Zehn Spiele lang musste die SV Ried auf einen vollen Erfolg in der Tipico Bundesliga warten. Zum Auftakt der Qualifikationsgruppe am Samstag war es dann endlich soweit: Der Aufsteiger drehte mit großem Wille, viel Leidenschaft und Kampfgeist einen 0:2-Rückstand gegen Hartberg und bejubelte am Ende den ersten Pflichtspielsieg im Jahr 2021. 

Andreas Heraf: "Es war wichtig, dass sich die Jungs belohnt haben"

Andreas Heraf, der nach dem Rücktritt von Miron Muslic zum Interimscoach ernannt wurde, konnte nach dem vollen Erfolg gegen die Hartberger durchatmen: "Wenn die Mannschaft so lange kein Spiel gewonnen hat, dann ist es für die Köpfe wichtig. Das wird einen Knoten für die nächsten Wochen lösen", ist Heraf überzeugt. "Es war wichtig, dass sich die Jungs belohnt haben", hielt der gebürtige Wiener fest. 

Aufzeigen konnte vor allem Marco Grüll, der mit einem Doppelpack die Trendwende einleitete. Besonders das zweite Tor des künftigen Rapid-Spielers konnte sich sehen lassen, als er mit dem Ball mehrere Meter in der gegnerische Hälfte machte, zwei Gegenspieler aussteigen ließ und den Ball im kurzen Eck versenkte: "Eine meiner größten Stärken ist das Dribbling und Eins gegen Eins. Fußball spielt sich viel im Kopf ab, nach dem ersten Tor ist es mir leichter gefallen", betonte der gebürtige Salzburger auf Nachfrage von Ligaportal-Reporter Herbert Pumann.

Warum Heraf vor Reifeltshammer "den Hut ziehen muss"

Überrascht hat Rieds Interimscoach Andreas Heraf mit der Aufstellung. Kapitän Thomas Reifeltshammer hatte vorerst auf der Ersatzbank Platz nehmen müssen. Im Sturm kam der 20-jährige Filip Borsos zum Zug. "Er hat im Testspiel gegen Horn eine unglaublich gute Leistung geboten. Ich habe mich gewundert, dass er am Abstellgleis war. Er war heute zwar nicht viel im Spiel, hat es aber in Ordnung gemacht", so Heraf über den ungarischen Stürmer. 

Thomas Reifeltshammer habe nach seiner Einwechslung "sofort seinen Mann gestanden", bekräftigte Heraf. "Er ist nach wie vor Kapitän und extrem wichtig für uns. Ich habe ihm meine Überlegungen geschildert, er hat überragend reagiert und im Training Vollgas gegeben. Ich muss den Hut vor ihm ziehen", so Heraf, der auch mit Julian Wießmeier als Rechtsverteidiger überrascht hatte: "Wir haben zu viele Tore bekommen in den letzten Wochen und Monaten. Ich wollte den Luca Meisl von dieser Position wegbekommen, weil er kein Rechtsverteidiger ist. Julian kann alles spielen, wirklich alles - auf ihn ist immer Verlass", sagte Heraf, der nach dem Spiel mit seinem guten Bekannten Goran Djuricin telefonierte: "Wir hören uns täglich und machen uns gegenseitig Mut", verriet Heraf. 

Innviertel statt Brasilien 

Die Rückkehr zur SV Ried kam für Heraf überraschend: In den letzten Monaten habe er eine kleine Mannschaft in Brasilien trainiert sowie einen Scoutingjob ausgeübt. Als er bereits erneut ein Flugticket Richtung Brasilien gebucht hatte, kam ein Anruf von Roland Daxl, ob er der SV Ried helfen wolle. "Da war für mich klar, dass ich das Ticket verfallen lasse, weil ich hier eine geile Zeit gehabt habe. Gerechnet habe ich mit dem aber nicht", so Heraf. 

Video: Statements von Ried-Coach Andreas Heraf und Doppeltorschütze Marco Grüll

Markus Schopp: "Eine komplett unnötige Niederlage"

Hartberg-Coach Markus Schopp sprach von einer "komplett unnötigen Niederlage, die man sich einzig und alleine selbst zuzuschreiben habe. Wir haben es Mitte der zweiten Halbzeit verbockt", ärgerte sich der gebürtige Grazer. Freilich trauerte Schopp auch den zahlreichen vergebenen Chancen nach. Tadic ließ etwa in der ersten Halbzeit einen Elfmeter ungenützt. "Das Spiel wäre normalerweise nach 34 Minuten erledigt", so Schopp, der sich auch über eine nicht gegebene Gelb-Rote-Karte gegen Stefan Nutz, "die nicht gegeben wurde, weil der Schiri den Elfer kompensieren wollte", sagte der Hartberg-Trainer. 

Auch mit dem Abwehrverhalten seiner Mannschaft zeigte sich Schopp unzufrieden - vor allem beim 1:2. "Da hat sich meine Mannschaft wie eine Schülermannschaft präsentiert. Da muss man sich anders verhalten." Es sei eine "extrem ärgerliche Niederlage, die richtig wurmt", betonte der 47-Jährige.

Seine Mannschaft müsse sich "reifer und abgebrühter" verhalten. "Ich muss mit der Mannschaft hart ins Gericht gehen, weil sie sich für den Aufwand nicht belohnt hat", trauerte Schopp zumindest einem Punkt nach. Weitere Statements vom Hartberg-Coach gibt es im Video. 

Video: Pressekonferenz mit Hartberg-Coach Markus Schopp

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von Daniel Ringsmuth/Ligaportal, Foto: Richard Purgstaller