Die Corona-Krise hat ihre tiefen Spuren auch im Fußball hinterlassen. Die Vereine müssen aufgrund fehlender Zuschauer-, Sponsoren- und Gastroeinnahmen den Sparstift ansetzen. Zahlreiche vereinslose Spieler befinden sich nach wie vor auf der Suche nach einem neuen Klub. So auch Michael Schimpelsberger, der im Oktober des Vorjahres seinen Vertrag beim SKN St. Pölten einvernehmlich aufgelöst hat. 

"Wenn ich das gewusst hätte, dann hätte ich vielleicht anders entschieden“

Aktuell hält sich der gebürtige Linzer zu Hause fit und trainiert fleißig. Aufgrund des Lockdowns und der damit verbundenen Sperre der Sportplätze stellt sich die Situation jedoch sehr schwierig dar. „Ich schaue, dass ich mehrmals in der Woche in unserem Garten etwas mit dem Ball mache“, sagt Schimpelsberger im Gespräch mit Ligaportal.at. Außerdem stehen Läufe und Krafttrainings auf dem Programm.

Bevor der neuerliche Lockdown verkündet wurde, hat sich der 29-Jährige beim Wiener Sportklub fitgehalten. „Es war ein super Training. Ich muss dem Trainerteam um Robert Weinstabl ein Kompliment machen, weil alles sehr professionell war“, sagt der zweifache Familienvater. Nach einem Monat kam jedoch das abrupte Ende und erneut eine Zeit, in der sich der Verteidiger zu Hause fithalten musste. 

Wenige Monate zuvor, im Oktober 2020, hat der gebürtige Oberösterreicher eine mutige Entscheidung in seiner Karriere getroffen und seinen Vertrag beim SKN St. Pölten aufgelöst. Zuvor hatte ihm der Klub mitgeteilt, dass man nicht mehr mit ihm plane. Daraufhin entschied sich Schimpelsberger gegen einen Platz auf der Tribüne und kehrte dem SKN den Rücken. „Es war mir bewusst, dass es eine Entscheidung mit Risiko war. Sicher war das Risiko da, dass ein zweiter Lockdown kommen könnte, aber zum Zeitpunkt der Vertragsauflösung gab es keine Anzeichen dafür. Wenn ich das gewusst hätte, dann hätte ich vielleicht anders entschieden“, blickt der 29-Jährige zurück. In ein Jammertal möchte Schimpelsberger deswegen aber nicht fallen: „Ich bin kein Freund davon, großartig zu hadern, weil wenn ich eine Entscheidung treffe, dann mache ich das mit hundert Prozent und stehe voll dahinter.“ 

Suche nach neuem Verein: "Rahmenbedingungen müssen passen"

Bis dato hat der Rechtsverteidiger noch keinen neuen Verein gefunden. Gespräche hat es in den letzten Wochen und Monaten aber gegeben, wie er bestätigt: „Es hat Gespräche gegeben, aber ich glaube, dass bei den meisten Vereinen die Situation so ist, dass sie eher Spieler abgeben möchten, als welche zu verpflichten. Ich bin Familienvater und keine 19 mehr, wo ich sage: ‚Gebt mir eine kleine Wohnung, ein bisserl Geld und eine Plattform.‘ Ich bin ab Februar 30 und habe Zwillinge daheim. Ich muss auch schauen, dass die Rahmenbedingungen passen. Das war bis jetzt noch nicht dabei“, sagt Schimpelsberger. Gespräche habe es mit Klubs aus der österreichischen 2. Liga sowie mit ausländischen Vereinen gegeben. 

Schimpelsberger auch offen für 2. Liga

Ein Engagement im Ausland müsse sich schon für die gesamte Familie lohnen, da sich Schimpelsbergers Lebensgefährtin einen Job in Österreich aufgebaut hat. „Deswegen muss es gut passen, wenn etwas vom Ausland kommen sollte“, sagt der Linzer. Der ehemalige Rapid-Kicker wäre auch bereit, den Schritt in die 2. Liga zu machen: „Ich bin auch offen, in der zweiten Liga zu spielen. Je länger ich ohne Verein bin und das tägliche Training mit der Mannschaft nicht habe, desto mehr geht es mir ab. Es rückt jetzt immer mehr in den Vordergrund, dass ich wieder trainieren und spielen will. In dieser Situation bin ich sicher nicht wählerisch und würde die 2. Liga auch nicht als Rückschritt betrachten“, stellt der ehemalige U21-Teamspielers Österreichs klar. 

Michael Schimpelsberger wünscht sich eine Entscheidung im Winter. „Je länger es dauert, umso schwieriger wird es. Eine Deadline habe ich mir nicht gesetzt, aber es wäre wünschenswert, dass sich im Winter etwas ergibt. Ich bin fit und glaube, dass ich mit meiner Erfahrung und meinem Können sicher ein paar Mannschaften weiterhelfen könnte“, ist der gebürtige Oberösterreicher überzeugt. 

Für die Zeit nach der aktiven Karriere möchte der 29-Jährige bald vorsorgen: „Ich habe mir vorgenommen, dass ich zum nächstmöglichen Zeitpunkt die Trainerausbildung angehen werde, weil es einfach wichtig ist, dass man die Trainerlizenz hat, wenn man im Fußballgeschäft bleiben will." Auch eine Karriere als Spielerberater sei für ihn durchaus reizvoll. 

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von Daniel Ringsmuth/Ligaportal; Foto: Gerhard Pulsinger