Elf Tore und sieben Assists in 14 Pflichtspielen: Austria-Stürmer Christoph Monschein agiert in dieser Saison in absoluter Hochform. Mit seinen Treffern und Vorlagen avancierte der 26-Jährige zur Lebensversicherung des FK Austria Wien, die einen äußerst durchwachsenen Start in die Spielzeit 2019/20 hingelegt hat. Auch beim erlösenden 1:0- Heimsieg gegen Sturm Graz in der 10. Runde trat Christoph Monschein als Goldtorschütze in Erscheinung und bewahrte die Austria damit vor einer unruhigen Länderspielpause. Ligaportal traf den aktuell fünftbesten Scorer der Tipico Bundesliga zum Interview und sprach mit ihm über die aktuelle sportliche Situation am Verteilerkreis, seinen Lauf in dieser Saison, seinen Traum für das ÖFB-Team zu stürmen, die Rivalität zwischen Austria und Rapid sowie über die Bedeutung seiner Trikotnummer.

Foto: Josef Parak

Ligaportal: Christoph, zehn Runden sind bereits gespielt im Grunddurchgang der Tipico Bundesliga. In der Tabelle liegt die Austria aktuell mit 11 Punkten auf Rang 7. Wie sieht dein Fazit aus?

Christoph Monschein: Wir wissen alle, dass das nicht das ist, was wir uns bei der Wiener Austria vorstellen. Das ist ganz klar nicht unser Ziel. Unser Ziel ist es, dass wir zumindest über dem Strich (Anm.: in der Meistergruppe), in den Top 6 sind und so dann um die internationalen Plätze kämpfen können.

Was muss sich bei Austria Wien verändern, damit man den Sprung in die Top sechs schafft?

Wir müssen zu hundert Prozent unsere Leistung abrufen und Woche für Woche ans Limit gehen, was wir natürlich auch versuchen, aber es funktioniert nicht so richtig bei uns. Die Gründe dafür sind schwer zu sagen, denn wenn wir es wüssten, würden wir es sofort ändern. Prinzipiell geht es darum, dass wir uns einfach Step by Step weiterentwickeln und die Qualität verbessern und so eben die Punkte einholen.

Am kommenden Spieltag bekommt ihr es auswärts mit St. Pölten zu tun. Wie werdet ihr euer Spiel anlegen? Nach dem Sieg gegen Sturm wäre es enorm wichtig, nachzulegen.

Für uns ist jedes Spiel wichtig – wir wollen gewinnen. Diese drei Punkte wären enorm wichtig für unsere Ziele. Wir haben auch zuletzt gewonnen und wollen nun mit dem Selbstvertrauen in die kommende Partie starten und wieder drei Punkte einfahren.

Lass uns auf deine Vergangenheit zurückblicken. Deine Karriere hat bei Brunn am Gebirge begonnen, dann bist zu Ebreichsdorf gewechselt, gefolgt von der Admira und nun bist du bei der Wiener Austria. Kann man da von einer typischen Bilderbuchkarriere sprechen?

Es ist jetzt nicht die ganz typische Profikarriere, weil ich nie eine Akademie besucht habe und somit auch keine Ausbildung hatte. Aber dadurch habe ich mein Durchsetzungsvermögen stark ausgeprägt, was mir auch heute gut weiterhilft. Ich gehe einfach in die Zweikämpfe, stehe immer am Mann und weiß, wie ich mich durchsetzen muss.


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Wäre eine Akademie dennoch hilfreich gewesen?

Ja, einerseits natürlich taktisch und technisch wäre dann viel mehr drinnen gewesen bzw. hätte ich mir vieles früher aneignen können. Aber ich denke, dass alles so sein soll, wie es eben war. Das hat mich zu dem Menschen gemacht, der ich heute bin. Ich denke, dies sind auch meine Eigenschaften, die mich hier hergebracht haben.

Macht dich das bodenständiger?

Ja, also ich schätze sehr, dass ich jetzt bei der Wiener Austria bin und jede Woche spielen darf. Ich genieße einfach die Zeit mit den Mannschaftskollegen, auch, weil alle sehr gute Qualität haben. Die Wiener Austria ist der beste Klub, bei dem ich je war. Von dem her sieht man auch, dass ich immer hundert Prozent gebe und alles reinhaue.

Deinen Durchbruch hast du bei der Admira geschafft. Oliver Lederer, der damalige Coach der Niederösterreicher, hat dich damals „entdeckt“. Wie stehst du zu ihm? Habt ihr noch Kontakt?

Klar, wir hören uns noch ab und zu. Manchmal sieht man sich auch noch beim Essen. Er hat mich zur Admira geholt, es gab aber davor schon zwei, drei Angebote von Profi- Mannschaften (z.B. Altach oder auch die Amateur-Mannschaft der Austria). Von denen war ich aber nicht so überzeugt wie von jenem der Admira zu dieser Zeit. Wie mich Oliver kontaktiert hat, war für mich von Tag eins an klar, dass das passt und sich gut anfühlt. Ich wusste, das will ich machen, das könnte ich schaffen.

Es bestand also schon die Möglichkeit, bei den Austria Amateuren zu spielen. Damals hast du dich allerdings für die Admira entschieden. Der Wechsel zur Profi- Mannschaft der Austria erfolgte 2017. Dein Vertrag bei den Veilchen läuft noch bis Sommer 2021. Hast du schon überlegt, wie es weitergehen soll? Gab es schon Gespräche bezüglich einer Vertragsverlängerung?

Es gab aktuell noch gar Nichts. Ich habe weder noch nachgedacht, noch habe ich Gespräche mit anderen darüber geführt, weil ich generell ein Mensch bin, der im Hier und Jetzt lebt, der nicht so weit vorausplant. Aktuell zählt nur meine Leistung für die nächsten Spiele, damit wir unsere Ziele erreichen.

Wäre der Schritt ins Ausland reizvoll für dich?

Ich lasse alles auf mich zukommen. Ich bin aber sehr glücklich hier. Die Situation ist natürlich schwierig, aber dennoch bin ich sehr gerne da. Ich komme jeden Tag gerne her, verstehe mich super mit den Mannschaftskollegen, dem gesamten Trainerstab und deshalb würde ich mich sehr freuen, wenn mich der Verein langfristig nochmal binden würde. Aber was tatsächlich passieren wird, steht noch in den Sternen.

Bei Brunn am Gebirge warst du in der Saison 13/14 Torschützenkönig. Auch bei der Wiener Austria brillierst du - vor allem in dieser Saison - mit zahlreichen Toren und bist zu einem wichtigen Bestandteil der Mannschaft geworden. Was zeichnet dich als Stürmer und als Mensch aus?

Mein Wille und Durchsetzungsvermögen zeichnet mich sowohl als Mensch als auch als Stürmer aus. Ich versuche, in jedem Spiel meine Torgier zu zeigen und bin ein schneller Spieler - das ist heutzutage ein riesen Vorteil. Ich komme zu Bällen, die andere nicht erreichen, auch aufgrund meiner Beweglichkeit (zum Beispiel in die Tiefe, wodurch Räume entstehen, die für mich und auch für meine Mitspieler wichtig sind). Das sind einfach Qualitäten die mich auszeichnen.

Stichwort Qualität: Du hast deine Qualitäten als Mensch und vor allem Stürmer unter Beweis gestellt, aber dennoch kam es zu keiner Einberufung in das Nationalteam. Vor allem im Sturm hatte Franco Foda nicht wirklich eine große Auswahl. Hast du auf einen Anruf vom Teamchef gewartet?

Natürlich habe ich darauf gehofft, aber man freut sich auch auf Abruf zu sein. Bevor ich auf Abruf war, war es für mich ehrlich gesagt auch unrealistisch und sehr weit weg. Ich hätte nicht einmal gedacht, dass überhaupt die Chance besteht, weil ich auch zum Beispiel kein typischer Akademiespieler bin. Als ich erstmals auf Abruf war, war das ein Schock (lacht) – ein positiver Schock natürlich. Ich habe mich extrem gefreut. Es hat mich auch extrem stolz gemacht. Jetzt hoffe ich natürlich, dass ich irgendwann dabei sein darf. Das wäre ein großer Traum.

Kommen wir zu einem anderen Thema: Freundschaften im Fußball werden ja meistens kritisch beäugt, vor allem wenn die Klubs verfeindet sind. Wie stehst du dazu? Du hast mit Max Sax bei der Admira begonnen, jetzt kickt ihr gemeinsam bei der Austria. Was verbindet euch? Sind Freundschaften zu anderen Vereinen möglich, auch zu Rapid Wien?

Schon bei der Admira habe ich mich sehr gut mit Max verstanden. Wir sind vom Charakter gleich, das hat uns dann auch zusammengebracht. Wir haben dann auch viel miteinander gemacht – wir waren täglich essen nach den Trainings. Das war eine schöne Zeit mit ihm. Dann bin ich aber zur Wiener Austria gegangen, weil ich mich weiterentwickeln wollte. Max kam dann ein Jahr später zur Austria. Ich habe aber auch bei anderen Vereinen viele Freunde (z.B. bei der Admira).

Bezüglich Rapid: Man kennt die Spieler, man grüßt sich (vor allem wie ich bei der Admira gespielt habe), aber seit ich bei der Wiener Austria bin, hat das aufgehört. Logisch ist, dass sich kein Fan freuen würde, wenn wir was mit Rapidlern unternehmen.

Gefühlt wird die Rivalität zu Rapid von Jahr zu Jahr größer. Wie nimmst du die Ausschreitungen und Beschimpfungen bei einem Wiener Derby wahr?

Einerseits ist Rivalität immer gut, weil uns Spieler das pusht – da besteht dann einfach eine besondere Atmosphäre. Gerade auf ein Derby freut man sich als Spieler extrem. Negativ sind allerdings diese ständigen Ausschreitungen. Wie die Fans manchmal agieren, das hat im Fußball nichts zu suchen!

Foto: Josef Parak

Einer eurer Spieler, nämlich Florian Klein, hat sich nach der Cup-Niederlage gegen Tirol kritisch über die eigenen Fans geäußert und es sich damit mit dem harten Kern verscherzt. Wie stehst du dazu, wenn ein Mitspieler von der eigenen Anhängerschaft beleidigt wird?

Ich verstehe den Unmut der Fans, das ist ganz klar. Wir sind aktuell nicht da wo wir sein wollen. Ich bin auch schlecht drauf deshalb, aber solche Aktionen wie mit dem Florian gehen halt gar nicht. Das macht man nicht. Das bringt keinem was. Sowas bringt den Flo nicht weiter und auch uns als Mannschaft nicht. Die Fans können die Mannschaft kritisieren, aber auch da stehen wir gemeinsam drüber. Sobald es aber ins Persönliche geht, hört sich der „Spaß“ auf.

Unzufrieden war auch Peter Stöger. Der meinte zuletzt, dass es manchen Spielern an der nötigen fußballerischen Qualität fehle. Trainer Christian Ilzer hingegen stärkte er stets den Rücken. Wie stehst du zu den Aussagen des Sportvorstandes?

Das ist schwierig zu beantworten. Ich kenne viele Spieler von früher, spiele mit einigen schon sehr lange zusammen und weiß daher, was jeder einzelne kann. Natürlich spielen einige nicht auf ihrem Top-Level, aber das ist generell nicht so leicht im Fußball - das hat man überall. Ich verstehe auch, wenn Peter Stöger sagt, dass der Trainer nicht schuld ist, weil wir Spieler am Platz stehen und das zeigen müssen, was wir wochenlang trainieren. Von dem her hat jeder irgendwie recht, das akzeptiere ich auch. Es ist allerdings schwierig zu sagen, ob es an der Qualität der Spieler liegt. Natürlich will sich jeder einzelne verbessern.

In der 2. Cup-Runde setzte es eine klare Niederlage gegen WSG Tirol. Als Rekordcupsieger hat man sich vor der Saison wohl ganz andere Ziele gesetzt...

Jeder von uns hatte das Ziel, Cupsieger zu werden. Von der Anzahl der Spiele wäre das ein relativ einfaches Ziel gewesen. Da wollten wir unbedingt gewinnen oder zumindest ins Finale kommen. Die klare Niederlage war somit eine herbe Enttäuschung und vor allem eine große Herausforderung für uns, mit dieser Situation richtig umzugehen. Aber wir haben das zusammen als Mannschaft gut aufgearbeitet. 

Apropos Cup: Dein Ex-Klub ASK Ebreichsdorf, der schon des Öfteren als Favoritenschreck in Erscheinung getreten ist, bekommt es im Achtelfinale mit Red Bull Salzburg zu tun. Traust du ihnen eine Sensation zu?

Prinzipiell trau ich ihnen schon eine Überraschung zu. Sie könnten durchaus ein 0:0 halten oder ein Tor schießen und dann im Elfmeterschießen gewinnen und weiterkommen. Aber Salzburg ist halt Salzburg. Die sind in Österreich momentan das Maß aller Dinge. Ich glaube, da wird nicht einmal Ebreichsdorf eine Chance haben.

Für welchen Verein würde Christoph Monschein gerne einmal auflaufen und gibt es ein Idol, dem du nacheiferst?

Seit meiner Kindheit bin ich ein Fan von Real Madrid. Aber ich habe jetzt nicht wirklich etwas im Ausblick, wo ich sage, dafür trainiere ich hin, dort muss ich unbedingt hin, sondern ich schaue hauptsächlich auf mich, gebe jeden Tag mein Bestes und möchte mich weiterentwickeln.

Mein Idol ist Cristiano Ronaldo. Wegen seiner Einstellung, wie er sich auf dem Platz bewegt, wie torgierig und torhungrig er ist. Ich finde es faszinierend, wie er das seit zehn Jahren zeigt.

Bei welchem Klub würdest du niemals einen Vertrag unterschreiben?

Für Rapid würde ich auf keinen Fall spielen. Auch nicht, wenn sie mir ein super Angebot machen würden, weil Geld nicht alles ist. Außerdem wäre ich dort nicht willkommen.

Abschließend: Die Trikotnummer 14 hat eine besondere Bedeutung für dich. Warum?

Wie ich damals mit sechs, sieben Jahren bei Brunn am Gebirge begonnen habe Fußballzuspielen, haben sowohl mein Vater als auch mein Bruder noch gespielt. Beide haben die Nummer 14 getragen. Mein Vater wegen Johan Cruyff und mein Bruder wegen Thierry Henry, der er angehimmelt hat. Bei Brunn habe ich auch die Nummer 14 getragen, in Ebreichsdorf war sie leider besetzt. Bei der Admira war sie dann frei - seit dem trage ich wieder die Nummer 14.

Vielen Dank für das Interview, Christoph.

 

 

Das Gespräch führte Ricarda Hoy