„Die rosa Dress in Helsinki war eine Vorgabe von BWT.“ Mit diesem Satz sorgte LASK -Geschäftsführer Andreas Protil bei einem Fantreffen für Sorgenfalten bei den Fans der Linzer Athletiker. Die befürchten nun, dass der Einfluss von Hauptsponsor BWT zu groß wird und die Vereinsidentität in Gefahr gerät. Die Initiative Schwarz-Weiß setzt sich ganz besonders für die Bewahrung der Identität ein und ist mit diesem Thema zuletzt an die Öffentlichkeit gegangen. Ligaportal.at hat mit Christian Waldhör, einer der Gründer der Initiative Schwarz-Weiß, gesprochen, um noch einmal genauer auf die Causa BWT einzugehen.

Ligaportal.at: Wofür setzt sich die Initiative Schwarz-Weiß ein, wer seid ihr und was liegt euch am Herzen?

Christian Waldhör: Ende 2020 haben wir uns mit ein paar Vertretern der Fanszene von der Nord- und Osttribüne zusammengesetzt und gesagt, dass wir etwas tun müssen, um dieser Entwicklung beim LASK, die wir sehr kritisch sehen, entgegenzuwirken. Wir wollen die Fans dafür sensibilisieren, was bei uns aktuell passiert. Der ständig steigende Einfluss von BWT im Verein bereitet uns Sorgen besonders im Hinblick auf die Zukunft. Wir wollen, dass die rosa Dressen möglichst schnell wieder verschwinden und der LASK rein in Schwarz-Weiß und gegebenenfalls in Rot spielt.

Ligaportal.at: Es geht also auch besonders um die Bewahrung der Identität des Vereins...

Christian Waldhör: Die Bewahrung der Identität des Vereins ist ein ganz großer Punkt - auch die Vereinsfarben. Laut Präsident Gruber sind die eh unantastbar. Unserer Meinung nach sind sie das aber gar nicht mehr, wenn wir uns in Helsinki vom Sponsor diktieren lassen, in welchen Dressen wir auflaufen. Dasselbe ist letztes Jahr gegen Tottenham und Antwerpen zu Hause passiert. Wir sehen die aktuelle Entwicklung und den steigenden Einfluss von BWT sehr kritisch.

Ligaportal.at: Lass uns gleich über jenes Thema sprechen, das zuletzt für einen Aufschrei gesorgt hat. LASK-Geschäftsführer Andreas Protil hat euch im Rahmen eines Treffers bestätigt, dass Sponsor BWT im ersten Gruppenspiel der Conference League gegen Helsinki bestimmt hat, dass der LASK in den rosa Ausweichdressen spielen soll, obwohl man auch in weißen oder schwarzen Dressen spielen hätte können. Wie habt ihr dieses „Geständnis“ aufgefasst?

Christian Waldhör: Es war ja schon letztes Jahr ein offenes Geheimnis, dass das der Sponsor bestimmt hat. Jetzt haben wir die offizielle Bestätigung dafür bekommen. Es ist schon ein Schlag ins Gesicht, wenn der Sponsor so viel Macht hat, dass er wirklich vorgeben kann, in welcher Farbe - und das ist dann natürlich die Farbe des Sponsors - der LASK auftreten kann. 

Wenn man sich die Entwicklungen von Red Bull anschaut, wo im Jahr 2005 von Austria Salzburg überhaupt nichts mehr übrig geblieben ist, macht man sich schon Gedanken, ob es vielleicht beim LASK in diese Richtung gehen könnte. Wir wollen eine Entwicklung sehen, die in die andere Richtung zurückgeht, nämlich, dass wir uns auf die Farben Schwarz-Weiß besinnen und BWT ein gern gesehener Sponsor ist, aber nicht in diesem Ausmaß in die Vereinspolitik eingreifen darf. Zur Klarstellung: Unsere Initiative richtet sich nicht gegen das Unternehmen BWT selbst, das ja ein sehr positives Geschäftsfeld besetzt. Wir wollen lediglich verhindern, dass􏰁 die Identität unseres Vereins "verwässert" wird. 

Ligaportal.at: Einige Fans machen sich also bereits Sorgen, dass künftig vielleicht sogar ein Sponsor in den Vereinsnamen des LASK integriert werden könnte?

Christian Waldhör: Es ist eine berechtigte Sorge. Auch, wenn uns immer versichert wurde, dass das nicht der Fall sein wird. Man sieht beispielsweise bei den Vereinsfarben, dass sie leider doch nicht so unantastbar sind, wie immer behauptet wird, wenn Sponsoren dann die Dressenfarbe bestimmen können. Wir wissen nicht, wohin die Reise noch gehen wird mit dem Sponsor BWT, besonders, wenn der Verein im schlimmsten Fall irgendwann in Zukunft durch Turbulenzen welcher Art auch immer auf höhere Sponsorsummen angewiesen sein sollte. Man sieht ja, dass BWT im Skispringen oder in der Formel 1 nicht zimperlich ist, was das Sponsoring betrifft. Die wollen schon ihre eigene Corporate Identity durchsetzen.

Ligaportal.at: Gibt es von der Vereinsführung eine klare Zusicherung, dass es am Vereinsnamen bzw. den Vereinsfarben nichts zu rütteln gibt?

Christian Waldhör: Im Sommer sind wir beim Cup-Heimspiel gegen Mannsdorf mit der Initiative an die Öffentlichkeit getreten. Wenige Wochen später ließ Präsident Siegmund Gruber über eine Zeitung ausrichten, dass der Vereinsname sowie Vereinsfarben nicht zur Diskussion stehen. Wir haben damals nicht verstanden, warum er vorher nicht mit uns spricht. Wir verstehen ja, dass er ein vielbeschäftigter Mann ist, aber wenn ihm das Thema wirklich so wichtig ist, dann könnte er sich mit uns einmal zusammensetzen. Wir wollen mit den handelnden Personen Lösungen suchen und wären auch gerne bereit für ein Gespräch mit dem Sponsor. Es werden zu den Treffen aber immer dieselben Leute geschickt und diese richten uns dann aus, dass unsere Forderungen für den Herrn Gruber ohnehin umsetzbar seien und wir uns keine Sorgen machen sollen. Das ist für uns sehr unglaubwürdig, weil sich in die positive Richtung kaum etwas tut, in die negative aber schon.

Zumindest wurde eine unserer Forderungen - die Verankerung der Farben und des Namens in den Vereinsstatuten - angeblich umgesetzt. Bisher haben wir aber keinen Einblick erhalten. Es stellt sich aber die Frage, wie viel Wert so eine Statutenänderung überhaupt hat, wenn ein Sponsor dann erst recht wieder die Dressenfarbe bei internationalen Auswärtsspielen bestimmen kann.

Ligaportal.at: Wie läuft die Kommunikation mit der Vereinsführung? Kommt eure Initiative dort eher gut oder weniger gut an? 

Christian Waldhör: Öffentlich heißt es immer, dass sie vollkommen hinter der Initiative stehen. Es wäre ja auch logisch, weil wir dem Verein ja nichts Schlechtes, sondern die Vereinsidentität bewahren wollen. Das sollte auch das Anliegen von jedem Vereinsoffiziellen sein. Intern bekommt man natürlich mit, dass es gewisse Spannungen gibt. Wir glauben den Leuten, die sich mit uns zusammensetzen, auch, dass sie sich Mühe geben. Aber was am Ende der Herr Gruber macht, steht auf einem anderen Blatt Papier. Die Kommunikation generell war schon mal besser, aber auch schon schlechter. Man fragt sich halt, was man glauben darf. Uns ist im Sommer versichert worden, dass wir nur im Ausnahmefall, wenn nicht anders möglich, in rosa Dressen auftreten werden (das wäre auswärts gegen die Admira). Dann fährt man aber nach Helsinki und sieht dort die Mannschaft in Rosa spielen - das war ein Schlag ins Gesicht.

Ligaportal.at: In den letzten Jahren gab es rund um den LASK immer wieder Negativschlagzeilen, die sich wohl auch auf die sportlichen Leistungen ausgewirkt haben…

Christian Waldhör: Peter Michorl hat am Sonntag ja den mittlerweile vielzitierten Satz „Wir haben in den letzten zwei Jahren Scheiße gefressen“. Natürlich wird es etwas mit den Köpfen der Spieler gemacht haben, wenn der Arbeitgeber ständig negativ in den Schlagzeilen ist. Gerade für einen Spieler wie Michorl, der seit sieben Jahren beim Verein ist. Das ist sicher eine Last, die an den Spielern haftet. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass diese Negativschlagzeilen, die sich teilweise ja schon wieder in Luft aufgelöst haben, auf das Sportliche ausgewirkt haben. Aber man weiß dann halt trotzdem oft monatelang nicht, woran man ist. 

Ligaportal.at: Peter Michorl hat in diesem Interview auch einen Appell an jene Fans gerichtet, die wä􏰉hrend der ersten Halbzeit gegen die Admira zu pfeifen begonnen haben. Wie stehst du zu dieser Thematik?

Christian Waldhör: Ich würde das nicht überbewerten. Solange man sieht, dass die Mannschaft alles reinhaut und investiert, dann sollte man einen positiven Support liefern. Für mich ist es völlig klar, dass ich die Mannschaft in der aktuellen Situation positiv unterstütze. Ich verstehe aber auch, dass es Leute gibt, die dann mal zu pfeifen beginnen. Die sind aber ohnehin in der Minderheit. Der Großteil der Stadiongeher steht aus meiner Sicht kompromisslos hinter der Mannschaft und das weiß diese auch.

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von Daniel Ringsmuth/Ligaportal, Foto: Harald Dostal