"Wir haben die Intensität zu spät auf den Platz gebracht", fand ÖFB-U19-Teamchef Martin Scherb nach der unerwarteten 2:4-Niederlage im zweiten Match bei der UEFA U19-Euro 2022 in der Slowakei deutliche Worte. Nach defizitärem Defensivverhalten lagen seine Schützlinge kurz nach der Pause gegen effiziente, aggressive Israelis 1:4 hinten. Zwar bäumten sich die "Rot-Weiß-Rot"-Youngster auf und erzeugten in der Schlussphase viel Druck, doch es reichte trotz Torchancen nurmehr zum 2:4-Endstand. Das Semi-Finale ist damit nicht mehr machbar. Am Samstag kommt es gegen Serbien zum letzten Gruppenspiel.

Yusuf Demir erzielte mit seinem genialen Freistoßtor mit links ins rechte Kreuzeck zwar das "Tor des Spiels", doch am Ende steht eine bittere 2:4-Niederlage gegen Israel.

Verbliebenes ÖFB-Ziel ist nun das Play-off der beiden Gruppendritten um einen Startplatz bei der U20-WM 2023 in Indonesien. Die Österreicher spielen nun am Samstag um 20 Uhr in Banska Bystrica gegen Serbien um ihre letzten Chance auf Gruppenplatz 3. Selbst um dieses Minimalziel noch erreichen zu können, benötigte der ÖFB-Nachwuchs am Mittwochabend aber noch Englands Schützenhilfe gegen die Serben. Diese hatten zum Auftakt in der Nachspielzeit ein 2:2 gegen Israel gerettet und wären bei einem Remis im Entscheidungsspiel auf jeden Fall vor Österreich platziert.

Nach der 0:2-Niederlage zum Auftakt gegen Turnier-Mitfavorit England, als noch vier Rapidler begannen, hatte Martin Scherb seine Startelf in Ziar nad Hronom gegen Israel auf drei Positionen verändert: Innenverteidiger Justin Omoregie (FC Red Bull Salzburg), Florian Wustinger (Austria Wien) und Dominik Weixelbraun (LASK) erhielten den Vorzug vor Samuel Mischitz (SCR Altach), Pascal Fallmann und Benjamin Kanuric (beide SK Rapid). Auch die Grundordnung änderte sich von einem 4-2-2 auf ein 4-2-3-1.

Doch bei sommerlichen Temperaturen wurde "Rot-Weiß-Rot" eiskalt erwischt. Nach einer Linksflanke kam Abed vor dem größeren Omeregie, der kurz davor bei einer anderen Aktion noch rettend zur Stelle war, kam der Salzburger zu spät und der Israeli erzielte per Kopfball ins rechte Eck das 0:1 (5.) Die Scherb-Schützlinge erholten sich gegen den leichtfüßigen, technisch versierten Gegner nur schwer.

Um dann doch durch Adis Jasic zum Ausgleich zu kommen (24.). Eine tückische Hereingabe von halblinks durch den Wolfsberger verfehlt zwar Yusuf Demir freistehend, irritierte jedoch den israelischen Keeper, sodass aus der Flanke ein Torschuss wurde - 1:1. Dann der Rapidler Demir mit einem unnachahmlichen Solo durch die Zentrale, doch wird gestoppt und die Israelis praktizieren hernach ein gekonntes, schnelles Umschaltspiel, das Lugassy konsequent und freistehend zum 1:2 abschloss (29.).

Doppelschlag zum 1:4 nach Seitenwechsel

Die ÖFB-Youngster wehrent sich und hatten auch Kopfball-Möglichkeiten durch Veratschnig und Wustinger, doch gesamt blieb man hinter den Erwartungen und obendrein diese defensiven Defizite. Die Israel nach dem Seitenwechsel per Doppelschlag binnen zwei Minuten quittierte. Der 18-jährige Leopold Querfeld zunächst zu ungestüm gegen Revivo im Strafraum, worauf Madmon den fälligen Foulelfmeter mit platziertem Schuss in die rechte Ecke zum 1:3 (52.) verwertete. Wenig später Gloukh nützte einen Fehler von Wallner konsequent zum 1:4 (54.).

Österreich bewies Moral, doch "wachte zu spät auf". Die Schlussviertelstunde mutierte zum Powerplay und die Scherb-Elf agierte druckvoll und schöpfte nach dem sehenswerten Freistoß-Schlenzer von Yusuf Demir mit links halbrechts von der Strafraumgrenze zum 2:4 (76.) nochmal Hoffnung. Der eingewechselte Jakob Knollmüller (TSG Hoffenheim) hatte dann auch die Mega-Chance zum 3:4, doch traf die Kugel freistehend halbrechs im Sechzehner eher suboptimal und schoss rechts vorbei. Nach sechsminütiger Nachspielzeit blieb es beim 2:4. 

Am Samstag gegen Serbien, das heute im Abendspiel auf England trifft, ist das ÖFB-U19-Team nun in Zugzwang. Coach Martin Scherb betonte hernach auf ORF Sport+: "Das kann ich versprechen. Wir werden gegen Serbien so beginnen wie wir heute aufgehört haben."

"Dieses Spiel haben wir selbst verhaut"

Teamchef Martin Scherb: "Wir haben die Intensität heute viel zu spät auf den Platz gebracht und daher ist es uns auch lange nicht gelungen, den Rhythmus des Gegners zu brechen. Dieses Spiel haben wir selbst verhaut. Als wir die Intensität hatten, die notwendig war, waren wir gut im Spiel und wenn wir in der Schlussviertelstunde auch noch das 4:3 machen, verlieren wir bestimmt nicht. Israel war sehr kombinationsstark und hat uns aus unseren Positionen gebracht. Ihre Konter haben wir einfach zu schlecht verteidigt, deshalb haben wir auch vier Gegentore kassiert."

Kapitän Ervin Omic: "Wir haben in zu vielen Szenen einfach geschlafen. Ich habe keine Erklärung warum das passiert ist, aber leider ist es uns heute passiert. Der Doppelschlag nach der Pause war mental nicht so leicht wegzustecken. Jetzt müssen wir Charakter zeigen und aufstehen. Wir werden viel intern besprechen als Team. Es tut sehr weh, dass wir das Halbfinale verpasst haben, das müssen wir verdauen. Aber wir geben nicht auf, wir wollen unbedingt das WM-Ticket. Für diesen Traum werden wir alles tun."

Leo Querfeld: "Die Enttäuschung ist natürlich sehr groß, wir haben uns sehr viel vorgenommen, wollten unbedingt ins Semifinale. Jetzt hoffen wir natürlich, dass wir am Samstag gegen Serbien noch die Chance haben, uns für das WM-Playoff zu qualifizieren."

AUFSTELLUNGEN

Österreich: Elias Scherf - Lukas Wallner, Justin Omoregie, Leopold Querfeld - Ervin Omic (K), Adis Jasic, Yusuf Demir, Florian Wustinger, Onurhan Babuscu, Nikolas Konrad Veratschnig - Dominik Weixelbraun. Ergänzungsspieler: Patrick Moser, Samuel Mischitz, Leonardo Ivkic, Justin Forst, Jakob Knollmüller, Nico Wiesinger, Pascal Fallmann, Benjamin Kanuric, Sandro Schendl. Trainer: Martin Scherb.

Israel: Tomer Zarfati - Or Alon Israelov, Stav Lemkin, Roy Revivo, Ilay Feingold - El Yam Kancepolsky, Ilai Madmoun (K), Oscar Gloukh, Ariel Lugassy - Tay Abed, Ahmad Ibrahim. Ersgänzungsspieler: Lior Gliklich, Ilay Tomer, Shon Edri, Nehorai Yifrah, Dor David Turgeman, Aharon Roy Nawi, Noam Muche, Orel Baye, Idan Toklomati Gorno Markovich. Trainer: Ofir Haim

Fotocredit: Harald Dostal/www.sport-bilder.at