Es war eine besonders lange und besonders schwierige Auswärtsfahrt für den SCR Altach, die Überraschungsmannschaft der Bundesliga. Zwischen den beiden Spielen bei den Spitzenteams von Rapid Wien und Red Bull Salzburg reiste die Mannschaft nicht nach Vorarlberg nach Hause. Bei der Heimreise am späten Samstagabend hatten sie dann aber doch etwas zu feiern, auch wenn damit vor dem Auswärtstrip nicht unbedingt zu rechnen war.

Mit einer weiteren sehr starken Leistung besiegten die Altacher Salzburg in deren Stadion mit 1:0, verkürzten den Rückstand auf den Tabellenführer auf neun Punkte und brachten ihren Trainer Damir Canadi in die absurde Situation, dass er nach dem Spiel Fragen nach einem möglichen Meistertitel beantworten musste. Canadi ignorierte die Frage so gut er konnte, doch eine Europa-League-Teilnahme wird für die Vorarlberger in ihrer derzeitigen Form immer wahrscheinlicher.

Canadis Defensivkonzept greift

Musste sich Altach unter der Woche im Happel-Stadion Rapid noch in letzter Minute geschlagen geben, ging das Defensiv-Konzept von Canadi in der Bullen-Arena am Samstag voll auf. "Wir haben uns taktisch sehr gut präsentiert. Die Mannschaft hat die Räume sehr gut zugemacht", sagte auch Canadi nach dem Spiel. Er hatte seine Mannschaft in einem sehr defensiven 4-1-4-1-System auf das Feld geschickt, mit Kapitän Philipp Netzer quasi als Libero vor der Abwehr, der sich immer wieder, nicht nur beim Spielaufbau sondern auch bei Salzburg-Angriffen, zwischen die Innenverteidiger zurückfallen ließ.

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Die Salzburger kamen nur selten an den Altachern vorbei.

So überstanden die Altacher den Anfangsdruck der Salzburger der ersten 15 bis 20 Minuten. Zugute kam ihnen auch, dass bei Salzburg Marcel Sabitzer gesperrt fehlte, und der Meister dadurch trotz Überlegenheit kaum gefährlich wurde. Es dauerte eine Zeit, bis sich die Altacher auch in die Offensive trauten. Ein Schlüsselerlebnis dabei lieferte Innenverteidiger Jan Zwischenbrugger, er entging mit einem kurzen Dribbling Mitte der ersten Halbzeit dem starken Pressing der Salzburger und leitete mit einem 50-Meter-Sprint einen Gegenangriff der Altacher ein. Da sahen die Altacher: 'Es geht ja.'

Großes Spielerreservoir für einen Aufsteiger

Richtig mutig wurden sie aber erst in der zweiten Halbzeit. Mit den bekannten Konsequenzen. Gut und gerne hätten sie auch noch ein zweites Tor erzielen können, die Salzburger wurden abgesehen vom Elfmeter, der allerdings auch eine Fehlentscheidung war, überhaupt nicht mehr gefährlich. Ein entscheidender Erfolgsfaktor für die Altacher ist auch die Kadertiefe, wie Trainer Canadi bemerkte. Zwei Innenverteidiger fielen den Altachern gesperrt aus. Ihr Ersatzmann war der 21-jährige Lukas Jäger. Er spielte in seinem siebenten Bundesliga-Spiel so, als würde er seit Jahren nichts anderes machen, als die beste Offensive des Landes in Schach halten. Auf der Tribüne saß zusätzlich noch der rekonvaleszente Alexander Pöllhuber.

Und einen kuriosen Vorteil hatten die Altacher auch noch. "Der Platz in diesem Stadion ist wunderbar. Es ist schön, wenn wir als SCR Altach hier spielen können", sagte Canadi und spielte damit auf die bescheidenen Trainingsmöglichkeiten in Vorarlberg an. Was er damit sagen wollte: Auf so einem Rasen spielen die Altacher so gut wie nie, da macht es einerseits besonders Spaß, andererseits läuft der Ball automatisch besser als im Training. Das sah man den Altachern an. Und so musste auch Salzburg-Trainer Adi Hütter eingestehen: "Über 90 Minuten war der Sieg nicht einmal unverdient."

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Foto: GEPA Pictures/Red Bull