Der FC Red Bull Salzburg ist Herbstmeister der Tipico Bundesliga: Die Mozartstädter erreichten in der 18. Bundesliga-Runde ein 1:1-Remis gegen FK Austria Wien und halten damit zur Saisonhalbzeit bei 41 Zählern. Der Titelverteidiger liegt jedoch nur aufgrund der besseren Tordifferenz vor dem Tabellenzweiten Sturm Graz. Andreas Ulmer schoss die Salzburger in der 79. Minute in Führung. Zuvor hatten die Bullen eine Vielzahl an Top-Chancen leichtfertig vergeben. Das wurde von der Austria in allerletzter Sekunde bestraft: Christoph Monschein erzielte in der vierten Minute der Nachspielzeit den Ausgleich. 

Startelf-Debütant bei der Austria – Rose rotiert und bringt vier Neue

Austria-Trainer Thorsten Fink reagierte auf die Pleite gegen Schlusslicht St. Pölten und stellte seine Mannschaft gleich auf fünf Positionen um. Im Tor kam es wieder zu einem Wechsel: Patrick Pentz spielte anstelle von Osman Hadzikic. Außerdem rotierten Michael Blauensteiner, der heute sein Startelf-Debüt feierte, Raphael Holzhauer, Jinhyun Lee und Christoph Monschein für Petar Gluhakovic, Marco Stark, Ismael Tajouri und Kevin Friesenbichler in die Startelf der Veilchen. Marco Rose nahm im Vergleich zum Heimsieg gegen Mattersburg vier Umstellungen vor: Samassekou, Minamino, Yabo und Hwang spielten anstelle von Schlager, Rzatkowski, Haidara und Gulbrandsen von Beginn an.

Salzburg kann etliche Großchancen nicht in Tore ummünzen

In der Anfangsphase konzentrierten sich die Hausherren, die heute mit einer Fünferkette aufliefen, ausschließlich auf eine stabile Defensivleistung und lauerten auf Konter. Es dauerte aber nur wenige Minuten, bis es im Austria-Strafraum erstmals brenzlig wurde: Dabbur setzte sich stark gegen zwei Wiener durch und kam unmittelbar danach zu Fall. Schiedsrichter Drachta entschied allerdings auf Weiterspielen – wohl zurecht (4.). Wenige Augenblicke später zappelte das Leder erstmals im Netz: Über Dabbur und Minamino kam das Spielgerät zu Hwang, der aus kurzer Distanz locker einschob. Der Treffer zählte aber aufgrund einer Abseitsstellung von Minamino zurecht nicht (5.). Die Salzburger dominierten das Spielgeschehen und hatten nach einer Viertelstunde die ersten große Torchance: Dabbur bediente mit einer mustergültigen Flanke Hwang, der aus kurzer Distanz völlig freistehend die Kugel nicht richtig traf (15.).

Ineffizient: Hee-Chan Hwang vergab eine Vielzahl an Top-Chancen. Foto: GEPA pictures/Red Bull Media

Mit Fortdauer der Partie wurde die Austria zwar mutiger, zu gefährlichen Torchancen kamen jedoch nur die Gäste: Yabo setzte sich energisch auf dem rechten Flügel durch, zog mit viel Tempo zur Mitte und feuerte einen strammen Schuss ab, den Pentz gerade noch entschärfen konnte (23.). Eine Minute später bediente Berisha den im Rückraum lauernden Dabbur, dessen Schuss nur haarscharf am Tor vorbeizischte (24.). Nach etwas mehr als einer halben Stunde bediente Dabbur mit einem herrlichen Lupfer Hwang, der aus kurzer Distanz an Austria-Schlussmann Pentz scheiterte (32.). Kurz vor dem Pausenpfiff erhöhten die Gäste nochmal die Schlagzahl und verbuchten etliche gute Torchancen. Die beste vergab Hwang in der Nachspielzeit: Wieder war es Dabbur, der den Südkoreaner mit einem Traumpass in die Tiefe schickte. Hwang war auf und davon, scheiterte allerdings erneut an Pentz (45.+1). Somit ging es mit einem torlosen Remis in die Halbzeitpause.

Austria gleicht in allerletzter Sekunde aus

Beide Mannschaften kehrten ohne personelle Veränderungen auf das Spielfeld zurück. Wenig überraschend änderte sich am Spielgeschehen nichts. Die Gäste übernahmen gleich wieder das Kommando und kamen nur wenige Augenblicke nach Wiederbeginn zur nächsten Top-Chance: Dabbur setzte einmal mehr Hwang in Szene, der aus kurzer Distanz erneut am überragenden Pentz scheiterte (48.). Drei Minuten später bediente Berisha mit einem herrlichen Pass Reinhold Yabo, der allerdings auch in Pentz seinen Meister fand (51.). Mit zunehmender Spieldauer wurden die Veilchen mutiger und fanden durch Pires eine gute Torchance vor: Der Brasilianer setzte sich gleich gegen mehrere Gegenspieler durch und dribbelte in den Strafraum, sein Abschluss ging allerdings deutlich über den Kasten von Walke (60.).

Sicherer Rückhalt: Patrick Pentz parierte zahlreiche Torschüsse der Bullen. Foto: GEPA pictures/Red Bull Media

Nach einer kurzen Leerlaufphase zog Salzburg das Tempo wieder an und drängte die Austria in die eigene Hälfte zurück. Mit den Torchancen gingen die Gäste aber weiterhin enorm fahrlässig um: Dabbur schickte Hwang, der Minamino im Rückraum bediente, doch der Japaner verfehlte das halbverwaiste Tor knapp (71.). Wenig später wäre die Austria beinahe zum schmeichelhaften Führungstreffer gekommen: Lee bediente Prokop, der aus relativ spitzem Winkel abzog und nur knapp verfehlte (74.). Fünf Minuten später wurden die Gäste für ihren Offensivdrang belohnt: Valon Berisha bediente Andreas Ulmer per Ferse, der aus spitzem Winkel abzog und via Innenstange zur 0:1-Führung traf (79.). In der Schlussphase kam es zu einem Comeback: Lucas Venuto feierte nach überstandener Kreuzband-OP sein Comeback für die Wiener Austria. In der ersten Minute der Nachspielzeit hatte Munas Dabbur die Entscheidung auf dem Fuß, setzte die Kugel aber haarscharf an der rechten Stange vorbei (90.+1). Diese Nachlässigkeit wurde von der Austria in allerletzter Sekunde bestraft: Ein langer Ball von Holzhauser landete über Umwege bei Christoph Monschein, der das Leder aus rund elf Metern unter die Latte knallte – 1:1 (90.+4). Was für eine Schlussphase im Ernst-Happel-Stadion.

Stimmen zum Spiel

Austria-Trainer Thorsten Fink bei "Sky": „Naja, wenn man in der letzten Sekunde ein Tor gegen die starke Mannschaft schießt, ist es sicherlich wie ein gefühlter Sieg. Wir haben einen Punkt geholt, das war ein wichtiger Punkt für uns. Eigentlich hatte ich immer das Gefühl, dass wir noch eines schießen können. Danach, nach dem 0:1, ist ja noch Einiges passiert, wir hatten noch einige Ansätze. Die Mannschaft hat das gut gemacht und zum ersten Mal das System gespielt. Sicherlich haben wir ein, zwei Sachen zugelassen, aber auch nach vorne Einiges gemacht. Also ich denke, dass der Punkt eigentlich verdient war.“

Torschütze Christoph Monschein bei "Sky": „Auch, wenn wir jetzt eigentlich nur einen Punkt geholt haben, aber gegen Red Bull daheim, in der Phase in der wir sind, ist der Punkt natürlich überragend. Natürlich war Red Bull sehr spielbestimmend. Wir haben heute versucht das Spiel mit einem anderen System anders anzulegen. Das ist uns eigentlich teilweise gut gelungen. Natürlich hatten sie Chancen. Das ist eigentlich unvermeidbar gegen diese Mannschaft mit der Qualität. Aber im Endeffekt zählt der Punkt. Wir sind überglücklich. Ich glaube jetzt sind wir auf dem fünften Tabellenplatz, das war unser Ziel. Jetzt können wir uns auf Donnerstag freuen.“

Salzburg-Coach Marco Rose bei "Sky": „Wir haben einen Punkt geholt. Es fühlt sich dann natürlich in der letzten Minute der Nachspielzeit immer erst einmal nicht so gut an. Aber ich empfinde jetzt schon, auch relativ schnell, dass wir ein gutes, ordentliches Spiel gemacht haben und es sicherlich auch verdient gehabt hätten hier zu gewinnen. Dafür hätten wir möglicherweise vorher schon die eine oder andere Chance nützen müssen. Wir durften es ja dieses Jahr auch schon selbst, das eine oder andere Mal, erfahren spät zu punkten. Ja, so ist Fußball.“

FK Austria Wien – Red Bull Salzburg 1:1 (0:0)

Happel-Stadion, 6.150 Zuschauer, SR Drachta

Tore: Monschein (90.+4) bzw. Ulmer (79.)

Austria: Pentz – Salamon, Serbest, Holzhauser, Blauensteiner, Pires – Alhassan – Lee (87./Tajouri), Prokop (81./Friesenbichler), De Paula (87./Venuto) – Monschein    

Salzburg: Walke – Ulmer, Caleta-Car, Miranda, Lainer – Samassekou – Valon Berisha, Minamino (75./Schlager), Yabo (89./Haidara) – Dabbur, Hwang (84./Gulbrandsen)