In meinem heutigen Beitrag darf ich mit Andi Glaser, Kapitän vom FSK Fürstenfeld (Landesliga Steiermark, 4. Liga), ein spannendes Gespräch über mentale Themen im Fußball führen. Der 33-jährige Steirer hat in seiner Karriere schon mehr als 337 Tore geschossen und liebt den Fußball bedingungslos. Ein Gastbeitrag von Mentalcoach Wolfgang Seidl.

 Motivator Andi Glaser

"Immer an sich glauben"

Mentalcoach Seidl: Andi, du bist ja seit vielen Jahren als Stürmer in der steirischen Landesliga sehr erfolgreich und mental einer der Stärksten. Was bedeutet für dich persönlich „Mentale Stärke am Platz“?

Andi Glaser: Mental stark zu sein bedeutet für mich in erster Linie wie man mit Rückschlägen umgeht! In den wenigsten Spielen läuft alles so, wie man es sich vorstellt. Nicht die Nerven zu verlieren, immer an sich zu glauben und trotz etwaiger Rückschläge selbstbewusst aufzutreten und Verantwortung zu übernehmen, das ist Mentalität.

Mentalcoach Seidl: Wann hast du in deiner Karriere erkannt, wie wichtig die mentale Komponente im Fußball ist und was war dafür ausschlaggebend?

Andi Glaser: Leider viel zu spät, eigentlich erst als ich erkannt habe, dass ich mich fußballerisch nicht mehr weiter entwickeln kann. Ich hatte auch großes Glück, dass ich ein Jahr lang vier Tage die Woche mit einem großartigen Trainer, als auch Menschen, von Graz zum Training gefahren bin. Bei diesen Autofahrten hatten wir viel Zeit zu reden. Es ging nicht immer nur um Fußball - aber als ehemaliger Profi und mittlerweile auch Mentaltrainer hat er mich schon sehr zum Nachdenken gebracht! Es war nie „klassisches“ Mentaltraining mit Anleitungen wie ich irgendwelche Strategien und Rituale anwenden kann oder soll, eher ein „Druck heraus nehmen“ und die Frage, warum spielst du Fußball? Was motiviert dich? Um was gehts bei unserer Kickerei?

Um ehrlich zu sein habe ich vieles erst nach unserer gemeinsamen Zeit verstanden, aber ja- so bin ich in das Thema ein bisschen reingerutscht. Mittlerweile habe ich auch andere Personen gefunden, mit denen ich reden kann. Ich würde sowieso jedem jungen Spieler raten, sich eine Vertrauensperson zu suchen mit der er über alles reden kann. Und wie gesagt es muss nicht immer um das Spiel an sich gehen, aber über seine Gedanken oder Ängste offen zu reden schadet nie.

Mentalcoach Seidl: Du hast angesprochen, junge Spieler sollten sich Vertrauenspersonen suchen, um sich auch mental weiterzuentwickeln. Würdest du Vereinen empfehlen, speziell junge Spieler in dieser Hinsicht besser zu unterstützen und mentales Training bzw. sportpsychologische Maßnahmen in ihr Training aufzunehmen?

"Jemanden im Verein zu haben, der sich auch um das Mentale kümmert wäre optimal"

Andi Glaser: Das würde ich auf jeden Fall. Bei der Umsetzung sehe ich aber gerade auf unserem Niveau ein paar Schwierigkeiten. Es wird für Vereine immer schwerer das Budget für eine Spielzeit aufzubringen. Mit Trainer-, Spielergehältern, Physiotherapeut, Masseur, Platzwart, Zeugwart wird auf der Ausgabenseite immer mehr. Jemanden im Verein zu haben, der sich auch um das Mentale kümmert wäre natürlich optimal.

Mentalcoach Seidl: Warum wird aus deiner Sicht der mentale Bereich im Fußball noch immer so vernachlässigt, obwohl mittlerweile jeder weiß, dass die meisten Spiele im Kopf entschieden werden?

Andi Glaser: Ich denke, dass es noch nicht jeder verstanden hat, wie wichtig mentale Stärke ist - es geht zwar in die richtige Richtung, aber von manchen wird das Thema leider immer noch belächelt. Ich denke, da geht es auch viel um Selbstinitiative. Jeder meiner Spieler kann sehr gerne immer zu mir kommen, das wissen sie auch alle, aber die Überwindung es zu tun, ist anscheinend sehr groß. Das Problem ist, dass das immer mit „Schwäche zeigen“ in Verbindung gebracht wird. Das ist es aber nicht, damit man das versteht, muss man sich aber erst einmal damit auseinandersetzen.

Mentalcoach Seidl: Was ist deine Empfehlung an Nachwuchsspieler, die den Weg in den Profifußball anstreben?

Andi Glaser: Ich würde jedem jungen Spieler empfehlen, sich so früh als möglich jemanden zu suchen, mit dem er reden kann. Wichtig ist auch, nicht erst damit zu beginnen, wenn es einmal nicht so läuft. Die meisten (auch ich), beginnen sich erst damit auseinanderzusetzen, wenn ein Problem auftritt, wenn man das jedoch schon früher macht, würden gewisse Probleme erst gar nicht entstehen.

Ich denke, je früher ein Spieler das erkennt desto größer ist seine Chance irgendwann mal Profi zu werden. Dass das nur ein weiterer Baustein ist und generell alles passen muss, ist auch klar. Obwohl ich diesen Spruch nicht mag, denke ich doch, dass das die Spreu vom Weizen trennt und den Unterschied machen kann.

Mentalcoach Seidl: Was sind deine weiteren sportlichen Ziele?

Andi Glaser: Ich liebe dieses Spiel einfach, es gibt drei Dinge auf diesem Planeten die für mich bedingungslos sind - eines davon ist Fußball. Leider ist der Sport endlich im Gegensatz zu den anderen beiden Dingen. Ich will einfach Spaß haben, verletzungsfrei bleiben und meiner Mannschaft weiterhelfen, solange es mir möglich ist.

Mentalcoach Seidl: Werden wir dich in Zukunft auch mal als Trainer an der Seitenlinie erleben?

Andi Glaser: Ich weiß es ehrlich gesagt noch nicht. Möglich ist alles, aber ich will solange ich spiele, mich ausschließlich darauf konzentrieren

Mentalcoach Seidl: Lieber Andi, ich danke dir für dieses Gespräch.

Fotocredit: Hans Neuhauser

MANA4YOU

Wolfgang Seidl, MBA
Akademischer Mentalcoach
Dipl. Teamentwickler
HeartMath®Coach

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