Die SV Guntamatic Ried hat sich in der ADMIRAL 2. Liga akklimatisiert. Der Formanstieg schlug sich in Runde 9 auch im Resultat nieder: Mit einem ungefährdeten 5:0-Kantersieg daheim über die SV Horn. Dabei gab es eine Renaissance an ein zurückliegendes Faustfand: Rieder Tore nach Standards! Waren es in den Vorjahren noch Cornerbälle und Freistöße von Stefan Nutz, "serviert" nun Nils Seufert "von der Fahne"...per Assist-Doppelpack: 1:0 für Nikki Havenaar und dann zum 3:0 für Oliver Steurer. Das "deutsche Dream-Duo": Seufert/Steurer - der Kurpfälzer & Ruhrpottler! Ligaportal-Redakteur Herbert Pumann sprach mit beiden. 

"In Deutschland ist die zweite österreichische Liga eher eine unterschätzte"

Ligaportal: Nils Seufert, der neue "Cornerball-Kaiser" der Rieder. Fleißig trainiert, alles einstudiert natürlich, oder?

Nils Seufert: Ja, wir trainieren sehr viel Standards. Das zahlt sich aus wie man sieht. Gegen Horn habe ich bereits das 3. Tor durch einen Standard vorbereitet. Da lohnt sich das Training auf jeden Fall.

Ligaportal: Und Zielspieler ist dabei nicht immer nur Nikki Havenaar?

Nils Seufert: Nein, nicht immer. Klar, er zieht viele Spieler auf sich und ist ein super, super Kopfballspieler. Aber wir haben auch andere Kopfballspieler wie Olli (Anm. Steurer), Nemanja (Anm.: Celic) und Arjan (Anm: Malic). Da sind mehrere, die nach Standards Tore machen können. Klar, Nikki ist unser Zielspieler. Aber wenn der Ball mal etwas anders kommt, wie gegen Horn zu sehen, ist Olli auch zur Stelle.

Ligaportal: Euer Trainer Maximilian Senft meinte vor der Partie gegen den SV Horn, dass ihr die vollen PS auf das Feld bringen müsst. War das dann die SV Ried, die man sehen will, weil ihr habt sie von Beginn an überfallartig überrollt?

Nils Seufert: Ja, kann man schon so sagen. Das ist einfach der Spielstil, den wir spielen. Das ist aktiver, dominanter Fußball. Es war aber die Wochen davor auch schon so, doch da haben wir die Tore nicht gemacht. Das ist auch ein Teil der Wahrheit. Gegen den SV Horn haben wir uns belohnt, deutlich belohnt.

Ligaportal: Unser Ligaportal-Experte Manni Bender, ehemaliger Profi beim FC Bayern München und lizensierter Fußball-Trainer, meinte bei "Mannis Matchprognosen" vor der 9. Runde, dass der SV Ried der letzte Siegeswille fehle, um vor allem mal das 1:0 zu machen. War das die passende Antwort gegen den SV Horn an ihn?

Nils Seufert (lacht): Haben wir gemacht. Mehr braucht man dazu nicht zu sagen.

Ligaportal: Du bist gebürtiger Mannheimer, stammst aus dem Nachwuchs von deutschen Traditionsvereinen wie dem SV Waldhof Mannheim & 1.FC Kaiserslautern, hast später auch bei Arminia Bielefeld und Greuther Fürth gespielt. Wie siehst Du die Qualität im Vergleich von der 2. Liga in Deutschland zu Liga 2 in Österreich, in der ja doch viel über die Athletik kommt?


Nils Seufert: Ist schon eine physische Liga. In Deutschland ist die zweite österreichische Liga eher eine unterschätzte. Doch sie ist nicht so schwach wie viele denken, sondern ist eine gute Liga. In der es sehr schwer ist, Spiele zu gewinnen, auch wenn wir jetzt mal ein Statement gesetzt haben mit dem 5:0. Auf jeden Fall eine physisch starke Liga, in der man nicht mal einfach so im Vorbeigehen Spiele gewinnt.

"Das ist das Ziel"

Ligaportal: 3 Spiele in der 2. Liga in Folge nicht verloren, nur 1 Niederlage in den vergangenen 6 Partien und die beim souveränen Liga-Leader GAK 1902 auswärts. Greifen inzwischen die Mechanismen? Ihr begebt euch in der Tabelle auf die Überholspur, von derzeit Rang 7 zum Dritten SKN St. Pölten sind es nurmehr 3 Punkte.  

Nils Seufert: Das ist das Ziel. Als Absteiger wollen wir als SV Ried jedes Spiel gewinnen. Ich glaube, dass wir auf einem guten Weg sind. Jetzt müssen wir weiter hart arbeiten. Nach so einem Sieg kommt natürlich auch nicht alles von ganz alleine, doch wir sind auf einem guten Weg und haben einen Trainer, der uns da auch auf einem klaren Weg begleitet und auch hilft.

"Wir müssen bei allem Positiven lernen, die Spiele noch früher zu entscheiden"

Ligaportal: Damit zum Doppelpass und zu Oliver Steurer. In der Kabine erschallte nach dem Sieg über den SV Horn laut bis zum Anschlag und über die Katakomben der Innviertel Arena hinaus Schlager-Musik wie am Ballermann oder in der Après Ski-Hütte. Wer ist euer Kabinen-DJ?

Oliver Steurer (lacht): Gute Frage. Ich glaube Leiti (Anm.: Torhüter Andreas Leitner). Bei Siegen gibt es so Musik, ansonsten und vor dem Spiel was anderes.

Ligaportal: Kommt jetzt auch nicht die Frage, was bei Unentschieden oder Niederlagen gespielt wird. Letztere gab es ja auch Zuhause noch keine. Zum Spiel gegen den SV Horn. Ihr habt furios loslegt, nach 58 Sekunden schon die ersten Top-Torchance, ihr wolltet die Waldviertler schier überrollen. Dein Rückblick?

Oliver Steurer: Ganz ehrlich, für mich war es wie in den anderen Spielen davor auch. Wie auch in Bregenz und gegen Kapfenberg. Wir hatten auch in den Spielen Torchancen, um es früher zu entscheiden und klar zu machen. Im Endeffekt war es gegen Horn dasselbe. Wir haben wieder durch ein Standardtor so etwas den Dosenöffner gehabt. Das ist schön, auch wenn wünschenswert ist, dass wir das ein und andere Tor auch aus dem Spiel heraus schießen.

Wir gehen mit einer 2:0-Führung in die Pause, doch man weiß nie wie dann die 2. Halbzeit verläuft. Dann kommt vielleicht das 2:1 und dann brennt es wieder so. Wir müssen bei allem Positiven lernen, die Spiele noch früher zu entscheiden. Wir haben echt klarste Torchancen und die gilt es eiskalt zu nutzen. Dann glaube ich, dass wir auch engere Partien besser ziehen können. 

Ligaportal: Rieder Standards waren in den Vorjahren ein Faustpfand und scheinen in diesem Herbst wieder Konjunktur zu haben. Gegen den SV Horn gleich ein Doppelpack nach Cornern. Auch Dein erstes Tor in dieser Saison dabei... wie ersehnt?

Oliver Steurer: Ja, klar. Hubsi und Nikki haben gesagt, dass ich mal dran bin mit dem Toreschießen. Deswegen hat es mich gefreut, dass es diesmal geklappt hat. 

"In Bregenz war es so ein kleiner Nackenschlag"

Ligaportal: Gegen den SV Horn habt ihr euch endlich für euer Investment belohnt. Was sich auch in der Tabelle auswirkt, wo ihr zur Aufholjagd blast. War das 5:0 so ein Fingerzeig, wo wird die Reise hingehen?

 

Oliver Steurer: Wir gehen jedes Spiel gleich an und wollen es gewinnen. In Bregenz war es so ein kleiner Nackenschlag, weil wir uns da mehr erhofft haben (Anm.: 0:0). Es war auch mehr drin. Ich hatte am Ende des Spiels so gemischte Gefühle. Im Normalfall verliert man so ein Spiel noch. Von daher war es da gut, dass wir wieder mal zu Null gespielt haben. Wir hatten jetzt das dritte Spiel nacheinander, wo die Gegner meist nur eine Torchance hatten.

Und das aus einem eigenen Fehler heraus. Ich glaube, dass wir defensiv sehr gut stehen. Wenn wir nun noch in unseren Offensivaktionen konsequenter und abgezockter sind, dann gewinnen wir auch die Spiele noch klarer. 

Ligaportal: Wie weit seit ihr generell mit der im Sommer neuformierten Mannschaft, das ist ja auch ein Entwicklungsprozeß. Wie weit greifen die Automatismen und wo ist noch Verbesserungs-Potenial?

Oliver Steurer: Es ist immer noch Potential. Wir arbeiten jede Woche hart, damit das alles noch weiter greift. Es ist ja auch kein Geheimnis, dass viele Spieler erst kurz vor Ende der Sommertransfer-Periode dazu gekommen sind. Ich ja genauso. Das merkt man in manchen Spielen noch. Es hängt alles einen Tick zusammen. Wenn da die Automatismen mehr greifen, kommen wir noch mehr zu klareren Torchancen und können die Spiele früher entscheiden.

"Vieles ist etwas in Österreich Red Bull geschuldet"

Ligaportal: Du bist aus Gelsenkirchen, hast in der Jugend fast in jedem Kultklub im Ruhrgebiet gespielt mit Schalke 04, BVB und Rot-Weiß Essen. Kennst die deutsche 2. Liga. So wie Nils Seufert, der zuvor meinte, dass die 2. Liga in Österreich unterschätzt wird. Welche Vergleiche ziehst Du in punkto Niveau?

 

Oliver Steurer: Ja, das habe ich mich schon ein paar Mal gefragt. Ich kann´s gar nicht so leicht beantworten. Ich glaube hier ist es geradliniger. Du hast hier sehr schnelle Spieler. In Deutschland ist sehr viel mit nochmal hinten herum spielen, abwarten. Vielleicht auch nochmal den einen langen Ball und direkten Zweikampf mehr.

Und hier ist es Sprint, nach vorne verteidigen und spielen. Gar nicht so viel hinten herum spielen. Schnelle Ballverluste, schnelle Angriffe. Das ist teilweise ein bisschen hektisch, aber auch eine coole Sache. Vieles ist etwas in Österreich Red Bull geschuldet. Aber ich mag die Spielweise. Es ist etwas offen, man kann nach vorne verteidigen. Wir als Ried sowieso. Wir versuchen jeden Gegner zu dominieren. Das ist unser Anspruch. Ob es uns immer gelingt, ist eine andere Sache.

Ligaportal: Danke Nils & Oliver.

Siehe auch hier:

SV Ried-Trainer Senft: "Harte Arbeit belohnt sich mit der Zeit"

Schützenfest SV Ried - Auswärts-Albtraum des SV Horn hält an

 

SV Horn-Keeper Polster nach 0:5-Pleite in Ried: "Haben daheim viel mehr Spaß am Fußball"

Fotocredit: GEPA-ADMIRAL und SV Ried/Schröckelsberger