?

PATRICK REITER: "Völlig bedeutungslos. Alles was zählt ist die Gesundheit bzw. als Menschen zusammenzuhalten. Die Welt hat aktuell ganz andere Themen wie Fußball, Auf oder Abstieg - wen juckt's? Ich hoffe, dass möglichst viele kapieren, dass Gesundheit, Mensch sein, positiver Umgang miteinander, zusammenhalten, gute Momente, Emotionen und Erfahrungen mit den Liebsten, Freude und Liebe alles ist, was zählt. Was vermissen wir jetzt? Umarmungen, mit unseren Liebsten zusammen zu sein, mit dem besten Freund auf ein Bier gehen und plaudern. Ego, Macht, Gier...wir Menschen haben uns sehr weit von uns selbst entfernt und waren am besten Weg, uns selbst zu zerstören. Mir hat das von der spanischen Politikerin gut gefallen, die gesagt hat: 'Unsere Chemiker verdienen 1800€ pro Monat - holt doch Ronaldo und Messi, die sollen uns jetzt einen Impfstoff liefern'. Nichts gegen Ronaldo und Messi, geile Typen, aber was sie wohl damit sagen will, ist, dass die Welt völlig verkehrt tickt. Wir Menschen haben verlernt, essentielle Prioritäten zu setzen und bewusst zu verstehen, was wirklich wichtig ist im Leben."

 

LIGAPORTAL: "Welche Maßnahmen wünscht du dir von der Bundesregierung, um die Vereine während bzw. nach dieser schweren Zeit zu unterstützen?"

PATRICK REITER: "Die Regierung macht ihre Sache top. Auch für sie ist die Situation komplett neu. Ich finde das Krisenmanagement klar und sehr gut. Der Sport, bei allem Respekt, ist Nebenschauplatz. Es geht um die Stabilisierung des Gesundheitssystems, um das Überleben der Wirtschaft, vor allem der Klein- und Mittelbetriebe. Die 100 Millionen, die Soforthilfe kommen sollten, sind ein Ansatz. Dass 50 Millionen davon in den Leistungssport fallen, ist falsch. Es geht um die Stabilisierung des Breitensports, denn nur ein gesundes Fundament und funktionierende Vereine schaffen nachhaltig einen erfolgreichen Spitzensport. Die Corona-Krise ist eine tolle Chance, dass sich der Sport in sich selbst neu definiert. Wir müssen weg von der Bittsteller Rolle, hin zum Dienstleister für die Gesellschaft in den Themen Gesundheit, Bewegung, Werte-Bildung bei jungen Menschen, was wir ja de facto auch schon immer waren. Nur schaffen es leider die wenigsten, es auch fair zu verwerten. Da sind wir alle mit neuen Herangehensweisen, Mitteln und Wegen gefordert. Auch hier ist ein großes Umdenken gefragt und ich stelle mit Freude fest, dass man Corona auch etwas Positives abgewinnen kann und das diesbezüglich mit Sicherheit schon etwas passiert."

 

LIGAPORTAL: "Patrick, wir bedanken uns für deine Zeit und das interessante Interview."

 

 

 

Redakteur: Maximilian Winkler

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