Am 25. November wird im Rahmen der Ordentlichen Hauptversammlung des SK Rapid Wien ein neuer Präsident und damit der Nachfolger von Michael Krammer gewählt. Erstmals in der 120-jährigen Vereinsgeschichte des SK Rapid wird es jedoch zu einer „Kampfabstimmung“ kommen, nachdem erstmals zwei Listen zur Abstimmung zugelassen sind. Die beiden Präsidentschaftskandidaten Martin Bruckner und Roland Schmid waren in der gestrigen Ausgabe der Sky-Sendung Talk und Tore zu Gast, um über ihre Visionen für die Zukunft zu diskutieren. 

Foto: GEPA/Wien Energie

Roland Schmid: "Ich kann keine erkennbaren Verbesserungen oder Veränderungen feststellen"

Was beide Kandidaten eint, ist das Ziel, Rapid im Jahr 2025 auf einer sportlich erfolgreichen Schiene mit einer klar erkennbaren Spielphilosophie zu sehen. Bei der Präsentation der beiden Konzepte war jedoch deutlich herauszuhören, dass die Wege, dieses Vorhaben zu erreichen, sich recht deutlich unterscheiden. Während Kandidat Roland Schmid unter Rapid-Coach Didi Kühbauer keine sportliche Weiterentwicklung sieht: „Da kann ich auch unter Didi Kühbauer, der ist schon seit August, seit 14 Monaten bei uns, da kann ich zumindest keine erkennbaren Verbesserungen oder Veränderungen feststellen“, so Schmid, der vehement eine einheitliche Spielphilosophie von der Kampfmannschaft bis hin zum Nachwuchs fordert: „Es muss ein System geben, das von ganz oben nach unten definiert gehört, wenn es eines gibt, kenne ich es nicht. Da muss ganz klar beschrieben stehen, wofür Rapid steht, wofür die Positionen stehen, wie Rapid spielen soll.“ 

Martin Bruckner sieht spielerischen Fortschritt

Kandidat Martin Bruckner hingegen, der dem aktuellen Präsidium bereits als Finanzreferent angehört, stellte klar, dass man eine klare Linie erkennen könne: „Wir haben auch spielphilosophische Unterlagen, wie haben 196 Seiten Spielphilosophie des SK Rapid, es ist alles da. Es ist die Trainingssteuerung perfekt aufgesetzt, wir müssen in diesem Thema weiterarbeiten, ich sehe die Philosophie am Platz immer mehr“, betonte Bruckner. Auch in der Weiterentwicklung musste Bruckner seinem Konkurrenten widersprechen: „Der Weg ist richtig. Wir spielen einen begeisternden Fußball, mit der Art und Weise, wie wir gespielt haben, die Fans zurückgeholt, das ist wieder eine Einheit. Im spielerischen Bereich sind wir schon sehr gut.“

Schmid kann Schönreden der Situation "nicht mehr hören"

Schmid wiederum könne mit dem Schönreden der aktuellen sportlichen Situation nicht viel anfangen: „Wir sind bei einem Ur-Rapid-Problem angekommen. Ich kann es nicht mehr hören ehrlicherweise: es ist immer alles super, wir bauen das neue Trainingszentrum, wir fangen nächstes Jahr an, sportlich sind wir auf einem Klasse-Weg, wir verkaufen Logen, haben eine so große Nachfrage, alles ist perfekt. In dem Moment, in dem man versucht und das habe ich im Hearing auch erlebt, konstruktive Kritik zu üben, wird sofort gesagt, dass haben wir alles schon, das brauchen wir nicht. Es ist Zeit, dass sich die klügsten Köpfe, wir alle uns Gedanken machen wie wir dorthin kommen sollen. Es ist nicht alles super. Seit 11 Jahren sind wir sportlich nicht erfolgreich. Aus unserer Sicht braucht Rapid eine klare Idee, von oben bis unten ein System zu spielen und dass oben Rapid-Charaktere herauskommen.“

Trainingszentrum: Champions League oder Europa League? 

Unterschiedliche Auffassungen gab es auch bei der Errichtung des neuen Trainingszentrums beim Ernst-Happel-Stadion. Kandidat Roland Schmid kritisiert, dass Rapid nicht jene Variante für 25 Millionen Euro errichten lässt - die sogenannte Champions-League-Variante, die freilich ein höheres finanzielles Risiko birgt als die Europa-League-Variante für sieben Millionen Euro, für die sich der SK Rapid Wien nun entschieden hat. „Die einzige Chance, die Rapid hat, um sportlich nachhaltig erfolgreich zu sein, ist der Nachwuchs. Wir wollen die Ideallösung und keinen Kompromiss. Rapid möchte ein Trainingszentrum bauen in der Größenordnung von sieben Millionen, weil wir es wirtschaftlich zum jetzigen Zeitpunkt nicht anders heben. Aus unserer Sicht, wir müssen es wirtschaftlich heben. Ganz klar ist das Ziel die Ideallösung, die mit 25 Millionen Euro präsentiert worden ist, die ‚Champions-League-Variante‘ würden wir gerne realisieren“, erklärt Schmid, der dieses Vorhaben mit Sponsor Michael Tojner realisieren möchte: „Er hat fünf Millionen zugesichert, dieses Schreiben kenne ich auch, und weitere drei mit Partnern in Aussicht gestellt hat. Wir sind gerade noch dabei die Rahmenbedingungen abzustecken. Laufzeiten zwischen fünf und zehn Jahren, um auch hier wieder den Betrag zu relativieren - fünf Millionen auf zehn Jahre wären 500.000 Euro pro Jahr“, erklärt der Gründer und Geschäftsführer von IMMOunited. 

Für Kandidat Martin Bruckner sei die geplante Champions-League-Variante ein zu großes finanzielles Risiko: „Fakt ist, dieses Objekt gehört dem SK Rapid, wir sind gerade dabei das umzubauen, wir werden diesen Bau so machen, dass wir keine finanziellen Risiken eingehen. Es stimmt, wir haben voriges Jahr im Herbst die ‚Champions-League-Variante‘ vorgestellt, da waren wir positiverer Dinge, aber es ist klar, wenn man nicht international vertreten ist, spürt man es im Geldbörserl. Daher beginnen wir mit der ‚Europa-League-Variante‘ und können modular größer ausbauen. Was ganz sicher nie der Fall gewesen wäre, ist, dass wir bei der sportlichen Infrastruktur irgendwelche Kompromisse eingegangen wären. Wir werden dort ein Schmuckkästchen hinstellen. Wir haben jetzt dort sieben Plätze, werden dort danach neun Plätze haben und werden dieses neue Trainingszentrum aus eigener Kraft stemmen. Wir stehen als Liste Bruckner für keine finanziellen Abenteuer, Rapid war schon einmal in Konkurs, das wird es mit uns nicht geben. Wir handeln umsichtig, wir haben ein Stadion im Plan gebaut, ich weiß, dass es nicht die Norm ist. Ein Stadtrivale von uns kann Lieder davon singen. Wir können Infrastruktur und wir werden das gut bauen.“

Ist die Macht der Rapid-Ultras zu groß? 

Auch beim Thema Fans und Macht der Ultras innerhalb des Vereins gibt es unterschiedliche Ansichten. Herauszuhören ist, dass es unter Roland Schmid nach Ausschreitungen oder Randalen der eigenen Fans wohl härtere Konsequenzen zu tragen kommen würden als unter dem aktuellen Präsidium: „Sie reden sicher bei Rapid viel mit, das ist auch ihr gutes Recht. Der Block West und die Ultras gehören zur Rapid-Familie, wie viele andere Interessensvertretungen auch. Aber wir haben ein klares Ziel: Schaden darf Rapid niemand. Und wenn man sich ein bisschen die Schlagzeilen anschaut, dann waren es meist der Block West und die Ultras, die im Mittelpunkt und in den Medien gestanden sind. Und da sollten dann schon, wenn der Bogen überspannt ist oder Rapid klar Schaden zugefügt wird, entsprechende Konsequenzen oder Grenzen gezeigt werden.“ 

Die Vorkommnisse rund um ein Wöber-Plakat, welches von zwei Vertretern der Ultras beim Heimspiel gegen Hartberg in einer VIP-Loge abmontiert werden konnte, seien für Schmid völlig indiskutabel: „Das Bild nach außen ist verheerend. In dem Fall haben die Ultras Rapid massiv geschadet. Denn übrig bleibt in den Medien: Der VIP-Bereich ist nicht sicher. Und würde ich diese Personen dort nicht kennen und wäre in der Loge – mit Freunden, Familie, Partner, Kunden – und da kommen zwei aus dem Block West rübergelaufen und reißen das Transparent herunter... dann entsteht halt einfach Angst. Und diese Angst heißt einfach, man kann dort nicht mehr sein. Und ich hätte wahrscheinlich die Loge fristlos gekündigt, wenn das überhaupt rechtlich geht. (...) Da reicht es nicht zu sagen: Wir diskutieren das intern. Weil das Dinge sind, die über das interne Maß hinausgehen. Da muss man klar Stellung beziehen und sagen: Das war ein Schritt zu weit, so geht es nicht.“

Während unter Roland Schmid die Kommunikation zum harten Kern wohl anders ausfallen würde, wolle Martin Bruckner den Dialog mit den Fans wie bisher fortsetzen: „Ich glaube, es könnte sich jeder Verein glücklich schätzen, so einen Anhang zu haben. (...) Wir haben in den letzten Jahren als Präsidium mit dem Block West einen Modus Operandi gefunden, der funktioniert. Wir haben hier rote Linien gezogen. Ich glaube, diese Politik, die wir gemacht haben, ist richtig und gut und ich werde sie auch fortsetzen - ohne Wenn und Aber.“ 

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