Valentino Lazaro, Aleksandar Dragovic, Mert Müldür, Cican Stankovic - Es ist nur ein kleiner Auszug vom prominent besetzten Spieler-Portfolio der HAGMAYR Sportmanagement GmbH. Seit mittlerweile 21 Jahren ist der gebürtige Welser Max Hagmayr als internationaler Spielerberater mit seinem Unternehmen tätig. 

Eine derartige Krise, wie jene, die zurzeit vom grassierenden Coronavirus hervorgerufen wird, hat der ehemalige Profi-Kicker in seiner Karriere als Spielerberater jedoch wohl auch noch nicht erlebt. Während Ende März wohl normalerweise bereits die ersten Gespräche rund um etwaige Sommertransfers stattfinden würden, haben in herausfordernden Zeiten wie diesen ganz andere Dinge Priorität. Wir haben uns bei Max Hagmayr erkundigt, wie sein derzeitiger Arbeitsalltag aussieht, was ihn dazu bewogen hat, Spielerberater zu werden und was einen guten Agenten ausmacht.  

Spielerberater Max Hagmayr im Exklusiv-Interview mit Ligaportal

Ligaportal: Die Fußballer sind in Corona Pause - wie gehen Sie mit der aktuellen prekären Lage um? Heißt ja auch für Sie Pause, wie kann man sich nun einen Tag von einem Berater vorstellen? Große Deals werden ja wohl aktuell weniger weniger der Fall sein? Einige Verträge laufen bestimmt bald aus - was ändert sich hier nun?

Max Hagmayr: Die Corona-Krise hat auch vor dem Fussball und meiner Tätigkeit als Spielerberater nicht halt gemacht. Auch mir und meiner Agentur ist sämtliche Reisetätigkeit untersagt und wir sind gezwungen im Homeoffice tätig zu sein. Den Umständen angepasst, richtet sich die Arbeit derzeit nicht vorwiegend auf zukünftige Transfers im Sommer, sondern auf die Beratung von Spielern und Klubs, die durch die Corona-Krise unmittelbar betroffen sind. Transfertätigkeiten können erst dann von uns aufgenommen werden, wenn wieder absehbar ist, dass eine Fortführung der Liga stattfinden wird und die Vereine abklären können, welche wirtschaftlichen Möglichkeiten sie nach dieser Krise haben werden. Die Spieler mit auslaufenden Verträgen haben bei uns natürlich Priorität.

Ligaportal: Wie läuft generell die Kommunikation mit Spielern ab? In welchen Angelegenheiten tritt er an Sie heran?

Max Hagmayr: Kommuniziert wird über Telefone, Whatsapp und Facetime bzw. Videokonferenz. Da viele Vereine das Kurzarbeit-Modell einführen, gibt es überwiegend dazu Fragen bzw. sind auch rechtliche Fragen zu deren Verträgen, sowie Fragen was die Zukunft betrifft, vorallem bei Spielern, bei denen die Verträge im Sommer auslaufen.

Ligaportal: Wie kommen Sie in der Branche zurecht? Kann man sich diese wie ein “Haifischbecken” vorstellen?

Max Hagmayr: Ich würde nicht sagen Haifischbecken, aber nachdem die FIFA beschlossen hat, keine Lizenzen und Prüfungen mehr dazu abzuhalten, und wir in Österreich weder Haftpflichtversicherungen für Beratungsfehler abschließen, noch irgendeine Ausbildung für Spielerberater vorweisen müssen, mache ich mir ehrlich Gedanken darüber, wer als sogenannter „Berater“ an Spieler und Eltern herantritt und in der Folge „Verhandlungen“ mit den Vereinen tätigt.

In Italien beispielsweise sind seit letzter Sommertransferzeit die Voraussetzungen für die Registrierung von Spielerberatern extrem verschärft worden. Ich finde, im Sinne einer guten Beratung von Fußballprofis, aber auch Akademiespielern und Vereinen, eine Verschärfung der Voraussetzungen als Spielerberatern als unbedingt erforderlich. Es ist schon abenteuerlich, welche Personen ohne entsprechenden Voraussetzungen und Erfahrung sich bemüßigt fühlen, als sogenannter Spielerberater aufzutreten.

Ligaportal: Wie sind sie Spielerberater geworden und warum?

Max Hagmayr: Ich selbst habe eine internationale Karriere als Fußball Profi hinter mir, habe ein abgeschlossenes Jus Studium und danach vier Jahre in zwei der größten Anwaltskanzleien in Linz als Rechtsanwaltsanwärter gearbeitet. Danach erfolgreich vier Jahre als Sportdirektor beim LASK und nun bereits seit 21 Jahren als internationaler Spielerberater mit meinem Unternehmen tätig. Ich denke, das ist mehr als genug Voraussetzung, den Job als Spielerberater professionell ausüben zu können.

Ein wesentlicher Grund, warum ich Spielerberater geworden bin, war der, dass ich während meiner Tätigkeit als Sportdirektor beim LASK mit Spielerberatern Kontakt hatte und ich danach den Ansporn hatte, es besser machen zu wollen und jungen österreichischen Talenten zu helfen, sich weiterzuentwickeln und an die Spitze des Fußballs zu bringen, was ich auch regelmäßig beweise.

Ligaportal: Haben Sie Vorbilder in der Spielerberater-Branche?

Max Hagmayr: Nein.

Ligaportal: Welche Spieler würden Sie gerne vertreten?

Max Hagmayr: Jeden Spieler, der das Talent und den Willen hat, im Fussball an die Spitze kommen zu wollen.

Ligaportal: Was macht einen guten Berater aus? Wie haben Sie es geschafft, ihr Spieler-Portfolio zu vergrößern?

Max Hagmayr: Mein Unternehmen gibt es seit 21 Jahren im nationalen und internationalen Fussball. Um über einen so langen Zeitraum erfolgreich im Geschäft zu bleiben, musst du einerseits seriös und professionell arbeiten und andererseits viel arbeiten und reisen. Im Fussball kann man 365 Tage im Jahr arbeiten, wer mich kennt, der weiß, was wir im Jahr für unsere Spieler unterwegs sind.

Einen Umstand, den viele oft übersehen bei der Beurteilung eines Beraters, ist auch der, dass ein guter Berater auch über eine entsprechende Erfahrung in der Spielerberatung verfügen sollte, da er sonst seine Klienten, Spieler oder Vereine, nicht professionell beraten kann. Diese Erfahrung eignet man sich idealerweise über jahrelange Tätigkeit und vieler Transfers an.

Ligaportal: Wenn ein Verein Interesse an einem der von ihnen betreuten Spielern hat, wie sieht dann der erste Schritt aus?

Max Hagmayr: Meistens geht eine Vorarbeit meiner Agentur voraus. Wenn dann konkretes Interesse besteht, beginnen Berater, Spieler und Verein, zu verhandeln.

Ligaportal: Welche Rolle spielt die Vertragslaufzeit?

Max Hagmayr: Das hängt von der persönlichen Situation des Spielers ab, eine allgemeine Regel gibt es nicht. Genauso wie es bei Verhandlungen keine allgemeine Regel gibt.

Ligaportal: Wo sehen sie sich in drei bis fünf Jahren?

Max Hagmayr: Die jetzige Corona-Krise zeigt uns, dass es schwierig ist, Zukunftsprognosen abzugeben. Mein Ziel ist, meine Agentur breiter aufzustellen und weiterhin so erfolgreich zu sein, wie bisher.

 

von Daniel Ringsmuth, Ricarda Hoy/Ligaportal; Foto: Hagmayr Sport