Nach mehr als 27 Jahren und 599 moderierten Heimspielen drehte Andy Marek im Februar dieses Jahres das Stadionmikrofon des SK Rapid Wien ab und übergab es an seinen Sohn Lukas. Im November des Vorjahres hatte Andy Marek vor Beginn der Mitglieder-Hauptversammlung im Allianz-Stadion aus gesundheitlichen Gründen seinen Rückzug von seinem Herzensklub verkündet. 

„Auf die letzten 27 Jahre kann man stolz sein“

Mittlerweile sind mehr als drei Monate seit seiner letzten Moderation im Allianz-Stadion vergangen. Nach vielen Jahren des bedingungslosen Einsatzes für den SK Rapid und vor allem für die Fans des Rekordmeisters kann der Waldviertler nun endlich durchschnaufen. Auf seine Zeit beim SK Rapid blickt Andy Marek sehr gerne zurück: „Auf die letzten 27 Jahre kann man stolz sein“, sagt der 57-Jährige, der sich im Instagram-Talk mit Ligaportal noch ganz genau an seine Anfänge bei Rapid erinnert.

Eines Tages hat Andy Marek in einer Zeitungsannonce gelesen, dass Rapid einen Stadionsprecher sucht. Der damalige Manager, seines Zeichens Sohn von Franz „Bimbo“ Binder, bat Marek, umgehend ins Stadion zu kommen und am Tag der offenen Türe zu moderieren. Andy Marek betrat die Bühne und stellte sich wie folgt vor: „Grüß Gott meine Damen und Herren, mein Name ist Andy Marek und ich komme aus dem Waldviertel.“ „Die Leute haben mich ausgelacht“, erinnert er sich zurück. Was dann folgte war eine unglaubliche Geschichte: 599 Heimspiele, davon keines verpasst. 

Das erste Jahr als Stadionsprecher des SK Rapid war aber definitiv nicht leicht für den Waldviertler: „Ich war ganz nervös und wollte keinen Fehler machen. Das erste Jahr war eine ganz haarige Geschichte, weil ich relativ weit vom Spielfeld, in einem Kammerl gesessen bin. Da musste ich genau schauen, wer das Tor geschossen hat - das war schon schwer. Ich war weniger nervös wegen den Leuten, sondern einfach generell, dass man keinen Fehler macht“, schildert Andy Marek. 

Andy Marek unterstützte seinen Sohn beim ersten Auftritt 

Ähnlich erging es seinem Sohn Lukas, der seine Premiere als Stadionsprecher am 1. März dieses Jahres gegen Mattersburg feierte: „Ich war überhaupt nicht cool und ziemlich nervös vor dem ersten Spiel. Am Vortag haben wir noch alles besprochen. In der Früh war das Wegfahren schon sehr emotional. Die eineinhalb Stunden vom Waldviertel nach Wien waren ein Wahnsinn – da war ich richtig nervös. Im Stadion war dann der normale Ablauf. Es war sehr schön, dass der Papa dann da war und mit mir verbunden war. Das hat mir sehr viel Sicherheit und Rückhalt gegeben. Der erste Druck ist dann nach der ersten Ansage abgefallen“, schildert Lukas Marek seinen ersten Einsatz als Stadionmoderator des SK Rapid. 

Andy Marek selbst erlebte den ersten Auftritt seines Sohnes sehr emotional: „Es ist nicht selbstverständlich, dass jemand klatscht, wenn du zu sprechen beginnst. Das war so ein wertschätzendes Zeichen. Ich hatte Tränen in den Augen - wie du (Lukas Marek; Anm. d. Red.) - zu sprechen begonnen hast. 1992 hat keiner geklatscht." 

"Ein Andy Marek ist nicht ersetzbar - die Fußstapfen sind riesig"

Dass Lukas Marek dieses Amt übernehmen durfte, erfüllt ihn mit Stolz: „Wie ich erfahren habe, dass ich das Amt des Stadionsprechers übernehmen darf, habe ich mich sehr gefreut. Ich weiß natürlich, dass die Fußstapfen riesig sind und ein Andy Marek nicht ersetzbar ist, aber ich versuche trotzdem mein Bestes zu geben.“ 

Zoran Barisic und Christoph Peschek, die beiden Geschäftsführer des SK Rapid, haben sich gemeinsam mit Vertretern der Fanszene für Lukas Marek als neuen Stadionmoderator ausgesprochen und ihm das Vertrauen geschenkt. Andy Marek selbst hat seinen Junior nicht gezwungen, das Amt zu übernehmen. „Für mich war es ganz wichtig, dass die Fans mit meinem Job bzw. meiner Tätigkeit einverstanden sind. Ich werde den Weg so weitergehen, wie er bisher war. Ich hatte großen Respekt, mit den Fans gemeinsam zu kommunizieren“, betont Lukas Marek. 

"Bei vielen Fans gibt es eine große Handschlagqualität"

Auch sein Vater hat während seiner 27 Jahre als Stadionsprecher sowie seiner Tätigkeit als Leiter des Klubservice eine enge Bindung zu den Fans gehabt, diese stets respektiert und auf den Dialog gesetzt. „Ich möchte keine Minute missen, wo ich mit den Fans zusammengearbeitet habe. Es ist so viel passiert. Bei vielen Fans gibt es eine große Handschlagqualität. Das war einfach eine großartige Zusammenarbeit. Es war nie Rapid hat gemacht, es war immer ‚Rapid gemeinsam mit den Fans‘. Wenn ich im Stadion vor dem Block West stand, dann ist das immer verbunden mit Demut, weil ich mir immer bewusst war, welche Verantwortung ein Stadionsprecher hat", streicht Andy Marek die Bedeutung dieser besonderen Tätigkeit heraus. 

Keine Selbstdarsteller: Vater und Sohn leben den Job mit Demut 

Es sei eine "unglaubliche Auszeichnung" Stadionsprecher bei Rapid sein zu dürfen. „Man spricht alle 14 Tage vor rund 20.000 Fans. Das macht in Österreich niemand. Da braucht man aber kein Selbstdarsteller sein, da braucht man nicht wichtig sein, sondern da muss man demütig sein, dass man das machen darf. Es ist schlichtweg was ganz Besonderes.“

Auch sein Sohn Lukas möchte im Allianz-Stadion keine „Mega-Show“ abziehen und nicht den Selbstdarsteller geben. Ihm sei es wichtig, „alles so weiterzuführen wie bisher. Es sollte kein Schnitt sein, weil ich ehrlich gesagt, nichts anderes kenne. Das hat mir einfach sehr getaugt.“ 

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von Ricarda Hoy, Daniel Ringsmuth/Ligaportal; Fotos: GEPA/Wien Energie, SK Rapid/Chaluk, Josef Parak