Das ÖFB-U19-Team (Jg. 2003) wollte im Spiel um Platz 5 bei der UEFA U19-EURO 2022 nicht nur fünftbeste U-19-Mannschaft auf dem Kontinent werden, sondern im Playoff-Spiel gegen Gastgeber Slowakei mit einem Sieg das letzte Ticket für die U20-WM nächstes Jahr in Indonesien lösen. Bei über 30 Grad im Finalstadion dieser EURO kämpfte die Elf von Martin Scherb nach einer "gebrauchten 1. Halbzeit" mit doppeltem Verletzungspech zweier Leistungsträger und einem Ausschluss zu Zehnt wacker, konnte die 0:1-Niederlage jedoch nicht mehr abwenden. Das ÖFB-Team reist als Tabellen-6. nach Hause.

Gebrauchte 1. Halbzeit - Doppeltes Verletzungspech & Ausschluss

Fünf Mal hatte ein ÖFB-Team bisher an einer FIFA-U20-WM teilgenommen, letztmals 2015.

Trainer Martin Scherb nahm gegenüber dem 3:2-Sieg im letzten Gruppenspiel gegen Serbien eine personelle Veränderung vor. SK Rapid-Verteidiger Pascal Fallmann rückte für Austria Wien-Defensivakteur Leonardo Ivkic rein.

Doch kaum waren vier Minuten gespielt, war der ÖFB-U19-Teamchef schon zu einer personellen Veränderung gezwungen. Nach einem Foul von Viktor Sliacky bekam Ervin Omic einen Schlag auf's Knie. Der ÖFB-Kapitän, Sommer-Neuzugang des WAC und geboren in Ried im Innviertel, verletzte sich und musste frühzeitig raus (lt. ersten ORF-Informationen Verdacht auf Kreuzbandriss).

Keine 20 Minuten später bereits die nächste Hiobsbotschaft und verletzungsbedingter Ausfall des nächsten Defensivakteurs. Justin Omoregie (Foto) hielt sich den Oberschenkel nach einem unglücklichen Laufduell gegen Simon Micuda. Sah beim 18-jährigen ÖFB-Linksverteidiger, der vom FC Liefering zum FC Red Bull Salzburg wechselte, nach einem Muskelfaserriss aus. Während das Unheil für "Rot-Weiß-Rot" vor der Pause seinen Verlauf nahm: der für Omic eingewechselte 18-jährige Wiener Florian Wustinger (FK Austria Wien) sah in der Nachspielzeit der 1. Halbzeit nach hartem Einsteigen gegen Holly wegen wiederholtem Foulspiel die "Ampelkarte".

Kanuric´ Knaller ans Torgebälk - dann "1.000-Gulden-Schuss" zum 0:1

Nachdem in der 1. Halbzeit Torchancen Mangelware blieben und beide Teams wenig zuließen, sorgte die dezimierten ÖFB-Youngster im zweiten Abschnitt für den ersten "Knalleffekt": aus zentraler Position zog der gebürtige Ennser Benjamin Kanuric, einer von vier Rapidlern in der Startelf, ab und die Kugel knallte an den Querbalken.

Die Pechsträhne der Scherb-Elf wollte an diesem Abend nicht abreißen, zumal obendrein auf der Gegenseite Abwehrspieler Samuel Kopasek mit einem "Sonntagsschuss" am Dienstagaben die Slowaken in Führung schoss. Der Linksverteidiger kam von der linken Seite vor dem Sechzehner zum Abschluss, zog mit dem rechten (!) Innenrist ab und der Ball fand den Weg ins "lange Eck", Schlussmann Scherf war machtlos und sah die Kugel erst zu spät.

Die gebeutelten Österreicher bewiesen Moral und bliesen zu Zehnt zur Aufholjagd. Angetrieben von Yusuf Demir...der Rapidler mit einem Distanzschuss, der jedoch - weil leicht abgeblockt - entschärft wurde, sodass Goalie Hrdina die Kugel sicher aufnahm (79.). Doch Rot-Weiß-Rot blieb dran, mobilisierte in Unterzahl und bei diesem Hitze-Martyrium bis in die sechsminütige Nachspielzeit letzte Kräfte....doch dann sah der bereits gelb vorbelastete ÖFB-Antreiber Yusuf Demir nach einem "Schubser" vom belgischen Referee die Ampelkarte (90.+4). Zu Neunt war nichts mehr zu retten für die Gäste.

Die Slowaken schoben den "Riegel vor" und retteten den 1:0-Vorsprung ins Ziel, um sich somit für die FIFA-U20-WM in einem Jahr in Indonesien zu qualifizieren.

Stimmen zum Spiel

Teamchef Martin Scherb: 
"Die Enttäuschung ist jetzt so kurz nach dem Ende sehr groß, weil wir unser bestes Turnierspiel gemacht haben. Wir waren auch mit zehn Spielern das bessere Team, müssen aber schon vor der Pause unsere Chancen nützen. Die Slowaken machen aus einer Chance leider ein schönes Tor. Die EM war eine tolle Erfahrung für uns alle. Leider hat es heute nicht geklappt, das tut sehr weh."

Jakob Knollmüller: "Die Verletzung von Ervin gleich zu Beginn war sehr bitter für uns, dann bekommen wir kurz vor der Pause auch noch meiner Meinung nach zu Unrecht eine Gelb-Rote Karte. Trotzdem haben wir alles gegeben und ich habe auch eine super Chance zur Führung gehabt. Leider habe ich da aber den Ball nicht richtig getroffen. Das ist extrem bitter und tut mir leid für ganz Österreich. Mir fehlen jetzt einfach die Worte, weil wir unser Ziel nicht erreicht haben. Wir wollten unbedingt zur WM und sind jetzt sehr niedergeschlagen."

Samuel Mischitz: "Es ist in diesem Spiel sehr viel gegen uns gelaufen. Wir haben bis zuletzt alles versucht, sind aber leider nicht belohnt worden. Mit einem Mann weniger ist es natürlich nicht einfach, aber wir haben alles gegeben und versucht, unsere Prinzipien weiter zu verfolgen. Auch die Unterstützung da gesamte Turnier über war großartig, dafür sind war auch sehr dankbar. Jetzt sind wir einfach nur enttäuscht, dass wir es nicht zur WM geschafft haben."

Slowakei - Österreich 1:0 (0:0)

Dienstag, 28. Juni 2022, 17 Uhr, Trnava/Slowakei, Z: 4.100, SR: Nathan Verboomen (Belgien)

Slowakei U19-Team: Hrdina; Kopasek, Kosa, Ujlaky, Micuda; Gazi (52. Misovic), Luka ((57. Szolgai) Oravec (71. Halabrin), Sliacky (46. Sauer); Griger, Holly. Trainer: Albert Rusnák

Österreich U19-Team: Scherf; P. Fallmann, Querfeld, L. Wallner, Omoregie (23. Mischitz); Omic (4. Wustinger), Kanuric (75. Weixelbraun); Knollmüller (75. Babusci), Jasic, Veratschnig (75. Forst); Demir. Trainer: Martin Scherb.

Tor: 1:0 (65.) Kopasek. 

Gelb-Rote Karte: Wustinger (45.+3), Demir (90.+4), L. Wallner (90.+9).

Gelbe Karten: Luka, Oravec, Kosa / Querfeld, Kanuric, Demir, Jasic, Babuscu, L. Wallner. 

Fotocredit: FC Red Bull Salzburg via Getty