„Derzeit sind wir die Nummer eins in Wien und das wollen wir auch bleiben“, meinte ein selbstbewusster Rapid-Trainer Goran Djuricin vor dem heutigen Derby. Dieses Vorhaben wurde von den Grün-Weißen umgesetzt. Der SK Rapid Wien gewann in der 12. Bundesliga-Runde das 323. Wiener Derby bei Lokalrivale FK Austria Wien knapp mit 1:0. Das entscheidende Tor erzielte Philipp Schobesberger in der 55. Minute. Nach einer Roten Karte gegen Galvao (80.) mussten die Hütteldorfer den Vorsprung in Unterzahl über die Zeit retten. Für Rapid war es der erste Derbysieg seit dem 7. August 2016. 

 

Philipp Schobesberger war der gefährlichste Rapidler und krönte seine gute Leistung mit dem Goldtor. 

Fink veränderte seine Mannschaft auf vier Positionen

Thorsten Fink stellte seine Mannschaft im Vergleich zum Europacupspiel gegen Rijeka auf vier Positionen um. Für Kadiri, Monschein, den verletzten De Paula und den gesperrten Pires rückten Prokop, Lee, Alhassan und Tajouri in die Startelf der Veilchen. Rapid-Coach Goran Djuricin veränderte seine Mannschaft im Vergleich zum vergangenen Heimspiel gegen St. Pölten auf einer Position. Anstelle von Joelinton stürmte Giorgi Kvilitaia von Beginn an.

Erst nach einer halben Stunde nahm das Derby Fahrt auf

Die Hütteldorfer wirkten in der Anfangsphase spritziger und verbuchten den ersten Abschluss der Partie: Schwab setzte mit einem sehenswerten Wechselpass Auer in Szene, der auf Kvilitaia querlegte. Der Georgier feuerte einen Schuss aus der Drehung ab, verfehlte das Tor allerdings recht deutlich (5.). Wenige Minuten später narrte Schobesberger die halbe Austria-Abwehr und konnte von Alhassan nur mehr durch ein Foul gestoppt werden. Den anschließenden Freistoß schoss Schwab in die Mauer (11.). Die Veilchen standen in der Defensive zwar sicher, nach vorne ging bei den Gastgebern allerdings wenig bis gar nichts. In weiterer Folge prägten kleinere Scharmützel und viele Fouls das Spielgeschehen. Dominik Prokop sah nach einer völlig unnötigen Attacke gegen Auer völlig zurecht Gelb (22.).

Nach etwas mehr als einer halben Stunde kam dann die Austria zu ihrer ersten Torchance. Und die hätte die Veilchen beinahe in Führung gebracht: Prokop dribbelte energisch nach vorne und spielte im richtigen Moment den Lochpass für Friesenbichler, der das Leder nur Zentimeter an der linken Stange vorbeisetzte (31.). In der Schlussviertelstunde der ersten Halbzeit nahm das Derby endlich Fahrt auf. Bei den Gästen hatte Solospitze Kvilitaia gleich zwei Großchancen: Zuerst scheiterte der Georgier nach Schobesberger-Zuspiel an Pentz (35.). Und nur wenige Augenblicke später brachte er das Kunststück zusammen das Leder aus kürzester Distanz über das Tor zu befördern (42.). Auf Seiten der Austria scheiterte Friesenbichler nach Klein-Zuspiel an Strebinger (44.). In der Nachspielzeit startete Rapid noch einen Konter: Der auffälligste Rapidler, Philipp Schobesberger, setzte sich auf der linken Seite durch und legte quer auf Schaub, der aus zentraler Position an Pentz scheiterte. Somit ging es mit einem torlosen Remis in die Pause.

Rapid rettet Vorsprung in Unterzahl über die Zeit

Ohne personelle Veränderungen kamen beide Mannschaften zurück auf das Spielfeld. Und zehn Minuten nach Wiederbeginn bejubelten die Hütteldorfer den verdienten Führungstreffer: Louis Schaub setzte sich auf der rechten Seite stark durch und schlug eine hohe Flanke Richtung zweite Stange, wo Philipp Schobesberger lauerte und eigentlich per Kopf querlegen wollte. Sein Versuch kullerte allerdings an Austria-Goalie Pentz vorbei ins lange Eck – 0:1 (55.). Wenige Minuten später hatte die Austria Glück: Holzhauser traf Schobesberger ungeschickt im Strafraum. Da hätten sich die Hausherren nicht über einen Elfmeterpfiff beschweren dürfen (61.). Kurz darauf musste Westermann aufgrund einer Handverletzung ausgewechselt werden. Für ihn kam Kadiri ins Spiel. Und der verhinderte nur wenige Minuten später den zweiten Treffer der Grün-Weißen: Schobesberger setzte sich nach Kvilitaia-Zuspiel gut durch und wollte abschließen, doch Kadiri konnte den Ball gerade noch vor dem Torschützen zum 0:1 klären (66.).

Zehn Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit musste Galvao die Notbremse ziehen. Der eingewechselte Monschein war nach einem Steilpass auf und davon und konnte von Galvao nur mehr mit einem Foul gestoppt werden. Daraufhin flog Galvao zurecht mit Rot vom Platz (80.). Beim anschließenden Freistoß von Holzhauser reklammierten die Hausherren zurecht Handspiel. Stefan Schwab fuhr in der Mauer den Ellbogen aus und fälschte die Kugel ab. Schiedsrichter Schörgenhofer nahm das jedoch nicht wahr - Glück für die Gäste. Kurz darauf scheiterte Friesenbichler nach einer Flanke an Rapid-Goalie Strebinger (84.). Die in Unterzahl agierenden Gäste gingen mit ihren Konterchancen zu leichtfertig um und mussten dadurch bis zum Schluss zittern. Nichtsdestotrotz brachten die Hütteldorfer den knappen Vorsprung über die Zeit und bejubelten den ersten Derbysieg seit mehr als einem Jahr.

Stimmen

Austria-Trainer Thorsten Fink bei Sky: „Es war ein ausgeglichenes Spiel, am Ende hatten wir leichte Vorteile. Der, der seine Chancen nützt, gewinnt. Meine Mannschaft hätte sich ein Unentschieden verdient und es wäre gerechter gewesen. Sie hat viele Chancen herausgespielt. Wir müssen gleich auf Mittwoch schauen. Ich habe nicht verstehen können wie der Ball aus dem Winkel reingeht. Holzhauser ist nicht eingeteilt dort zu verteidigen, er ist eh mitgekommen. Und hat das nicht mehr verteidigen können, es war ein schönes Tor, Schade für uns. Westermann musste nicht verletzt raus, er ist noch nicht bei 100 Prozent. Ich habe ihn rausgenommen, weil er keine Kraft mehr hatte. Wir haben die Chance im Cup weiterzukommen, Rapid ist nicht unschlagbar.

Rapid-Coach Goran Djuricin bei Sky: „Wir waren den Tick agiler in der ersten Halbzeit, die zweite war ausgeglichen. Hätten wir unsere Konter zu Ende gespielt, hätten wir einige Tore mehr schießen können. Das Tor war denke ich glücklich, wir waren einige Male im Fünfer gefährlich. Schobesberger wirbelt immer vorne und kann den Ball halten, im Eins-gegen-Eins ist er heute nicht so oft vorbeigekommen wie ich mir das vorstelle. Galvao hätte noch abwarten können und ihn ablaufen, es war nicht viel aber die rote Karte kann man geben. Wir schauen nur auf uns, die Tabelle interessiert mich überhaupt nicht. Die letzten drei Spiele haben wir 1:0 gewonnen – das spricht für unsere Qualität, aber auch für unsere Ineffizienz bei der Chancenauswertung.“

Goldtorschütze Philipp Schobesberger bei Sky: „Ich bin natürlich froh über das erste Kopfballtor in meiner Profikarriere und noch dazu so ein wichtiges. Natürlich wollte ich den Ball aufs Tor köpfeln … nein Spaß, ich wollte ihn Kvilitaia auflegen. Aber zum Glück ist der Ball ins lange Eck reingefallen. Ich habe mich gut gefühlt, wir haben die Woche gut trainiert, hoffentlich geht es am Mittwoch nochmal so aus. In der ersten Halbzeit müssen wir 2:0, 3:0 führen. Am Schluss hat die Austria noch Chancen gehabt, aber wir haben das generell gut gemacht. Vier Spiele in Folge gewonnen und lange nicht verloren, damit sind wir alle glücklich.“

FK Austria Wien – SK Rapid Wien 0:1 (0:0)

Ernst-Happel-Stadion, 14.189 Zuschauer, SR Schörgenhofer

Tor: Schobesberger (55.)

Rot: Galvao (80.)

Austria: Pentz – Salamon (85./Sarkaria), Serbest, Westermann (63./Kadiri), Klein – Holzhauser – Prokop, Lee (76./Monschein), Alhassan, Tajouri – Friesenbichler

Rapid: Strebinger – Bolingoli, Galvao, Sonnleitner, Auer – Schwab, Ljubicic – Schobesberger (74./Joelinton), Murg, Schaub (81./M. Hofmann) – Kvilitaia (66./Veton Berisha)

 

Tabelle Tipico Bundesliga

 

Foto: GEPA Wien Energie