Austria Lustenau
TSV Egger Glas Hartberg

Beide Mannschaften sind mit gehörig Sand im Getriebe in das Frühjahr der Sky Go Erste Liga gestartet. SC Austria Lustenau hatte gegen den FC Liefering (2:4) und zuletzt beim Titelaspiranten LASK Linz (2:3) das Nachsehen. Der TSV Egger Glas Hartberg konnte nach der 0:2 Auftaktsniederlage beim Leader in Mattersburg zuletzt zu Hause gegen den SV Horn mit einem 1:1 zumindest anschreiben. Der Blick auf den gegenwärtigen Tabellenstand verrät, dass in dieser Begegnung enorm viel Würze gegeben ist. Zum einen können die Vorarlberger einen entscheidenden Schritt aus den unteren Tabellengefilden tätigen. Und zum anderen haben die Oststeirer die Möglichkeit den langersehnten Anschluss herzustellen. Demnach war im Reichshofstadion alles angerichtet für eine spannungsgeladenes "Sechspunktespiel" - denn eine Punkteteilung da war man sich soweit einig, hilft keiner der beiden Mannschaften wirklich weiter.


Kaltschnäuzige Hartberger

Die Lustenauer Austria seit dem Jahr 1994 fixer Bestandteil in der österreichischen Bundesliga, von 1997 bis 2000 sogar im Oberhaus vertreten, war zu diesem Zeitpunkt der Meisterschaft noch nicht wirklich so nah mit dem Abstiegskampf konfrontiert. Und genau darin sieht Hartberg-Coach Bruno Friesenbichler auch einen möglichen Vorteil für seine Mannschaft, denn Routine im beinharten Fight um den Klassenverbleib in der zweithöchsten Spielklasse weisen die Hartberger wahrlich zur Genüge auf. Und die Oststeirer lassen nichts unversucht, so wurde um den Reisestrapazen vorzubeugen - gut 6,5 Stunden Busfahrt beansprucht die einfache Wegstrecke von 696 km - bereits einen Tag vorher im Ländle Quartier bezogen. Außerdem hat sich das Lazarett dass zuletzt in Hartberg beim Heimspiel gegen Horn gegeben war deutlich gelichtet, einzig der Brasilianer Sobrinho fehlt angeschlagen. Die Statistik spricht aber ganz deutlich für die Mannen von Trainer Mladen Posavec, der nach den zwei vorangegangenen Leermeldungen jetzt erst mehr oder weniger den Frühjahrsstart ausruft. Denn einem 3:0 auf heimischen Boden im August folgte im Oktober in Hartberg ein 1:0 - damaliger Torschütze Jailson in Spielminute 93. Und die Lustenauer beginnen dieses richtungsweisende Spiel auch ambitioniert, zu mehr als zu einer deutliche optische Überlegenheit in den Anfangsminuten sollte es aber nicht reichen.

LustenauMoral
Die Lustenauer Tugenden Einsatzbereitschaft und Offensivstärke sind nun gefragt um nicht durchgereicht zu werden.

Abgebrühter agiert da schon der TSV Hartberg, der es perfekt versteht seine erste Möglichkeit auch gleich in einen Torerfolg umzumünzen. 10.Minute: Das Mittelfeld wird mit zwei Passbällen rasant überbrückt, den Flankenball von rechts von Daniel Gremsl weiß der 24jährige Christoph Kröpfl vom Elfmeterpunkt per Kopf platziert zu verwerten - Christopher Knett im Lustenauer Tor streckt sich vergebens - 0:1. Und selbigen gelingt es beinahe nachzudoppel, von der Sechszehnmeter-Marke verfehlt er sein Ziel nur knapp. Trotzdem aber sollte es nicht lange dauern und die Hartberger strecken ihre Ärmel auf das Neue in Richtung Lustenauer Abendhimmel. Nach einer Rasswalder-Flanke kommt es im Strafraum zum Luftkampf der beiden Kapitäne Stückler bzw. Friesenbichler, Schiri Kantona zögert keinen Augenblick und zeigt auf den ominösen Punkt. Den dafür gerechtfertigt verhängten Elfmeter versenkt Danijel Prskalo knallhart - 0:2 in Spielminute 30. Dieser zweite Gegentreffer fungiert dann aber als echter Muntermacher für die Austria, im Minutentakt wird Chance um Chance herausgespielt, den Weg ins Tor findet der Ball aber nicht. Torhüter Hans Peter Berger erweist sich dabei oftmals als Turm in der Schlacht und verhindert mit starken Reflexen das möglich scheinende 1:2 durch Alex Aschauer bzw. Dominic Pürcher. Aus einer Entlastung heraus schnüren die Steirer dann aber den Triplepack - der 19jährige Lukas Ried trifft Augenblicke vor dem Halbzeitpfiff nach Kröpfl-Assist aus 16 Metern zum 0:3.

Lustenauer Fall geht weiter

Kommt die Lustenauer Austria noch zurück in diese Partie das war nun die große Frage im Reichshofstadion. Den Vorarlbergern ist ein solches Husarenstück schon desöfteren gelungen, der Grundstein dafür ist zweifelsfrei in einem raschen Tor zu suchen der die nötige Initialzündung darstellen könnte. Dementsprechend mit offenen Visier gehen die gebeutelten Hausherren dann zu Beginn des zweiten Spielabschnitts auch zu Werke. Den vorgetragenen Bemühungen können die bestens postierten Hartberger aber immer wieder erfolgreich einen Riegel vorschieben. So lassen mit Fortdauer des Spiels die treuen Austria-Fans ihren Unmut unüberhörbar freien Lauf. Auch der halbzeitliche "Kabinen-Besuch" von Präsident Hubert Nagel scheint wenig Wirkung zu zeigen, so steuert die "Hartberg-Flotte" - als schwächste Auswärtsmannschaft ins Ländle gekommen, schnurstracks in Richtung Dreipunkter. Mit dem deutlichen Vorsprung im Rücken kontrolliert die Friesenbichler-Truppe das Gegenüber weitgehenst, den Westösterreichern gehen im Spiel nach vorne auch zusehends die Ideen aus bzw. sind diese zu sehr von Monotonität geprägt.

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Die Hartberger präsentierten sich als verschworene Einheit, jetzt wartet am Montag Wacker Innsbruck.

So kommt es dass in der Schlussviertelstunde die Begegnung soweit in trockenen Tüchern ist. Die Lustenauer sind nicht mehr in der Lage wirklich zuzusetzen und die Hartberger machen das was sie an diesem Tag schon öfters erfolgreich zelebrierten - nämlich schnörkellos und erfolgreich einen Angriff abzuschließen. 83.Minute: Der eingewechselte Oliver Pranjic bedient Danijel Prskalo, der wenig Mühe hat mit seinem zweiten Tor an diesem Tag den überzeugenden 0:4 Spielendstand zu besiegeln. Die Steirer konnte damit ein ganz starkes Signal senden - neues Tabellenschlusslicht ist nun Wacker Innsbruck. Stürmische Zeiten hingegen wird es nun in Lustenau geben, Trainer Mladen Posavec scheint schwer angezählt, zudem mussten die Vorarlberger in den bislang 23 ausgetragenen Spielen bereits 42 Gegentreffer hinnehmen. Jetzt steht in der Sky Go Erste Liga eine englische Woche an, Austria Lustenau trifft am Dienstag um 18:30 Uhr zu Hause auf den SV Mattersburg. Die Hartberger gastieren bereits am Montag, um 18:30 Uhr beim FC Wacker Innsbruck.


SC Austria Lustenau - TSV Egger Glas Hartberg  0:4 (0:3)

Reichshofstadion, 2800 Zuseher, SR: Markus Kantona (NÖ)

Austria Lustenau: Knett, Stückler, Kobleder, Pürcher, Secerovic (46.Thiago),Wolf, Zachhuber (29.Schreter), Strandvall (69.Santiago), Jailson, Aschauer, Tadic

TSV Hartberg: Berger, Gluhak, Posch, Rasswalder, Rotter, Sencar, Ried (78.Pranjic), Gremsl (68.Fröschl), Kröpfl, Prskalo, Friesenbichler (30.Prutsch)

Torfolge: 0:1 (12.Kröpfl), 0:2 (30.Prskalo/Elfmeter), 0:3 (45.Ried), 0:4 (83.Prskalo)

gelbe Karten: Secerovic, Stückler, Thiago bzw. Rotter

stärkste Spieler: Schreter bzw. Berger, Kröpfl, Prskalo

Stimmen zum Spiel:

Mladen Posavec (Trainer Lustenau):
"Ich übernehme die volle Verantwortung, ich habe die Mannschaft vorbereitet die augenscheinlich nicht mit dem Druck zustande gekommen ist. Klar muss man sich nach dieser bitteren 0:4 Niederlage hinterfragen, aber ich werde nicht aufgeben und weiterkämpfen. Austria Lustenau wird im Profibereich bleiben - mit oder ohne Posavec."

Hubert Nagel (Präsident Lustenau):
"Ich bin sprachlos mir fehlen die Worte. Ich werde die Mannschaft morgen zu mir bitten, bezüglich einer Trainerablöse möchte ich keinen Kommentar abgeben."

Bruno Friesenbichler (Trainer Hartberg):
"Heute hat alles gepasst, gegen einen starken Gegner hat jeder einzelne Spieler eine Topleistung abgerufen. Unglaublich was unser Keeper heute für Dinger entschärft hat, ein Kompliment auch dem Schiri-Gespann. Jetzt ist die Vorfreude groß auf Innsbruck, die gehörig Potential aufweisen. Mit der erforderlichen Disziplin und Konsequenz können wir aber auch dort zumindest einen Punkt machen."

Hans Peter Berger (Hartberg):
"Wir haben genau das umgesetzt was uns unser Trainer bzw. Co Trainer vorgegeben hat."

Christoph Kröpfl (Hartberg):
"Wir sind alle überglücklich, jetzt fahren wir mit einer gehörigen Portion Selbstvertrauen nach Innsbruck."

Danijel Prskalo (Hartberg):
"Wir haben heute Vollgas gegeben und sind für unsere Leistung schlussendlich auch belohnt worden."


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Bilder: Richard Purgstaller