Die Vorfreude auf die beiden Spiele von RB Salzburg gegen den FC Bayern München in der Champions League ist riesig. Dass den „Roten Bullen“ gegen große Teams Flügel wachsen können, bewiesen sie in der „Königsklasse“ und in der Europa League. Aber auch schon gegen den großen Nachbarn aus München himself.

Am 18. Jänner 2014 wurde Pep Guardiola der 43. Geburtstag aber mal so richtig vermiest. Der spanische Trainer des FC Bayern musste mit seinem Team eine 0:3 (0:3)-Niederlage hinnehmen. Bei einem Emporkömmling, wie sich deutsche Medien zuvor einig waren. Denn als nichts anderes sieht man jenseits der deutsch-österreichischen Grenze den Serienmeister RB Salzburg. Daran hat sich bis heute wenig geändert.

Die Pep-Bayern kamen ungeschlagen nach Salzburg…

Auch an der Dominanz, die der FC Bayern München in der deutschen Bundesliga ausstrahlt, nicht. Damals führten die Münchner die Tabelle der deutschen Eliteklasse mit 7 Punkten vor Bayer Leverkusen an. Eine Woche vor dem Start in die Rückserie wäre das Freundschaftsspiel bei RB Salzburg eigentlich ein guter Lehrfilm gewesen für die (chancenlose) Konkurrenz aus Deutschland. Wie viele der Verantwortlichen aus Leverkusen, Gladbach oder Dortmund zugeschaut haben, ist nicht überliefert… 

Fest steht allerdings etwas anderes. Pep Guardiola sah in dieser 0:3-Klatsche in Wals-Siezenheim „eine gute Lehre für uns“. Der Pep nahm sich die Fehler, die sein mit 8 WM-Kandidaten auflaufendes Team machte, zu Herzen. Bis die Münchner in der Bundesliga wieder ein Spiel verlieren sollten, dauerte es bis zum 5. April 2014. Ausgerechnet der FC Augsburg bezwang die Pep-Bayern mit 1:0. Offenbar hatte man die auch in Deutschland ausgestrahlte Live-Übertragung des Salzburg-Spiels gesehen…

RB Salzburg wie im Rausch

Zurück zur Salzburg-Sensation. „Jeder in dieser Bayern-Mannschaft ist auf dieses Spiel fokussiert“, glaubte Bayern-Idol Thomas Helmer vor der Partie bei Servus TV, „jeder will vor dem Start dem Trainer zeigen, dass er in die Startelf gehört.“ Kurios: Mit David Alaba, Jérome Boateng, Javi Martinez, Thomas Müller und Manuel Neuer spielen 5 Profis aus der damaligen Bayern-Startelf immer noch in München. 

Ein Lob hatte Helmer für die (damalige) Einlaufmusik in Salzburg, „Thunderstruck“ von AC/DC parat. „Ein besseres Lied hätte man kaum aussuchen können“, sagte der 3-malige Deutsche Meister, „wir haben das früher immer im Bus gehört.“ Ein Donnerschlag war es dann in der Tat. Aber den landeten die Salzburger! 3:0 hieß es zur Pause. Die Treffer erzielten der inzwischen für den FC Liverpool stürmende Sadio Mané (14.), Jonathan Soriano (20.) per Foulelfmeter und Robert Zulj mit einem sehenswerten Volley (44.). 

„Löcher groß wie Bierzelte!“

Ein Auftritt, der die Münchener beeindruckte. „Ich habe in meiner Karriere noch nie gegen eine Mannschaft gespielt, die mit einer so hohen Intensität gespielt hat wie Red Bull Salzburg“, staunte Pep Guardiola anschließend. „Es war zu erwarten, dass Salzburg das ernster nimmt als Bayern. Aber spätestens nach 10, 15 Minuten hätten sie merken müssen, dass Salzburg mithalten kann“, grantelte „der Kaiser“, Franz Beckenbauer, „da muss ich dagegen halten: So kann man sich nicht präsentieren.“ Die Süddeutsche Zeitung sah es so: „A Wahnsinn! Löcher groß wie Bierzelte! Die Hintereggers, Ilsankers und Leitgebs gingen forsch in die Zweikämpfe, nahmen den Götzes, Thiagos und Müllers die Bälle ab und euphorisierten sich an ihrem eigenen Auftritt.“ Vielleicht auch 2020?

 

von Carsten Germann, Foto: GEPA pictures