Kein Schiedsrichter mehr auf dem Spielfeld, vier statt zwei Tore, Teams, die teils nur noch aus zwei Spielern bestehen, von tausenden Matches werden keine Ergebnisse mehr publiziert: Die Nachwuchs-Reform des ÖFB wird kontrovers diskutiert und ruft bei Beteiligten, Fans, Trainern, Funktionären, Fans und Eltern insbesondere zwei Gefühlslagen hervor – Begeisterung und Skepsis. Wie hitzig die Diskussion geführt wird und wie groß der Facettenreichtum an Pro- und Contra-Argumenten ist, zeigen die Kommentare im Netz.

 

„Wo ist der sportliche Anreiz und der persönlichkeitsbildende Aspekt (…) zu erkennen? Weiters wird den Kindern der Spaß am Wettbewerb genommen (…)“, betont etwa Klaus Gössmann, der den Fokus auf die personalen Effekte von Mannschaftssportarten legt. Für Kinder sei es in deren Entwicklung wichtig, gewinnen und verlieren zu lernen. Dieser Aspekt wird entkräftet, wenn Ergebnisse nicht mehr dokumentiert werden und diese somit in den Hintergrund rücken. Daniel List sieht insbesondere das Fehlen des Unparteiischen kritisch und befürchtet in weiterer Folge eine Überforderung der Kinder: „(…) ich muss mich als Jugendleiter jedes Mal fürchten, dass irgendetwas passiert. Eltern und Trainer schreien hinein, die Kinder wissen nicht mehr, was sie tun sollen. Absoluter Wahnsinn! (…)“ Gleichzeitig prangert er das Vorgehen des ÖFB an („Für mich wurde wieder einmal gehandelt, ohne mit Vereinen zu sprechen, ob diese das überhaupt wollen.“). Angesprochene Überforderung der Kinder befürchtet auch Martina Marschal – aber in taktischer, organisatorischer Hinsicht: „Auch sehe ich die Orientierungsfähigkeit bei den Jüngsten mit vier Toren kritisch.“


Die Reduzierung der Spieler auf dem Feld bringt für Florian Bernecker bedenkliche Konsequenzen mit sich. „(…) Wer spielt denn dann bei allen Teams, wo nur zum Teil neun Spieler im Kader sein dürfen? Richtig, nur die starken Spieler. Die unreiferen oder noch nicht gut entwickelten Spieler hören auf, weil sie sowieso nicht spielen. Irgendwann braucht man aber elf Spieler. Wer sagt, dass ein Junge oder ein Mädchen nicht erst mit zehn oder elf Jahren richtig gut wird? (…)“, betont er. Viele User betonen zwar die Sinnhaftigkeit und Notwendigkeit des Spiels 2 gegen 2, 3 gegen 3 oder 4 gegen 4 in Trainingseinheiten, sehen eine Umsetzung am Matchtag aber kritisch. „(…) Mein Fazit: Im Training top, als Matchtagsevent aus vielen Gründen ungeeignet“, kommentiert beispielsweise Thomas Haslinger. Und Mutschi Dizda: „Solche Spielformen trainiert man ja und die Kids sollen dann ihren Fortschritt am Wochenende auf einem für ihr Alter geeigneten Spielfeld zeigen.“


Alexander Oppolzer legt den Fokus unterdessen auf das große Potential der verringerten Spieleranzahl: „(…) Eine geringere Anzahl (…) führt zwangsläufig dazu, dass jeder Einzelne mehr Spielaktionen (Pässe, Tore, Dribblings, usw.) und daher mehr Erfolgserlebnisse hat und das Ergebnis noch mehr zur Nebensache wird. Aber natürlich gefällt das Trainern und Funktionären nicht, denen nur das Ergebnis wichtig ist (…).“ Die Nachwuchs-Reform könnte aber nicht nur in individualtaktischer, sondern auch in mannschaftstaktischer Hinsicht große Vorteile mit sich bringen. Mesut Akyol ist etwa der Meinung: „Es ist eine neue Denkweise notwendig und viel Laufarbeit, um dieses Spiel mit vier Toren zu spielen. Vorteil wäre, dass es kein Herumstehen und kein Warten auf den Ball mehr gibt. Alle Spieler müssen sich einbringen. Das Spiel ohne Ball wird hier massiv unterstützt. Richtiges Verschieben, viel laufen, miteinander kommunizieren, usw. Es entsteht eine neue, schnellere und das Teamplay fördernde Spielkultur (…).“ Dass die Wichtigkeit des Ergebnisses in den Hintergrund rückt, ist für Tommy Pro stimmig: „Wir reden da von Kindern. Denen ist das nach genau 30 Sekunden sowas von egal, welches Ergebnis erzielt wurde. Hauptsache sie haben ihre Bewegung und ihren Spaß (…).“

 

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