„Eine 14er-Liga war unser Versuch für eine einvernehmliche Lösung, um Klagen zu verhindern“, sagt Robert Tremel, Anwalt der SV Ried. Der aktuelle Tabellenführer der 2. Liga pochte gemeinsam mit dem Zweiten Austria Klagenfurt auf eine Aufstockung der Tipico Bundesliga. Der eingebrachte Antrag wurde jedoch im Rahmen der gestrigen Bundesliga-Hauptversammlung abgelehnt. Die notwenige Zweidrittelmehrheit wurde deutlich verfehlt.

Bei Nicht-Fortsetzung der 2. Liga werden Ried und Klagenfurt den Rechtsweg beschreiten

Sollte die 2. Liga nicht auf sportlichem Wege beendet werden können - und danach sieht es derzeit aus - werden sowohl die SV Ried als auch Austria Klagenfurt rechtliche Schritte einleiten und versuchen, sich in die Tipico Bundesliga zu klagen. "Es ist klar, dass Ried und Klagenfurt mit dem Ergebnis sicher nicht zufrieden sind. Es gibt immer noch die Variante, dass beide Ligen sportlich beendet werden. Wenn dies auch nicht möglich ist, dann gehe ich persönlich davon aus, dass es Rechtsstreitigkeiten geben wird", meinte Bundesliga-Vorstand Christian Ebenbauer am Donnerstag im Rahmen einer Pressekonferenz. 

Warum der Antrag von Ried und Klagenfurt vor allem bei den Bundesligisten keinen Anklang fand, erläuterten Salzburg-Geschäftsführer Stefan Reiter, Rapid-GF Christoph Peschek und Austria-Vorstand Markus Kraetschmer in einer Sendung des ORF. Red Bull Salzburg, Rapid und die Wiener Austria haben gestern gegen den Antrag gestimmt. Das verkündeten die Klubvertreter am heutigen Freitag. 

Stephan Reiter schildert Problematik mit Ligaformat sowie TV- und Sponsorenverträgen 

„Wir haben im Vorfeld sehr lange diskutiert und das auch mit den Kollegen von Ried besprochen. Ich möchte vorwegschicken, dass wir den Antrag von beiden Klubs verstehen - vor allem von der SV Ried, weil die sportlich auf einem guten Weg waren. Wir haben eigentlich dafür gestimmt, dass wir die Ligen zu einem sportlichen Ende bringen. Das steht für uns über allem“, erläuterte Stephan Reiter, der den Standpunkt von Red Bull Salzburg nochmals deutlich machte und hinzufügte, dass der jetzige Zeitpunkt, um über eine Aufstockung der Liga zu diskutieren, aus seiner Sicht grundsätzlich falsch gewesen sei. 

„Wir haben vor drei, vier Jahren gemeinsam in der Liga in einem sehr aufwendigen Prozess, uns dazu entschlossen, dieses neue Format zu gehen und damit die Ligenformate zu verändern. Das war kein Prozess, der von heute auf morgen passiert ist. Da wurde sehr viel Arbeit investiert, um das richtige Format zu finden“, fährt der Geschäftsführer von Red Bull Salzburg fort. 

Zusätzlich hätte eine Aufstockung der höchsten Spielklasse und einer damit einhergehenden Änderung des Ligaformates Probleme mit Sponsoren und Partnern mit sich gebracht: „Wir haben ja nicht nur einen Sky-Vertrag. Die Bundesliga hat auch langfristige Verträge mit anderen Partnern. Wir (Red Bull Salzburg; Anm. d. Red.) haben Premiumpartner bei uns an Bord, die eine Leistung eingekauft haben, die dieses Ligenformat beinhaltet“, schildert Reiter. Deswegen sei es für Red Bull Salzburg aus wirtschaftlichen Gründen nicht möglich gewesen, diesem Antrag zuzustimmen.

Rapid-Geschäftsführer Peschek lobt Ried: "Absolut bundesligatauglich"

Rapid-Geschäftsführer Christoph Peschek stimmte seinem Kollegen aus Salzburg zu und erläuterte seine Sicht der Dinge: „Aus unserer Sicht sollte das primäre Ziel sein, beide Ligen sportlich zu beenden. Dieses Anliegen wollen wir auch unterstützten. Wir haben durchaus Verständnis - insbesondere für die Position der SV Ried. Ein Klub, der in der Vergangenheit gezeigt hat, dass er absolut bundesligatauglich ist, ein klares Profil und eine tolle Infrastruktur hat“, lobte der Rapid-Geschäftsführer den Tabellenführer der 2. Liga. 

Austria-Vorstand Kraetschmer: „Natürlich geht es auch um den finanziellen Aspekt“

Austria-Vorstand Markus Kraetschmer gestand, dass es freilich auch wirtschaftliche Gründe hatte, warum die Großklubs dem Antrag auf eine Aufstockung nicht zugestimmt haben: „Natürlich geht es auch um den finanziellen Aspekt“, so Kraetschmer. 

In den Überlegungen gehe es nicht nur um den „TV-Kuchen“, an dem die aktuellen Bundesligisten dann deutlich weniger zu naschen hätten, sofern zwei weitere Klubs dazustoßen würden. Laut Kraetschmer gehe es auch darum, dass im Falle einer verkürzten Meisterschaft fix eingeplante Zuschauereinnahmen wegfallen würden. „Es geht auch um die Sponsoren und um die Partner, mit denen wird Vereinbarungen haben“, gibt der Austria-Vorstand zu Bedenken. Für den Antrag selbst zeigte Markus Kraetschmer Verständnis. 

 

von Ligaportal; Fotos: Dostal, GEPA/Red Bull, Ligaportal, FK Austria Wien