Wer hätte sich das gedacht? Der GAK 1902 unter Trainer Gernot Messner hat es in der ADMIRAL 2. Liga in den verbleibenden 2 Runden selbst in der Hand, sich den Meistertitel zu holen und in die ADMIRAL Bundesliga aufzusteigen. Nach Runde 28 grüßen die Grazer erstmals in dieser Saison von Rang 1 - bei 1 Punkt Vorsprung auf den FC Blau-Weiß Linz und 3 Punkte auf den SKN St. Pölten, der nach 2 Niederlagen in Serie auf Rang 3 abrutschte. Während es für die Steirer angerichtet ist für ein Comeback in der höchsten Spielklasse Österreichs, aus der man sich 2007 nach finanziellen Troubles verabschieden musste.

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Der kampfstarke David Peham gehört zu den Leistungsträgern bei den Grazern.

Auf Meistertitel folgte Schiffbruch

Doch der Reihe nach. LIGAPORTAL hat sich das Fußballmärchen der Murstädter, die vor 10 Jahren in der 1. Klasse Mitte A als neu gegründeter Verein eingestiegen waren, noch einmal genauer angeschaut. 

Ein Rückblick: Der GAK 1902 wurde 2004 erstmals in der Vereinshistorie österreichischer Fußballmeister – der Titel scheint im Rückblick der Anfang vom Ende – oder in Anbetracht der aktuellen sportlichen und finanziell sehr stabilen Situation – eines Neuanfangs gewesen zu sein. Die Rotjacken holten damals aber nicht nur den Meistertitel, sondern wurden auch Cup-Sieger (heuer fand im Cup erstmals seit Jahren das Grazer Derby gegen die Blackies statt) und spielten sogar international.

Infolgedessen geriet der Kult-Klub aus der steirischen Landeshauptstadt aber in finanzielle Schieflage. Am 2. März 2007 meldete der Traditionsverein beim Handelsgericht Konkurs an, die Schulden beliefen sich auf 15,2 Millionen Euro. Durch einen Strafabzug von 28 Punkten – der GAK 1902 hielt sich nicht an Lizenzregeln und führte Zahlungen nicht durch – während der Frühjahrssaison 2006/07 war der Abstieg in die 2. Liga nicht abzuwenden. Die Grazer konnten durch die Annahme eines Zwangsausgleichsantrags mit einer 20-prozentigen Quote vorerst vor der Liquidation gerettet werden.

Nachdem zum Anfang der neuen Saison aber der Lizenzantrag für die 2. Liga nicht angenommen wurde, startete der GAK 1902  in der Regionalliga Mitte durch. Allerdings dauert es nicht lange, bis die Rotjacken wieder Konkurs anmelden mussten – Ende 2007 war es so weit. Doch erneut konnte ein Zwangsausgleich positiv abgeschlossen werden. In der Saison 2008/09 scheiterten die Steirer im Titelrennen der Regionalliga Mitte gegen den TSV Hartberg bei gleichen Punkten mit einer um zwei Tore schlechteren Tordifferenz.

Dritter Konkurs in drei Jahren

Es sollte nur bis 2009 dauern, ehe beim GAK 1902 der dritte Konkurs innerhalb von drei Jahren ins Haus stand, allerdings gelang zum dritten Mal via Zwangsausgleich das Überleben. Trotz einem großen Spieler-Aderlass gelang den Steirern der Einzug in die damalige Relegation zur 2. Liga.

Nach einem 0:0 gegen den TSV Hartberg zu Hause kassierte man im Rückspiel in der 76. Minute das 0:3, was GAK-Anhänger dazu veranlasste, das Spielfeld zu stürmten und dadurch einen Spielabbruch provozierten. Die Strafverifizierung folgte und das Spiel wurde mit 3:0 für die Blau-Weißen gewertet.

Damit war der Aufstieg in den österreichischen Profifußball gescheitert. Am 19. Oktober 2012 wurde schließlich der vierte Konkursantrag eingebracht – dieses Mal konnten sich die Grazer allerdings nicht mehr retten.

Neuanfang in der 8. Spielklasse

Es war schnell klar, dass das zwar das Ende des GAK 1902 in der damaligen Form bedeutete, allerdings nicht das Ende des Klubs insgesamt. Als GAC startete man in der Saison 2013/14 die Meisterschaft in der steirischen 1. Klasse Mitte A (8. Spielklasse). Das Erreichen der 1000 Mitglieder-Marke sowie der 1000 verkauften Dauerkarten bestätigten die Verantwortlichen. Noch im ersten Jahr gelang der Meistertitel, auf den weitere folgen sollten.

Ein Jahr darauf wurde 4 Runden vor Saisonende mit einem 5:1-Heimsieg gegen Tobelbad der Meistertitel in der Gebietsliga Mitte und damit der Aufstieg in die Unterliga Mitte erreicht. Am Ende der Saison 2015/16 stieg der GAK 1902 in die fünftklassige Oberliga Mitte-West auf. 

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Michael Liendl könnte zum Karriereende über einen Meistertitel in der ADMIRAL 2. Liga jubeln.

2017 Aufstieg in Landesliga Steiermark

Am 9. Juni 2017 wurde durch ein 2:0 im Heimspiel gegen Rebenland der Meistertitel in der Oberliga Mitte-West und damit der Aufstieg in die Landesliga Steiermark gesichert. 2018 gewann man die Landesligameisterschaft und kehrte damit nach 5 Jahren in die Drittklassigkeit – die Regionalliga Mitte – zurück. Im Jänner 2019 wurde, um den für die 2. Liga entsprechenden Lizenzierungsbestimmungen zu genügen, mit Matthias Dielacher ein Klubmanager sowie mit Enrico Kulovits ein Trainer mit Profi-Lizenz vorgestellt.

Allerdings war das Engagement von Kulovits bereits nach der Regionalliga-Saison wieder beendet. Er wurde durch Alois Hödl ersetzt. David Preiß durfte mit Präsidiumsbeschluss des ÖFB die Zweitligasaison offiziell als Cheftrainer bestreiten, da in der Saison wieder ein entsprechender Trainerkurs angeboten wurde. 

Alois Hödl war nunmehr Co-Trainer und Ralph Spirk fungierte als Individualtrainer. Am 12. April 2019 erhielt der GAK 1902 die Zulassung zur Teilnahme an der 2. Liga. Bereits 5 Runden vor Ende der Meisterschaft konnte der 6. Titel und Aufstieg en suite fixiert werden - damit stand nach 12 Jahren Abwesenheit wieder eine Fußballmannschaft des GAK 1902 in einem österreichweiten Meisterschaftswettbewerb. 

Vor nächstem großen Kapitel in Fußballmärchen

Seitdem spielen die Grazer nun in der ADMIRAL 2. Liga und wurden je Tabellen-15., Tabellensechster und Tabellensiebenter. Nun steht man nach 28 Runden der laufenden Saison sogar am "Platz an der Sonne" und ist drauf und dran, in die ADMIRAL Bundesliga aufzusteigen.

In den verbleibenden zwei Runden geht es für Kapitän Perchtold & Co. gegen SKU Amstetten (daheim) und gegen Mohren FC Dornbirn 1913 (auswärts). Bei Punktverlusten vom FC Blau-Weiß Linz und SKN St. Pölten sowie gleichzeitigem Sieg der Grazer gegen Amstetten in der 29. Runde am Freitag wäre man sogar schon frühzeitig Meister und das Fußballmärchen wäre um ein Kapitel reicher – innerhalb von 10 Jahren von der 1. Klasse in die ADMIRAL Bundesliga – so eine Geschichte gibt es wohl nirgends sonst auf der Welt.

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Foto-Copyright: Harald Dostal/www.sport-bilder.at bzw. GEPA Admiral