In Wien-Favoriten wird es immer ungemütlicher. Austria Wien kam am Mittwochabend in der 27. Bundesliga-Runde nicht über ein 2:2-Remis gegen den SKN St. Pölten hinaus. Nach einer torlosen ersten Hälfte gab es in den zweiten 45 Minuten ein regelrechtes Torfestival: Luan brachte die Gäste aus St. Pölten in Führung, ehe Alon Turgeman mit einem Doppelpack die Hoffnungen auf den ersten Austria-Sieg in dieser Meistergruppe hochleben ließ. Diese Hoffnungen wurden in der Schlussphase durch Michael Ambichl zerstört. Dass die Nerven bei den Veilchen vollkommen blank liegen, zeigte sich nach Schlusspfiff, als einige Fans den Rasen stürmen wollten. Letztlich mussten sich Florian Klein und Co den aufgebrachten Fans stellen. 

Austria und St. Pölten lieferten sich einen harten Fight. 

Ibertsberger muss auf Grünwald und Madl verzichten - St. Pölten ohne Top-Torjäger Gartler 

Austria-Trainer Robert Ibertsberger wechselte gegenüber dem 2:2-Remis gegen den LASK auf vier Positionen. Christian Schoissengeyr und Alexandar Borkovic ersetzten in der Innenverteidigung die gelbgesperrten Michael Madl und Alexander Grünwald. Außerdem rotierten Cristian Cuevas und Alon Turgeman für Uros Matic und Christoph Marschinko in die Anfangsformation der Veilchen. 

Sein Gegenüber Ranko Popovic musste im Vergleich zum vergangenen Sonntag zwei personelle Umstellungen vornehmen. Martin Rasner und Rene Gartler konnten jeweils wegen einer Gelbsperre nicht mitwirken. Dafür durften Robert Ljubicic und Roko Mislov von Beginn an ran. 

Austria fehlt es in der Offensive an Kreativität - St. Pölten setzt Nadelstiche 

Wie schon in den vergangenen Partien versuchte die Austria, von Beginn an dominant aufzutreten und die Kontrolle über das Spiel zu erlangen. Die Gäste aus St. Pölten hielten anfangs aber gut dagegen, attackierten früh und setzten die Veilchen unter Druck. Und in der Offensive zeigten die Niederösterreicher durchaus, dass mit ihnen zu rechnen ist: Luxbacher zog nach einem Einwurf in den Strafraum und bediente mit einem feinen Chip Manuel Haas, dessen Volleyschuss an die Querlatte prallte (14.). Während von den Hausherren in der Offensive herzlich kam, hatten die St. Pöltner die gefährlicheren Möglichkeiten: Pentz war bei einem abgefälschten Ingolitsch-Schuss hellwach und drehte das Leder über den Kasten (22.). 

Die erste nennenswerte Austria-Chance gab es erst nach einer halben Stunde: Sax spielte mit einem herrlichen No-Look-Pass Monschein frei, dessem Heber aus spitzem Winkel neben das Tor ging (30.). Vereinzelt kamen bereits die ersten Pfiffe von den Tribünen. Die Vorstellung der Wiener Austria war tatsächlich in die Kategorie harmlos einzustufen. Kurz vor der Pause fanden die Hausherren doch noch eine Chance vor, doch Monschein konnte abermals ein feines Sax-Zuspiel nicht im Tor versenken (43.). Folgerichtig ging es mit einem torlosen Remis in die Kabinen. 

Turgeman-Doppelpack reicht nicht für ersten Austria-Sieg in Meistergruppe 

Ohne personelle Änderungen kehrten beide Mannschaften auf das Spielfeld zurück. Die Anfangsphase in der zweiten Halbzeit gestaltete sich schon wesentlich schwungvoller als weite Teile der ersten 45 Minuten. Nachdem ein Kopfball von Borkovic nur knapp über das Tor der Veilchen ging, musste die Austria nach einer Standardsituation den Gegentreffer hinnehmen: Ambichl zirkelte einen Freistoß gekonnt in den Strafraum, wo Luan den Ball aus kurzer Distanz über die Linie drückte - 0:1 (57.). Die Antwort der Wiener ließ jedoch nicht lange auf sich warten: Riegler ließ einen scharfen Distanzschuss von Klein nach vorne prallen, Turgeman stand goldrichtig und staubte eiskalt ab - 1:1 (59.). 

Startelf-Comeback: Alon Turgeman schnürte einen Doppelpack. 

In der Folge gestaltete sich die Partie ausgeglichen, doch die Wiener hatten an diesem Abend einen Mann in deren Reihen, der torhungrig war: Nach einem energischen Antritt von Monschein kam die Kugel über Umwege zum Israeli, der mit einem satten Flachschuss auf 2:1 für die Austria stellte (70.). St. Pölten steckte aber nicht auf und schlug wenige Minuten später zurück: Balic tankte sich über die linke Seite nach vorne und bediente mit einem sehenswerten Ferserl den aufgerückten Michael Ambichl, der aus 16 Metern Austria-Keeper Pentz bezwang - 2:2 (77.). Ein richtiges Aufbäumen der Veilchen blieb in der Schlussphase allerdings aus, was die Fans der Violetten so richtig in Rage brachte. Nach dem Schlusspfiff versuchten einige Fans der Austria auf den Platz zu stürmen. 

Am Ende jubelten die St. Pöltner über einen verdienten Punkt. 

Stimmen nach dem Spiel

Robert Ibertsberger, Trainer FK Austria Wien: „Das Spiel war vom Ergebnis her für uns eigentlich eine Katastrophe. Für mich ist es unerklärlich wie wir die Gegentore bekommen und teilweise auch die Ordnung verloren haben in der zweiten Halbzeit. Wenn man 2:1 vorne ist, muss man einfach viel mehr Sicherheit ausstrahlen, viel mutiger sein, auch den Ball länger halten in den eigenen Reihen. Das haben wir aber in der Phase überhaupt nicht gemacht. Ja das war nicht gut genug.“

Alon Turgeman, FK Austria Wien: „Es war nicht genug. Wir wollten drei Punkte. Wir waren am Ende naiv und haben dafür bezahlt.“

Ralf Muhr, FK Austria Wien: „Sie haben ihrem Unmut freien Lauf gelassen. Sie sind natürlich extrem enttäuscht und haben uns das so mitgeteilt. Und wir haben ihnen unsere Sicht der Dinge mitgeteilt. Die Enttäuschung ist bei uns genauso groß wie bei jedem Fan. Dem muss man sich natürlich auch stellen.“

Quelle: Sky

Tipico Bundesliga, Meistergruppe, 27. Runde

FK Austria Wien - SKN St. Pölten 2:2 (0:0)

Generali-Arena; 7.857 Zuschauer; SR Eisner

Tore: Turgeman (59., 70.) bzw. Luan (57.), Ambichl (77.)

Austria: Pentz - Klein, Schoissengeyr, Borkovic, Igor, Cuevas (75./Sarkaria) - Sax (84./Edomwonyi), Jeggo (75./Matic), Prokop, Turgeman - Monschein

St. Pölten: Riegler - Luan, Ambichl, Petrovic - Ingolitsch, Ljubicic, Mislov, Luxbacher (85./Bajrami), Haas - Schütz (75./Vucenovic), Balic 

Fotos: Josef Parak

Geschrieben von Daniel Ringsmuth