2:2, 3:2 und 2:1. Obwohl die Wiener Austria in dieser Saison kriselt, machte sie in den ersten drei Wiener Derbys eine gute Figur. Die vierte Begegnung entschieden jedoch die zuletzt starken Rapidler für sich – sie gewannen die 313. Auflage des Wiener Derbys klar mit 4:1 und festigten damit den zweiten Tabellenplatz, der an der Teilnahme an der Champions-League-Qualifikation berechtigt. Ligaportal-Experte Helge Payer analysiert das Topspiel der 33. Bundesliga-Runde.

 

Klare Linie vs. Suche nach Konstanz 

In letzter Zeit kann man gut erkennen, dass Rapid unter anderem deshalb so erfolgreich ist, weil der Verein langfristig plant. Dem Trainerteam wird das Vertrauen ausgesprochen, sie bekommen Zeit, um der Mannschaft ihre Spielphilosophie zu vermitteln. Das Team wird kontinuierlich verbessert. Auf dem Platz wissen die Hütteldorfer fast immer, wie sie sich gruppentaktisch verhalten sollen, der Spielaufbau hat internationales Niveau erreicht. Er erfolgt in der Regel über das Zentrum, die weit aufgerückten Außenverteidiger geben dem Spiel der Wiener als zusätzliche offensive Anspielsituationen Breite. Der Fußball Rapids ist nicht nur schön anzuschauen, ich bin auch davon überzeugt, dass in den nächsten Jahren nationale Titel gewonnen werden.

Die Austria befindet sich hingegen nach dem Wechsel von Peter Stöger zum 1. FC Köln auf der Suche nach einer klaren Linie und passenden Spielphilosophie. Auf den neuen Trainer wartet keine leichte Aufgabe, vielversprechende Kandidaten, wie Gerald Baumgartner und Nenad Bjelica sind zuletzt gescheitert. Niemandem wurde das Vertrauen für einen wirklich langen Zeitraum ausgesprochen.

Nach zerfahrenen ersten 20 Minuten hat Rapid immer mehr das Kommando übernommen, taktisch gut gespielt und die besseren Torchancen vorgefunden. Die Austria kam danach nicht mehr im Spiel – der Ausgleich in der 52. Minute durch De Paula fiel wie aus dem Nichts. Vor allem in der ersten Halbzeit ist die Austria schlecht in die Zweikämpfe gekommen und hatte dadurch wenig Ballbesitz. Es hat zwar viele Pressing-Möglichkeiten gegeben, um in Ballbesitz zu kommen, hier hat aber das gruppentaktische Verhalten der Austria nur selten gestimmt –die Veilchen sind am Sand.

GEPA-17051580014

                                Stark in Form: Rapid-Kapitän Steffen Hofmann

Maric vs. Hadzikic

Beide Mannschaften haben in diesem Wiener Derby auf junge Tormänner gesetzt. Der 19-jährige Austria-Torman Osman Hadzikic machte recht früh einen Fehler. Bei einem Abschlag traf er den Ball nicht richtig und servierte Rapid damit eine gute Chance. Robert Beric konnte diese zwar nicht nutzen, Hadzikic kam danach aber nicht mehr richtig ins Spiel und zeigte öfters Unsicherheiten. Hier sieht man, wie stark sich ein einziger Fehler auf das Spiel eines jungen Tormanns auswirken kann – ich halte Osman Hadzikic für einen sonst sehr talentierten Spieler. Völlig anders verlief die Partie für Rapid-Schlussmann Marko Maric. Er wehrte – ebenfalls recht früh im Spiel – eine vor ihm aufgesprungene Suttner-Flanke mit einem guten Reflex ab. Durch diese starke Parade agierte Maric im weiteren Spiel mit viel Selbstvertrauen – beim Gegentor war er chancenlos.

 Schobesberger vs. Krankl

Hervorzuheben ist wieder einmal die Leistung des jungen Philipp Schobesberger, der einen alten Rekord von Hans Krankl eingestellt hat, weil er in sieben aufeinanderfolgenden Spielen getroffen hat. Auch Steffen Hofmann befindet sich im Form-Hoch. Er spielt nicht nur stark, sondern zeigt sich auch vom Elfmeterpunkt aus sicher. Nach dem verwandelten Elfer im Spiel gegen die Austria hat er von den letzten 34 Elfmetern 30 verwandelt und jetzt 14-mal in Folge getroffen.

„No balls, no games“ – Euer Helge.

Foto: GEPA pictures / Wien Energie