Es war ein Transfer, der die Anhängerschaft des LASK nicht nur überrascht, sondern Teile davon auch erzürnt hatte: Die Rede ist freilich von der Verpflichtung Thomas Gebauers. Der 36-jährige Deutsche war im vergangenen Sommer nach 12 Jahren in Ried zu Oberösterreich-Rivale LASK gewechselt. Schnell war klar, dass die Fanszene des LASK den gebürtigen Augsburger nie als Teil der „LASK-Community“ akzeptieren würde.

Foto: Harald Dostal/fodo.media

"Zeugt von vollkommener Gleichgültigkeit gegenüber Teilen der Fans"

Am vergangenen Sonntag war der ehemalige Ried-Goalie erstmals in einem Pflichtspiel im Tor der Athletiker gestanden, was einen Teil der nach St. Pölten mitgereisten LASK-Fans dazu veranlasste, den Support zu verweigern sowie Gebauer bei jedem Ballkontakt zu beschimpfen respektive auszupfeifen (LASK-Präsident Gruber über Fan-Ärger mit Gebauer: "Allerunterste Schublade"). Am Montagabend veröffentlichte die Fanszene des ASK eine ausführliche Stellungnahme, in der man zur „Causa Gebauer“ deutliche Worte fand. 

Die Personalie Gebauer stelle einen derartigen Extremfall dar, dass es unter diesen Umständen für die Fanszene schwersten Herzens nicht möglich gewesen sei, die Unterstützung wie gewohnt durchzuziehen, heißt es u.a. in dem Statement. Einen einheitlichen Stimmungsboykott gab es hingegen nicht, da es „jedem LASKla frei stand - wenn ihm dies sein Fanethos gebietet - wie gewohnt zu supporten“, schreiben die Supporter. Mit dem Startelfeinsatz von Gebauer sei für die aktive Fanszene eine rote Linie überschritten worden: „Der Zeitpunkt und das absolute Fehlen jeglicher sportlicher Notwendigkeit zeugen von vollkommener Gleichgültigkeit gegenüber Teilen der Fans“, wird in der Erklärung bekrittelt. Außerdem wetterten die Fans gegen Noch-Coach Oliver Glasner: "Die Wortmeldung unseres scheidenden Trainers, die nur auf Diffamierung abzielt und versucht unserem Handeln die Rationalität abzusprechen, zeugt nicht gerade vom Willen, Zusammenhänge differenziert zu betrachten." Der Mannschaft habe man die Entscheidung des teilweisen Stimmungsboykotts weit vor Spielbeginn mitgeteilt. 

Die Stellungnahme der LASK-Fanszene zur „Causa Gebauer“ im Wortlaut 

Alles war angerichtet für den ersten Teil der Feierlichkeiten. Die Fahnen waren schon aufgezogen, die Freudenlichter eingepackt. Jeder brannte darauf, das letzte Mal in der Fremde die LASKla zum Sieg zu peitschen.

Bewusst wurde in der Vergangenheit auf langwierige Stellungnahmen zur Personalie Gebauer und der Reaktion der Fanszene verzichtet. Einerseits um dieser Thematik nicht noch mehr Raum als ohnehin einzuräumen, andererseits um Abseits davon den Dialog mit dem Verein zu suchen. Vergangenen Sonntag - als man besagte Thematik schon gar nicht mehr auf dem Schirm hatte - sah man sich gezwungen einen auch für uns unangenehmen Weg zu gehen. Ein totaler Supportverzicht stellt sicher eine sehr plakative Art der Unmutsbekundung dar und mag für manch Einen - wohl auch mit Blick auf die sportliche Situation - befremdlich wirken. Warum wir trotzdem keine Alternative sahen, wollen wir in Folge versuchen verständlich zu machen.

Auch wir finden es zum Kotzen, dass dieses nicht als gelöst aber zumindest als beiseitegelegt geglaubte Thema erneut in den Mittelpunkt rückt. Es ist bezeichnend, dass in dieser sensationellen Saison, immer wieder diese Causa, bei der die Fronten völlig verhärtet sind, aufs Tableau kommt. Nicht von uns aber geht das aus, sowie man es in feinster rekursiver Argumentationslogik zu hören bekommt; auch wenn wir uns im Klaren darüber sind, dass es viele so interpretieren wollen. Unser Thema, das uns nicht nur diese Saison, sondern auch unzählige Spielzeiten zuvor begleitet hatte, heißt Unterstützung für den LASK und jene die ihn repräsentieren.

„Die Manschaft braucht uns", stellt bei derartigen Fragen ein beliebtes Totschlagargument dar. Es freut uns, dass unsere Unterstützung demnach tatsächlich auch als Unterstützung der Spieler ankommt. Jedoch ist das keine Einbahnstraße. Denn der Umkehrschluss ist nicht weniger richtig: Wir brauchen eine Mannschaft. Und auch wenn hier 10 Spieler am Feld waren, die sich in den vergangenen Monaten und Jahren mehr als verdient um den LASK gemacht haben, so trug jemand die Dress, der diese nie hätte tragen dürfen. Man könnte an dieser Stelle noch pseudopathetischen Scheiß von wegen „nicht Wert unser Wappen auf der Brust zu tragen“ und Ähnliches anführen. Auf den Punkt gebracht aber ist diese Konstellation einfach nicht richtig und zeigt einen Werteverfall innerhalb unseres Vereines an. Der Mannschaft wurde unser Handeln noch weit vor Spielbeginn mitgeteilt. Wir gehen davon aus, dass unter den Vizemeistern genug Kenntnis und Verständnis der eigenen Fanszene vorliegt um das richtig einordnen zu können. Man führte ja bereits Gespräche.

Sicher sind wir nicht blinder Fußballromantik erlegen und wissen um die Schnelllebigkeit im Geschäft. Die Personalie Gebauer stellt aber einen derartigen Extremfall dar, dass es unter diesen Umständen für uns schwersten Herzens nicht möglich war, die Unterstützung wie gewohnt durchzuziehen. Es ist uns ein Anliegen darauf hinzuweisen, dass wir in dieser schwierigen Angelegenheit nicht das Meinungsmonopol für uns beanspruchen. So stand es auch am Sonntag jedem LASKla frei - wenn ihm dies sein Fanethos gebietet - wie gewohnt zu supporten.

Selbiges fordern wir aber auch von allen, die unser Vorgehen nicht verstehen können. So gaben wir bewusst auch keine Order heraus, wie man sich Herrn Gebauer gegenüber verhalten solle. Das mündete sowohl in Beschimpfungen, als auch in Unterstützungsbekundungen, während ein Großteil des Blockes den stillen Protest wählte oder zumindest mittrug. Die Erfahrung zeigt: Ein definitives „richtig“ gibt es hier nicht.

Doch auch unsere - selbst auferlegte - Bringschuld bei der Organisation des Supports hat ihre Grenzen. Die Freiheit diese selbst zu ziehen, behalten wir uns vor. Für uns wurde in jedem Fall ebendiese rote Linie überschritten, von der wir befürchtet hatten, dass sie wohl nicht ewig unberührt bleibt. Der Zeitpunkt und das absolute Fehlen jeglicher sportlicher Notwendigkeit zeugen jedoch von vollkommener Gleichgültigkeit gegenüber Teilen der Fans. Die Wortmeldung unseres scheidenden Trainers, die nur auf Diffamierung abzielt und versucht unserem Handeln die Rationalität abzusprechen, zeugt nicht gerade vom Willen, Zusammenhänge differenziert zu betrachten. Schließlich sind sogar wir verbohrten Exzentriker soweit, die Entscheidung des Trainers nicht rein auf bewusste Provokation oder Verhaberung zurückzuführen; auch wenn das bequemer wäre. Ob Absicht, Gleichgültigkeit, Unwissenheit oder sonst was. Das Ergebnis bleibt dasselbe.

Als Fanszene kommt man oft in den zweifelhaften Genuss, auf negative Entwicklungen erst im Nachhinein reagieren zu können. So entsteht gerne der Eindruck, man wäre prinzipiell dagegen und könne nur kritisieren – dabei würde man doch viel lieber mitgestalten.

Schon vor geraumer Zeit suchte man daher den konstruktiven Dialog mit dem Verein, um auf den verschiedensten Ebenen positive Anreize zu setzen und das gegenseitige Verständnis zu verbessern. Dabei war freilich auch die Causa Gebauer Thema, veranschaulicht sie doch die Situation ganz gut. Auf Bitten des Vereines machte man den Diskurs entgegen des zuvor gefassten Planes nicht öffentlich. Bei diesem Treffen wurde dem Verein außerdem mitgeteilt, dass man als Zeichen des Nach-Vorne-Schauens zukünftig auf das Aufhängen des "T.G. - nie einer von uns" Fetzens verzichten würde. Der Stoff stellte für uns in der ersten Saisonhälfte die einzig gangbare Lösung dar, war er doch irgendwo zwischen stillschweigender Akzeptanz und Konfrontation angesiedelt und war er simpler und versucht besonnener Ausdruck unserer Meinung. Eine Änderung dieser Meinung bedeutete die im Winter gefällte Entscheidung freilich nicht.

Die von uns unterbreiteten Vorschläge, die weit über das aktuelle Thema hinausgehen, wurden vom Verein Großteils positiv aufgenommen und weitere Gesprächstermine zugesichert. Nun wird sich zeigen, ob hier ernsthaft Interesse an einer Zusammenarbeit besteht oder wir weiterhin nur vertröstet werden, um sich dann doch diametral daherkommenden Ereignissen gegenüber zu sehen.

Auch wir wollten am Sonntag feiern. Jedoch nicht um jeden Preis. Und sicher nicht, wenn das einen Verrat an uns selbst, unserer Aufgabenstellung im Fanblock und letztlich des LASK im Gesamten bedeuten würde. Wir werden trotzdem versuchen beim letzten Saisonspiel gegen die Austria jenen Spielern, die für uns diese grandiose Zeit verkörpern, die Ehrerbietung zukommen zu lassen, die sie verdient haben. Ob wir jedoch guten Gewissens die geplanten Feierlichkeiten durchziehen werden können, wird sich zeigen.

SOLO ASK!

 

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