Das 325. Wiener Derby zwischen dem SK Rapid Wien und FK Austria Wien hat am Sonntagnachmittag keinen Sieger hervorgebracht. In einer turbulenten Partie trennten sich die beiden Stadtrivalen vor 25.600 Zuschauern im Allianz Stadion mit einem 1:1-Remis. Christoph Monschein hatte die Gäste in der 62. Minute in Führung gebracht, ehe Dejan Ljubicic nur zwei Minuten später den 1:1-Endstand herstellte. Damit müssen die Hütteldorfer weiter auf den ersten Derbysieg im Allianz Stadion warten. Mittlerweile steht die Bilanz gegen die Veilchen in der 2016 eröffneten Arena bei zwei Niederlagen und zwei Remis. 

 

Dejan Ljubicic glich nur wenige Sekunden nach dem Führungstreffer der Austria aus. Foto: GEPA pictures/Wien Energie

Turbulentes Derby stand bereits in der ersten Halbzeit kurz vor dem Abbruch

Die Anfangsphase gestaltete sich sehr flott mit schnellen Kombinationen auf beiden Seiten. Torchancen gab es vorerst keine zu vermelden, dafür eine von Rapid-Fans provozierte Spielunterbrechung. Raphael Holzhauser wurde bei der Ausführung eines Eckballs vor dem Block West von einem Gegenstand an der Schulter getroffen. Der Austrianer ging sofort zu Boden und Schiedsrichter Rene Eisner musste die Partie kurz unterbrechen. Die mahnende Durchsage von Rapid-Stadionsprecher Andy Marek zeigte Wirkung, sodass wenig später wieder Fußball gespielt werden konnte. Es dauerte allerdings bis zur 21. Minute, ehe eine der beiden Mannschaften eine gefährliche Torchance kreieren konnte: Murg flankte nach einer kurz abgespielten Ecke gefühlvoll in den Strafraum, wo Maximilian Hofmann am höchsten stieg und nur Zentimeter am Tor vorbeiköpfelte (21.).

Drei Minuten später näherte sich auch die Austria dem gegnerischen Tor an: Felipe Pires spielte bei einem Konter seine Schnelligkeit aus und zog am Ende selbst ab. Richard Strebinger konnte seinen Schuss zur Ecke abwehren. Beim Versuch diesen auszuführen flogen allerdings erneut Gegenstände Richtung Spielfeld. Folgerichtig schickte Schiedsrichter Eisner die Spieler in die Kabinen und erklärte gegenüber Stadionsprecher Marek, dass er bei weiteren Wurfgeschossen das Spiel abbrechen werde. Nach der Unterbrechung konnte Holzhauser den Eckball endlich ausführen und spielte den Ball flach in den Rücken der Abwehr. Dort kam Ex-Rapidler Stefan Stangl völlig frei zum Schuss, setzte diesen aber weit über das Tor (37.). Die Austria war nun deutlich gefährlicher und kam nur wenige Augenblicke später zur nächsten Chance: Dominik Prokop zog aus gut 20 Metern ab und zwang Strebinger zu einer starken Parade (41.). Aufgrund der zwei Unterbrechungen ließ Schiedsrichter Eisner gleich 13 Minuten nachspielen. Richtig gefährlich wurde es allerdings erst gegen Ende der Nachspielzeit: Auf der einen Seite zirkelte Raphael Holzhauser einen Freistoß nur knapp am Tor vorbei, auf der anderen scheiterte Schobesberger aus der Distanz. So endete eine turbulente erste Hälfte mit einem torlosen Remis. 

Hitzige zweite Halbzeit mit zahlreichen Torchancen

In der Anfangsphase der zweiten Halbzeit tat sich relativ wenig. Die Gäste waren zwar besser im Spiel und deutlich aktiver, Torchancen waren aber absolute Mangelware. Die erste gefährliche Torannäherung in Halbzeit zwei brachte dann aber gleich den ersten Treffer der Partie: Venuto setzte sich auf dem rechten Flügel durch und spielte einen Querpass ins Zentrum, wo Ljubicic unglücklich die Kugel zu Monschein abfälschte. Der Stürmer ließ sich die Großchance nicht nehmen und brachte die Veilchen in Führung (62.). Die Hausherren schlugen allerdings postwendend zurück: Schobesberger brachte einen Eckball gefährlich in den Sechzehner, wo Youngster Dejan Ljubicic völlig unbedrängt einköpfeln konnte – 1:1 (64.).

Das Derby nahm nun richtig Fahrt auf und Rapid drängte auf den Führungstreffer: Bei einem Kopfball an die Latte hatten die Hausherren allerdings Pech (67.). Die Hütteldorfer wurden immer stärker und hatten wenige Augenblicke vor Beginn der Rapid-Viertelstunde die Top-Chance auf die Führung: Joelinton schickte Schobesberger auf die Reise, der im Eins gegen Eins an Pentz scheiterte (74.). Die Fink-Elf gab sich mit dem Remis sichtlich zufrieden und konzentrierte sich nur mehr auf das Verteidigen. Mit Erfolg: Die Gäste brachten das 1:1 über die drei minütige Nachspielzeit. 

Stimmen zum Spiel

Rapid-Trainer Goran Djuricin bei Sky: Ich glaube, dass uns die Geduld fehlt. Wir verlieren ziemlich schnell die Ordnung, wenn wir in Rückstand geraten, wenn wir führen passiert es auch manchmal, weil wir uns zu sicher sind. Da brauchen wir viel mehr Konstanz und müssen die Ordnung viel besser halten. Ein Zauberwort ist Kommunikation und Vertrauen in sich selber, das hat oft gefehlt, wenn man in Rückstand gerät. Das sollte nicht sein, weil wir eine sehr gute Mannschaft sind.“

Austria-Kapitän Raphael Holzhauser bei Sky: „Es war ein guter Rückrundenauftakt für uns, wir sind gut ins Jahr 2018 gestartet. Wir dürfen nicht gleich nach der Führung den Ausgleich bekommen, aber wir haben noch 15 Spiele, um unser Ziel zu erreichen und am Ende werden wir auch wieder international dabei sein. Ich fühle mich wohl in der Mannschaft, wir haben einige Neuzugänge bekommen, wir werden noch stärker.“

Austria-Coach Thorsten Fink bei Sky: „Man hat gesehen, dass wir auch was können, wenn wir eine vernünftige Mannschaft haben. In den ersten 70 Minuten waren wir die bessere Mannschaft, nach dem 1:1 haben wir dann aber den Faden verloren und Rapid hätte dann auch gewinnen können. Im Großen und Ganzen bin ich mit unserem Spiel zufrieden, nach vorne hin geht noch mehr. Der Plan ist aufgegangen, aber leider haben wir bei einer Standardsituation nicht aufgepasst und danach ist das Spiel gekippt.“

SK Rapid Wien – FK Austria Wien 1:1 (0:0)

Allianz-Stadion, 25.600 Zuschauer, SR Eisner

Tore: Ljubicic (64.) bzw. Monschein (62.)

Rapid: Strebinger - Auer, M. Hofmann, Galvao, Bolingoli - Ljubicic, Schwab (36./Petsos) - Veton Berisha (71./Schaub), Murg (87./Kvilitaia), Schobesberger - Joelinton

Austria: Pentz - Blauensteiner, Kadiri, Stronati, Stangl - Serbest – Venuto (87./De Paula), Prokop, Holzhauser, Pires – Monschein (90./Friesenbichler)

 

Geschrieben von Daniel Ringsmuth