Für nicht wenige überraschend übernahm Michael Wimmer Anfang des Jahres beim FK Austria Wien den Posten als Cheftrainer. Der 42-jährige Deutsche, der zuvor Interimstrainer beim deutschen Bundesligisten VfB Stuttgart war, verbuchte in seinen bisherigen 4 ADMIRAL Bundesliga-Spielen im Frühjahr 3 Siege und 1 Niederlage (Schnitt: 2,25 Punkte) und ist mit den Wiener Violetten auf Kurs Meistergruppe. Bei Sky Sport Austria äußerte sich der gebürtige Dingolfinger und Nachfolger des bei den FAK-Fans beliebten Manfred Schmid.

„Habe Haris als sehr wissbegierigen Spieler erlebt, der für die Mannschaft Vollgas gibt"

Michael Wimmer (Trainer FK Austria Wien) über...

...Torjäger Haris Tabakovic: „Eigentlich habe ich gar nichts mit Haris gemacht. Er arbeitet an sich selbst und zeigt in jedem Training, dass er voll da ist, dass er das, was wir im Trainerteam sehen wollen, bereit ist umzusetzen. Er bleibt nach dem Training draußen und arbeitet an seinen Torschüssen. Es ist kein Wunder, dass er am kurzen Pfosten schon zwei gemacht hat, weil er das auch nach dem Training macht. Ich habe Haris seit dem 3. Jänner als einen sehr wissbegierigen Spieler erlebt, der für die Mannschaft Vollgas gibt. Jetzt belohnt er sich. Wir wissen, was wir an ihm haben, er weiß aber auch, dass er die Mannschaft braucht, dass er das Spielgespür braucht, um erfolgreich in der Box zu sein.“

...Wichtigkeit von Mittelstürmern: „Es tut jeder Mannschaft gut, wenn man einen Stürmer vorne drin hat, der präsent ist, der in Drucksituationen, wenn man sich befreien muss, die Bälle vorne fest macht, der als Wandspieler dient. Und vor allem einen, der in der Box präsent ist. Ich glaube, für jeden Abwehrspieler ist es eklig zu verteidigen, wenn ich weiß, da ist ein Stürmer, der ein Näschen hat und der weiß, wo der Ball hinfällt. Ich spiele gerne mit einem Stoßstürmer. Ich spiele aber auch gerne mit zwei Spitzen und einem Zehner dahinter. Haris könnte auch als Doppelspitze spielen. Das kriegt er auch hin.“

...seine Spielphilosophie: „Wenn ich den Fußball, den ich gerne sehen will, einmal beschreiben soll, dann ist es so zielstrebig wie möglich, aber so kontrolliert wie nötig. Wenn du zu passiv bist, wartest du wie ein Kaninchen vor der Schlange, bis ein Tor fällt. Da bin ich lieber aktiv. Es gab gegen Lustenau so eine Phase, wo die uns reingedrückt haben. Das muss man akzeptieren und trotzdem aktiv bleiben.“

...Chancen der Wiener Austria, in die Meistergruppe einzuziehen: „Es ist mit Sicherheit schwierig. Es war aber auch schon vor vier Spieltagen schwierig. Da waren wir auf Platz sieben. Ich glaube, wir haben unsere Ausgangslage klar verbessert. Jetzt kommen zwei richtige Herausforderungen, zwei richtige Bretter und dann sehen wir, wo wir stehen. Mit den Herausforderungen wächst man.“

„Ich erwarte ihn diese Woche im Mannschaftstraining"

...Verletzungssorgen im Verein: „Zu Marco Raguz kann ich gar nichts sagen, weil ich ihn noch nicht auf dem Fußballplatz gesehen habe. Er sitzt bei Behandlungen und es heißt, es wird besser. Bei Dominik Fitz ist es erfreulicherweise sehr gut. Ich erwarte ihn diese Woche im Mannschaftstraining. Wenn es so läuft, könnte er für das Sturm-Spiel im Kader, aber auf alle Fälle dann für das Derby Thema sein.

Lucas Galvao ist am Platz, macht Heiltraining, aber vor der Länderspielpause sehe ich ihn noch nicht beim Team. Lukas Mühl hat die ganzen Abläufe in der Vorbereitung nicht mitbekommen. Andy Gruber war vierzehn Tage komplett raus ohne Training. Wir haben teilweise fünfzehn Spieler. Das heißt im Training dann acht gegen acht, sieben gegen sieben. Das ist wirklich herausfordernd. Dafür machen die Jungs das ziemlich gut und jetzt hoffen wir, dass die Verletzten zurückkommen und dann haben wir auch wieder eine andere Truppe und andere Alternativen.“

„Ich bin nicht hier, um Wien zu sehen, sondern um unser Ziel, Platz 6, zu erreichen“

...seine ersten Eindrücke in Wien: „Ich habe mich vom ersten Tag an hier wohlgefühlt. Die Mannschaft ist eine super Truppe. Die harmoniert, da wurde ich gut aufgenommen. Die Ideen, die ich habe, versuchen sie umzusetzen und man sieht in jedem Training, dass sie dahinter stehen. Ich bin nicht hier, um Wien zu sehen, sondern um unser Ziel, Platz sechs, zu erreichen. Wenn das geschafft ist, kann ich ein bisschen von der Stadt sehen.“

...seine Annäherung an die Fans: „Vor dem Klagenfurt-Spiel habe ich schon Gespräche mit Fans geführt. Ich hatte nie das Gefühl, dass eine schlechte Stimmung auf mich bezogen ist. Ich spüre eine brutale Unterstützung von den Fans der Mannschaft gegenüber und das ist es, was sie in erster Linie braucht. Es geht nicht um meine Person. Ich versuche, mich mit dem Verein zu identifizieren und natürlich hoffe ich, dass das honoriert wird. Ich fand es supercool, wie mein Vorgänger von den Fans verabschiedet wurde.“

...das Trainergeschäft: „Welcher Trainerjob ist kein Pulverfass? Am Ende wirst du an den Ergebnissen gemessen. Das ist das Trainergeschäft. Mir ist wichtig, authentisch zu bleiben und sagen zu können, ich habe mich nicht verstellt.“

...hohen Belastungen und Schwierigkeiten als Trainer: „Ich kann es nur durch meine eigene Arbeit beeinflussen. Ich will in den Spiegel schauen können und sagen, ich habe alles versucht. Für mich ist wichtig, dass es immer menschlich ist. Das ist mir vom Verein bisher immer so entgegengebracht worden.“

...sein Verhältnis zu Manuel Baum:Ich bin immer mit Manuel Baum im Austausch. Er war der, welcher es mir ermöglicht hat, in den Profibereich zu kommen, mit der Co-Trainer-Stelle in Augsburg. Ich bin froh, unter ihm gearbeitet haben zu dürfen. Die Zeit, als Co-Trainer in der zweiten Reihe die Dinge beobachten zu dürfen, ohne unter Druck zu stehen, möchte ich nicht missen.“

„Ich bin kein erfahrener Cheftrainer und muss mich auch erst etablieren"

...seinen Werdegang: „Es ist wichtig, irgendwo langfristig zu arbeiten. Ich habe in der U-15 angefangen und alles von der Pike auf lernen können. Wenn du dort einen Fehler machst, lernst du daraus. Da beschimpfen dich höchstens die Eltern. Diese Niederlagen machen dich besser. Ich bin kein erfahrener Cheftrainer und muss mich auch erst etablieren. Da muss man beweisen, dass man das auch langfristig kann.“

...das Spiel gegen Sturm Graz: „Wir haben uns eine super Ausgangslage herausgespielt. Wir können es aus eigener Kraft schaffen. Warum sollen wir den Punkt nicht mitnehmen können?“

...das Wiener Derby am 19. März: „Jeder merkt das: Das ist das wichtigste Spiel. Ich habe darüber viel gehört und ich freue mich darauf.“

...Thema Finanzen: „Ich kann das Thema Finanzen nicht beeinflussen. Das ist nicht mein Job.“

...Zukunft von Manfred Fischer und Lukas Mühl: „Jeder Trainer hätte ein Interesse, seine Leistungsträger zu halten. Klar setze ich mich für sie ein.“

Einer der Gewinner im Team unter Neo-Chefcoach Michael Wimmer: Mittelstürmer Haris Tabakovic, der im Frühjahr in 4 Spielen 5 Mal scorte, darunter 2x ein Doppelpack.

„Wiener Derby ist Schlussakkord im Rennen um Meistergruppe“

Alfred Tatar (Sky Experte) über...

...den neuen Austria-Chefcoach: „Michael Wimmer ist gekommen, um der Austria ein neues Gesicht zu geben. Sein Vorgänger hatte eine Rolle übernommen, die einer Mission Impossible gleichkommt. Damals war von eins, zwei Scheißjahren die Rede. Manfred Schmid hat es geschafft, im 1. Jahr europaweit mitzuspielen. Die Rolle des Trainers ist mittlerweile unschaffbar. Du sollst ein super Training machen mit einer Spielphilosophie die perfekt zur Mannschaft passt. Du sollst also fachlich ein Wunderwuzzi sein. Zweitens sollst du eine charismatische Persönlichkeit haben. Das heißt, du sollst über das Trainerdasein hinaus noch eine Erscheinung sein, bei der man sagt, Hurra, der Messias ist da, wenn er den Raum betritt. Das alles kann ein Trainer nicht mehr schaffen. Wo sind dieselben Vereinsverantwortlichen, die, wenn es nicht läuft, sagen, wir haben auch Schuld?“

...Restprogramm der Wiener Austria: „Das Wiener Derby ist ein Schlussakkord im Rennen um die Meistergruppe. Ich glaube, die Chancen gegen Sturm sind durchaus intakt. Bei einem guten Spiel ist dort etwas zu holen.“

Fotocredit: Josef Parak