Seit Juli 2020 schwingt Christian Ilzer das Zepter beim SK Sturm Graz, hat sich sein Team dank steter Entwicklung und Konstanz unter dem 45-jährigen Steirer als erster FC Red Bull Salzburg-Jäger positioniert. Ist in dieser Saison längst auf Augenhöhe, stießen sich die erfolgsverwöhnten Roten Bullen doch an den "Blackies" die "Hörner ab". 3 Pflicht-Partien: 2 Sturm-Siege (1x ÖFB-Cup + Liga) und 1 Remis. Vor dem ab 2. April beginnenden Meister-Playoff nur 3 Zähler Rückstand auf den Liga-Leader, bricht Sturm nach 9 RBS-Meistertiteln in Serie in die Salzburger Sieg-Phalanx ein? Dazu Christian Ilzer in der Sendung "Talk & Tore" bei Sky.

Stets "on Fire" in der Coaching Zone mit hohem Adrenalin-Pegel: Erfolgs-Coach Christian Ilzer, der mit Sturm Graz in 113 Pflichtpartien einen Punkteschnitt von 1,80 schaffte und noch bis Juni 2025 bei den Steirern unter Vertrag steht.

"Schmidt hat absolut die Fähigkeiten, Altach wieder in Spur zu bringen"

Christian Ilzer (Cheftrainer SK Puntigamer Sturm Graz) über...

...Trainer-Beruf und die richtige Trainerwahl: „Die durchschnittliche Zeit eines Trainers geht glaube ich nicht über ein Jahr hinaus. Wenn man aber kontinuierlich arbeiten will, sollte man sich mit der Trainerperson, die man bestellt, schon im Vorfeld sehr ausgiebig auseinandersetzen. Man sollte auch an ihm festhalten und versuchen, mit ihm zu arbeiten. Es ist aber leider so, dass man oft im Trainer das schwächste Glied sieht und er am einfachsten zu tauschen ist. Am Ende darf man sich aber auch nicht davor fürchten, dass man freigestellt wird, weil das vielleicht in der Entscheidungsfindung hemmt. Ich gehe diesem Thema völlig furchtlos entgegen. Es gehört einfach dazu und ist Teil des Jobs. Ich sage es immer so, die ersten 100 Tage musst du volles Risiko gehen.“
 
Miroslav Klose: „Er war für mich ein sehr angenehmer Kollege. Bei den zwei Aufeinandertreffen hat man schon gemerkt, was für eine Persönlichkeit er ist. Es tut mir persönlich für ihn leid, dass das Abenteuer Altach für ihn jetzt zu Ende ist.“
 
Klaus Schmidt: „Ich habe wirklich einen sehr guten Kontakt zu ihm. Sollte er Altach Trainer werden, wünsche ich ihm natürlich nur das Beste. Ich glaube, dass er absolut die Fähigkeiten hat, in einer schwierigen Phase Altach wieder in die Spur zu bringen.“

„Haben super Ausgangssituation für finale Phase - die Erntephase."

bisherige Saison: „Es war ein sehr, sehr guter Grunddurchgang. Es war ja auch eine internationale Saison, die da dabei war. Im August haben wir mit Rasmus Højlund einen Rekordtransfer gehabt, quasi parallel dazu die Verletzung von Jakob Jantscher. Da haben wir beide eingespielten Stürmer der Vorsaison verloren.

Mit 48 Punkten hat die Mannschaft einen herausragenden Grunddurchgang gespielt. Wir haben eine super Ausgangssituation für die finale Phase. Wie ich sie gern bezeichne, die Erntephase, da gibt es die Preise der Saison.“
 
…was die Mannschaft erreichen kann: „Wir sollten uns einfach auf das konzentrieren, was ansteht. Wir versuchen, uns einen Zustand zu erarbeiten, den wir beeinflussen können und uns inhaltlich top vorbereiten. Wenn wir das Runde für Runde machen, können wir am Ende wieder auf die Tabelle schauen. Dann werden wir sehen, was unsere Leistung wert war. Ich sitze aber heute nicht da, um eine große Ansage in Richtung Salzburg zu machen. Ich wüsste nicht, was das für uns bringen würde.

„Vielleicht kommt ja irgendwann Zeitpunkt, wo ich Ansage mache"

Vielleicht kommt ja irgendwann einmal der Zeitpunkt, wo ich eine Ansage mache. Und den werde ich auch ganz genau erraten. Aber viel wichtiger ist, dass wir uns auf das konzentrieren, was wir beeinflussen können. Wir haben schon unsere Waffen und ein sehr gutes Konstrukt aufgebaut.“

…ob Vizemeister-Titel auch ein Erfolg wäre: „Absolut. Wenn wir das, was in uns steckt, wirklich abrufen können, wenn wir wie bisher in der Saison performen und Salzburg aber noch besser ist, muss man Salzburg gratulieren. Sie haben ja kaum was angeboten und auch einen Top-Kader. Das ist einfach Fakt.“
 
möglichen Titelgewinn: „Es ist wichtig, dass man Träume hat und man diese in sich trägt, dass diese dich inspirieren. Es gibt aktuell viele spannende Dinge zu handhaben. Das ist auch das, was für mich so erfüllend ist an dem Job. Wenn ein Titel rausschauen würde, wäre das auch so ein Moment, wo man einfach stehenbleiben und die Aussicht genießen muss.“
 
Stärken von Sturm Graz: „Qualitäten. Unterschiedliche Qualitäten auf den Positionen, die man einfach braucht, um eine gewisse Art und Weise von Fußball zu spielen. Auf der anderen Seite ist es auch eine Mannschaft, die extrem zusammenhält und die Überzeugung hat, dass uns dieser Weg zum Erfolg führt. Beim Auswärtsspiel in Lustenau, wo ich krank war, habe ich gemerkt, dass das Team und das Trainerteam einfach funktioniert. Wenn die Mannschaft sehr reif ist, bist du als Trainer nicht mehr mittendrin. Dann kannst du rausgehen aus diesem inneren Kreis und siehst, wie Mechanismen trotzdem super funktionieren. Das hat mir dieses Wochenende wirklich bestätigt, wieviel Verlass auf diese Mannschaft und das Trainerteam bei Sturm Graz ist.“
 
…die Spielweise und getätigten Transfers: „Wenn du nicht weißt, wie du spielen willst, dann wirst du nicht wissen, welche Spielertypen du auf den jeweiligen Positionen brauchst. Wenn du die Positionen nicht klar beschreiben kannst, inhaltlich und charakterlich, dann wirst du öfters bei Transfers danebengreifen. Wir haben klar aufgezeichnet, wie das Profil für jede einzelne Position ausschauen soll. Dann hat man aus der Scouting-Abteilung und der Sportdirektion ein sehr genaues Bild, mit welchen Spielertypen und welchen Charaktertypen man gewisse Positionen besetzt.“
 
Jon-Gorenc Stankovic: „Insgesamt ist er ein absoluter Leader in unserer Mannschaft. Er ist von Beginn an einer gewesen, der unseren Weg mit vollster Überzeugung mitgegangen ist. Wenn er was sagt, dann hat das richtig Gewicht in der Mannschaft. Er versteht Fußball extrem gut, er kann das Spiel sehr gut lesen. Er ist einfach eine zentrale Figur in unserer Mannschaft.“

Christian Ilzer und der 4. Offizielle...eine Begegnung der öfteren Art während eines Spiels.

„Würde mich selber auch nicht sympathisch finden, wenn ich gegnerischer Trainer oder Schiedsrichter wäre"

…seinen Ehrgeiz und seine Mentalität: „Wenn ich zurückdenke, hat mich der Ehrgeiz schon immer geprägt. Ich denke, es ist schon ein starkes Ego, was dich auf ein gewisses Level bringt. Es hat mich schon in der Kindheit geprägt, immer alles gewinnen zu wollen und sich zu matchen. Ich habe immer einen Wettkampf daraus gemacht. Ich glaube, der Ehrgeiz ist mir schon ein bisschen in die Wiege gelegt worden.“

 …seine Verletzungen und erste Erfahrungen im Profibereich: „Wenn du dir schon in Teenagerzeiten das Kreuzband reißt, dann musst du auch irgendwann einsehen, dass es für eine Profikarriere wahrscheinlich nicht mehr reicht. Ich habe dann versucht, sehr schnell nach einer Alternative zu suchen. Ich wollte irgendwo im Profisport landen. Mein erster Zugang war über den Athletiktrainer, weil ich da den ehesten Weg in Richtung Spitze gesehen habe. Dann bin ich immer weiter eingetaucht in den Fußball und alle Bereiche ausgekostet. Von der Spielanalyse bis zum Co-Trainer und dann zum Cheftrainer. Am Ende ist dann der Punkt gekommen, wo ich gesagt habe, Cheftrainer ist die Rolle, wo ich mich am wohlsten fühle.“
 
Akzeptanz als Trainer: „Durch meine fachliche Kompetenz habe ich sehr schnell Respekt bekommen. Als quasi Quereinsteiger dann einen Platz in der Trainerzunft zu bekommen, war sicher der schwierigere Weg. Da muss man sich auch mal durchboxen und sich mit der Zeit etablieren.“
 
seine Vorbilder: „Es gibt viele Vorbilder, auch international. Man schaut sich Dinge an, man schaut sich Dinge ab. Durch viel Schauen baut man sich einfach einen Erfahrungsschatz auf. Auf meinem Werdegang hat es natürlich Trainer gegeben, die mich einfach geprägt haben. Das war sicher Bruno Friesenbichler, der mir diesen Weg in den Profisport geebnet hat. Davor, eine auch prägende Person für mich war Karl Purkarthofer. Er hat mir vor allem im Individualtraining sehr viel gelernt. Dann ist es natürlich weitergegangen mit Rupert Marko, mit Heimo Pfeifenberger, mit Helgi Kolvidsson. Die haben alle auf ihre Art und Weise Dinge gehabt, die man sich abschauen hat können. Daraus habe ich einfach richtig profitiert.“
 
seine Art und Weise, an der Seitenlinie zu stehen: „Umso länger ich Trainer bin, umso mehr beschäftigt man sich damit, wo man hinmöchte und wie man wirken will. Mir ist das schon sehr bewusst, ich würde mich selber auch nicht sympathisch finden, wenn ich jetzt gegnerischer Trainer oder Schiedsrichter wäre. Da steht mir dann auch oft der Ehrgeiz ins Gesicht geschrieben. Ich denke, dass ich mich über die Jahre schon entwickelt habe, weil es mir einfach auch wichtig ist. Es gibt ja auch ein Bild ab, mit dem man selber im Nachgang dann nicht zufrieden ist.“

"Zeit bei Austria Wien hat mir gelernt, auch mal Misserfolg zu moderieren und auszuhalten"

seine Zeit bei Austria Wien: Es war extrem lehrreich. Ich habe einfach viel mehr gewusst, wie man Sieg und Niederlage einschätzt. Die Zeit bei der Austria hat mir gelernt, auch mal einen Misserfolg zu moderieren und selber auszuhalten. Auch als Person stark zu bleiben, auch in einer Phase, wo es nicht so läuft. Das Jahr bei der Austria hat mir viele Erfahrungen und viele Dinge gelernt.“
 
…ev. Wechsel zu Schalke 04 vergangenen Herbst: „Das war ein Gerücht. Ich denke, wenn Erfolg deine Arbeit begleitet, gibt es immer wieder diese Gerüchte. Es war damals ein Zeitpunkt, der mir überhaupt nicht recht war. Wir machen das so, dass wenn sich Vereine über die Vertragslaufzeit erkundigen, ich gar nicht darüber informiert werde. Wir haben da zwei Tage später gegen Salzburg gespielt. Da wollte ich meinen Fokus überhaupt nicht verlieren. Ich habe dann auch über einen Instagram-Post sofort versucht, das abzustellen.“
 
…ob die deutsche Bundesliga das nächste große Ziel ist: „Mein nächstes großes Ziel ist es, mit Sturm Graz bestmöglich zu performen. Ich habe nie einen Karriereplan gehabt. Ich habe immer versucht, in dem Moment, wo Entscheidungen angestanden sind, eine bestmögliche Entscheidung zu treffen. Den Job, den ich jetzt habe, möchte ich bestmöglich ausüben. Wenn ein Angebot kommt, muss das schon ein sehr Spezielles sein, wo man fast nicht mehr Nein sagen kann. Dann wird man sich das Anhören und eine Entscheidung treffen. Aber darüber brauche ich mir jetzt wirklich null Gedanken machen.“
 
…ob zurzeit ein Wechsel innerhalb Österreichs und zu RB Salzburg passieren könnte: „Diese Frage kann ich ganz einfach beantworten. Dieser Wechsel ist ausgeschlossen, weil ich Sturm Graz Trainer bin und zum aktuellen Zeitpunkt nicht innerhalb Österreichs wechseln werde.“

Fotocredit: Richard Pulsinger