Wann dürfen wir wieder auf dem Platz stehen? Diese Frage stellen sich zehntausende Amateurfußballer schon seit längerer Zeit. Während die zwölf Bundesligisten sowie Cup-Finalist Austria Lustenau schon seit Anfang dieser Woche unter strengen Auflagen in Kleingruppen trainieren dürfen, müssen die restlichen Zweitligisten sowie alle 2.200 Amateurvereine warten und weiter ausharren. 

Öffnung der Sportstätten am 15. Mai 

Sehr viele Vereine sind mit der aktuellen Situation unglücklich und wünschen sich eine sofortige Öffnung der Sportstätten. Erst am vergangenen Freitag hatte Vizekanzler und Sportminister Werner Kogler in der ZIB 2 ein Datum genannt, wann die Sportplätze wieder geöffnet werden könnten: „Mit 15. Mai wird es eine Grundregel geben für die Outdoor-Sportarten: Zwei Meter Abstand. Dann ist so ziemlich alles möglich - auch die Betretung und Benutzung der Sportstätten“, so der Vizekanzler. 

 
>>Hoffnung für Amateurfußball: Kogler kündigt Öffnung aller Sportstätten an!<<

 

Ab Mitte Mai: Training mit Abstand erlaubt

Am heutigen Sonntag kam es zum mit Spannung erwarteten Besuch des Sportministers in der ORF-Sendung "Sport am Sonntag“. Im Rahmen einer Fragestunde äußerte sich Werner Kogler u.a. zur schwierigen Situation im Amateurfußball. 

Wann gibt es wieder Training im Amateur- und Nachwuchsbereich?

Werner Kogler: Ich kann das gut nachvollziehen, wie das ist. Ich war ja selbst leidenschaftlicher Fußballer. Wann? So wie ich das prognostiziere, ist es Mitte Mai möglich, dass man die Fußballplätze betreten und Trainingseinheiten abwickeln kann. Aber Achtung: Das Virus ist nach wie vor gleich gefährlich - es hat sich nicht in ein gemütliches verwandelt. Und unser Ziel ist es, eine zweite Krankheitswelle zu verhindern und möglichst wenig Tote zu haben. Es ist vorgesehen, dass ab dem 15. Mai die Trainings möglich sind, aber immer als Training mit zwei Metern Abstand. Das hat natürlich mit normalen Fußballspielen, Mannschaft gegen Mannschaft, wenig zu tun, aber trainieren kann man einmal. 

Ab wann ist normales Training möglich? 

Werner Kogler: Ich bin kein Wahrsager oder Hellseher. Das wird im schlimmsten Fall davon abhängen, wann eine Impfung zur Verfügung steht oder wenn es top Medikamente gibt. Ich bin kein Mediziner oder Virologe. Wir versuchen nur, aus der Verantwortung heraus, das Maximale möglich zu machen. Das wissen wir nicht. Wir versuchen jetzt zu ermöglichen, dass die Sportplätze betreten werden können, dass mit dem Ball trainiert werden kann und dass auch viele miteinander trainieren können. Es wird keine Kleingruppenvorschriften geben, wenn die Verantwortlichen in den Vereinen die Sorge dafür tragen, dass die zwei Meter Abstände eingehalten werden. Dann können ganze Mannschaften und größere Gruppen trainieren. Auch Camps sind erlaubt, allerdings ebenfalls nur mit zwei Metern Abstand. Auch Camps in Verbindung mit Hotels.  

Kann es sein, dass- und Nachwuchsfußball im Herbst gefährdet sind?

Werner Kogler: Ja, das kann sein, wenn uns keine anderen Zahlen zur Verfügung stehen und wir weiter als Gesellschaft das Ziel haben, dass wir möglichst wenig Leute in den Krankenhäusern haben wollen, möglichst weniger an die Beatmungsgeräte kommen müssen. 

Heißt es, dass es gar keine Infizierten mehr geben darf?

Werner Kogler: Die Zahlen sind soweit im Griff zu haben, dass wir nicht mehr an die Kapazitätsgrenzen des Gesundheitssystems stoßen. Das ist die Gesamtverantwortung. Eir haben nichts davon, wenn ganz viele Menschen ins Spital müssen, weil wir vorher an jeder Stelle etwas zu locker gemacht haben. 

Dürfen ab 15. Mai auch die Vereinskantinen aufsperren?

Werner Kogler: Davon gehe ich aus, dass das möglich sein wird. Die Regel lautet hier wieder: Vergleichbares gleich umsetzen. Ich stelle mir aber nur vor, dass wenn dort keine Zuschauern sein werden, die Umsätze nicht allzu groß sein werden. Und in diesem Bereich gilt es unbedingt, einen Meter Abstand zu halten. Das würde etwa eine Rolle beim Anstehen bei der Selbstbedienung spielen. Das müssen dann die Kantineninhaber entscheiden, ob sie aufmachen oder nicht. Unter den Regeln, wie auch Gastgärten geöffnet werden können, sollte das möglich sein. 

Welche Hilfspakete gibt es für die Amateurvereine?

Werner Kogler: Es gibt mehrere Möglichkeiten. Das Sportministerium ist in intensiven Gesprächen mit dem Finanzministerium. Hilfsfonds wird’s mit Sicherheit etwas geben. Eine Möglichkeit wäre, dass wir mit einer Soforthilfe-Auszahlung im nächsten Monat beginnen. Die Frage, die sich hier immer wieder stellt, ist, welche Teile der Kosten übernommen werden. Wir vom Sportministerium sind der Meinung, dass das ähnlich wie bei der Wirtschaft geschehen soll, dann haben wir ganz gute Chancen. Dazu muss man berücksichtigen, dass diese Vereine auf Freiwilligkeit aufbauen und gemeinnützig sind. Dadurch müssen auch Entschädigungskomponenten mit drinnen sein, die den Zweck der Gemeinnützigkeit erfüllen. Dass das, wofür die Vereine da sind, auch möglich wird. Ob jeder Euro ersetzt werden kann, das glaube ich nicht. Es sind ja zwischenzeitlich auch weniger Kosten, aber bestimmte Teile der Schäden sehr wohl. 

Ligaportal übermittelte folgende zwei Fragen per E-Mail an die "Sport am Sonntag"-Redaktion, die Moderator Oliver Polzer dem Sportminister leider nicht stellte. Wir finden das natürlich bedauerlich. Bei über 1.000 Einsendungen allerdings nachvollziehbar. 

ligaportal.at: „Lieber Herr Vizekanzler! Die Wahrscheinlichkeit, dass bei einem Unterhaus-Fußballspiel, wo ausschließlich junge, fitte Menschen aktiv sind, sich ein Spieler bei einem anderen ansteckt, ist – angesichts der aktuell sehr guten Entwicklung und aufgrund des sogenannten „Verdünnungseffektes“ im Freien – verschwindend gering (1 : 10.000). In Österreich sind rund 1,5 Millionen Menschen mit Fußballvereinen affiliiert. Wird Unterhaus-Fußball ab 1. September wieder möglich sein?“

ligaportal.at: „Lieber Herr Vizekanzler! Österreichweit finden pro Wochenende ca. 1.150 Fußball-Kampfmannschaftsspiele statt. Bei den allermeisten Begegnungen sind maximal 300 bis 400 Zuschauer vor Ort, teilweise sogar aber weniger als 200. Wäre es nicht möglich, dass man diese Fans nicht nur auf der Tribüne, sondern auch rund um den Fußballplatz - mit entsprechendem Sicherheitsabstand und gegebenenfalls auch mit Mundschutz - verteilt? Platz hierfür wäre ja mehr als genug vorhanden.“ 

 

>>Sportminister Kogler zu Zuschauern in der Bundesliga: "Hier bin ich ganz offen!"<<

 

von Ligaportal, Foto: Richard Purgstaller