Das Europa-League-Märchen des FC Salzburg ist im Semifinale bitter zu Ende gegangen. Ein 2:1-Heimsieg nach Verlängerung gegen Olympique Marseille in der ausverkauften Red Bull Arena reichte den Salzburgern nicht, um den 0:2-Rückstand aus dem Hinspiel wettzumachen und ins Endspiel einzuziehen. Haidara per Traumtor und ein Eigentor von Sarr hatten noch dafür gesorgt, dass es in die Verlängerung ging. Doch Rolando schoss Marseille in der Verlängerung - nach einem Eckball, den es nicht hätte geben dürfen - ins Endspiel. Damit stehen die Franzosen im Finale, welches am 16. Mai in Lyon über die Bühne geht. Gegner ist der spanische Spitzenklub Atletico Madrid.

 

Xaver Schlager zurück in der Startelf – Rose bringt Gulbrandsen für den zuletzt schwachen Hwang

Salzburg-Coach Marco Rose nahm im Vergleich zum Hinspiel vor einer Woche zwei Änderungen vor. Xaver Schlager und Fredrik Gulbrandsen kamen für Hannes Wolf und den zuletzt schwachen Hee-Chan Hwang in die Startelf der Bullen. Sein Gegenüber Rudi Garci stellte seine Mannschaft nur auf einer Position um. Kostas Mitroglu, der am vergangenen Donnerstag noch in der Startelf gestanden war, schaffte es heute nicht in den Kader von Marseille. Für ihn rotierte Valere Germain in die Anfangsformation der Franzosen. 

Abgeklärte Franzosen machen es den Bullen enorm schwer

Die Anfangsphase gestaltete sich schwungvoll, da beide Mannschaften ihr Heil in der Offensive suchten. Erstmals gefährlich wurden die Gäste aus Marseille nach einer unangenehmen Freistoßflanke von Payet, welche die Salzburger im Kollektiv klären konnten (6.). Die Stimmung in der Red Bull Arena war aufgeheizt. Zudem wurde jede Entscheidung des russischen Schiedsrichters zugunsten der Gäste mit Pfiffen quittiert. In der 13. Minute hatten die Heimfans den ersten Torschrei auf den Lippen, doch Dabburs Schuss von der Strafraumgrenze konnte Marseille-Schlussmann Pele im Nachfassen sichern. Wenige Minuten später wurde es auf der anderen Seite knapp: Sansons Schuss von der Strafraumgrenze zischte nur knapp am Tor vorbei (17.).

In der Folge flachte die Partie etwas ab, was daran lag, dass beide Defensivreihen sattelfest standen und so gut wie keine gefährlichen Angriffe des jeweils anderen zuließen. Klare Torchancen waren weiterhin absolute Mangelware. Wenn etwas ging, dann über Standardsituation. Valon Berisha probierte es aus aussichtsreicher Position direkt, scheiterte aber an der Mauer (35.). Marseille agierte weiterhin sehr konzentriert, extrem abgeklärt und hielt die Bullen weit vom eigenen Tor entfernt. Folgerichtig ging es torlos in die Kabinen. 

Salzburg dreht auf und schießt sich in die Verlängerung 

Ohne personelle Veränderungen kehrten beide Mannschaften zurück auf das Spielfeld. Die Gäste aus Frankreich starteten wie die Feuerwehr in Halbzeit zwei: Ocampos zog nach einer Germain-Hereingabe aus spitzem Winkel ab, traf aber nur das Außennetz (46.). Wenige Augenblicke später war es noch knapper: Payet hatte das Auge für Germain, dessen Versuch haarscharf am langen Eck vorbeizischte – Glück für die Bullen (49.). In Führung gingen aber die Bullen. Und zwar aus dem Nichts: Amadou Haidara ließ mit einem sensationellen Dribbling die komplette Abwehr der Franzosen alt aussehen und schob das Spielgerät trocken ins kurze Eck – Riesen Jubel in der Red Bull Arena (53.).

Der Führungstreffer war die Initialzündung, denn fortan spielten nur mehr die Salzburger: Andre Ramalho probierte es mit einem Kracher aus der Distanz, der letztendlich aber zu zentral ausfiel (58.). Die Bullen waren nun richtig gut im Spiel und drängten die Franzosen hinten rein. Für Marseille wurde es immer brenzliger und Salzburg legte schnell nach: Dabbur brachte Xaver Schlager in Position, dessen Schuss von Sarr unhaltbar ins eigene Tor abgefälscht wurde – 2:0 (65.). Die Red Bull Arena verwandelte sich wie schon gegen Lazio in ein Tollhaus. Es entwickelte sich ein packendes Halbfinale mit Chancen auf beiden Seiten: Auf der einen Seite hatte Pele mit einem Hwang-Schuss seine liebe Mühe, ehe Walke bei einem Kopfball von Thauvin rettend eingreifen musste (73.). In der Schlussphase waren es aber die Gäste, die auf eine Entscheidung in der regulären Spielzeit drängten und kamen durch einen Kopfball, der nur knapp am Tor vorbeiging zu einer Top-Chance. Zudem hätte es nach einem Handspiel von Caleta-Car sowie nach einem Foul an Hwang durchaus einen Elfmeter auf jeder Seite geben können. So kämpften sich die Bullen in die Verlängerung und hielten die Chance auf das Finale in Lyon am Leben. 

Rolando schießt Marseille ins Finale

Marseille startete besser in die Verlängerung und hatte bereits wenige Augenblicke nach Wiederbeginn eine Top-Chance auf den Anschlusstreffer und somit auch auf die mögliche Vorentscheidung, doch Anguissas Volley ging knapp am Tor vorbei (92.). Dann nahm Marco Rose Andreas Ulmer aus dem Spiel, brachte dafür Marin Pongracic und stellte auf eine Dreierkette um. Eine Top-Chance gab es dann auch für die Bullen: Nach einem Eckball kam Caleta-car völlig unbedrängt zum Kopfball, setzte diesen jedoch genau in die Hände von Pele (99.).

Nun waren die Hausherren wieder am Drücker: Munas Dabbur probierte es mit einem Schuss aus spitzem Winkel – hauchzart daneben (103.). Nach dem erneuten Seitenwechsel blieben konkrete Torchancen aus. Dennoch bejubelten die Franzosen in der 116. Minute den entscheidenden Treffer: Ein Ecke von Marseille landete bei Rolando, der das Leder über die Linie drückte - 2:1 (116.). Ganz bitter: Den Eckball für die Franzosen hätte es nicht geben dürfen. In den Schlussminuten brannten bei Haidara die Sicherungen durch. Er musste noch mit Gelb-Rot vom Platz (119.). 

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UEFA Europa League, Halbfinale, Rückspiel

FC Salzburg - Olympique Marseille 2:1 n.V. (0:0)

Red-Bull-Arena, Salzburg; 29.520 Zuschauer; SR Karasev (RUS)

Tore: Haidara (53.), Sarr (65./Eigentor) bzw. Rolando (116.)

Salzburg: Walke (C) – Lainer, Ramalho, Caleta-Car, Ulmer (97./Pongracic) – Samassekou – Haidara, Schlager (84./Minamino), Berisha – Dabbur, Gulbrandsen (69./Hwang)

Marseille: Pele – Sarr, Rami, Luiz Gustavo, Amavi – Lopez (66./Anguissa), Sanson (101./Rolando) – Thauvin, Payet (C), Ocampos – Germain (84./N´Jie)

 

Fotos: GEPA pictures/Red Bull Media

 

Aus Salzburg

Daniel Ringsmuth