Der LASK hat die große Europacup-Sensation verpasst und den erstmaligen Einzug in die Gruppenphase der Champions League nicht geschafft. Nach der 0:1-Niederlage im Playoff-Hinspiel vor einer Woche verlieren die Linzer Athletiker auch das Retourmatch gegen Club Brügge knapp mit 1:2. Das Abenteuer Europacup ist für die Oberösterreicher jedoch noch lange nicht zu Ende. Der LASK darf sich bekanntlich über ein Fixticket für die Gruppenphase der UEFA Europa League freuen. 

Foto: Harald Dostal/fodo.media

Ismael überrascht: Frieser statt Tetteh in der Startelf 

Brügge-Coach Philippe Clement veränderte seine Startelf gegenüber dem Hinspiel vor einer Woche in Linz auf zwei Positionen. Federico Ricca startete anstelle von Eduard Sobol als linker Verteidiger. Außerdem rotierte der 20-jährige Senegalese Krepin Diatta für Dennis Bonaventure in die Anfangsformation der Belgier, die wie schon im Hinspiel in einem 4-3-3-System aufliefen. 

Etwas überraschend gab es auch eine Veränderung in der ersten Elf der Linzer Athletiker. Gegenüber dem Hinspiel am vergangenen Dienstag nahm Valerien Ismael eine personelle Umstellung vor. Dominik Frieser spielte anstelle von Samuel Tetteh (vorerst auf der Bank) auf der linken Außenbahn. „Es ist eine Formkurve, die zu beobachten ist. Dominik soll Tugenden reinbringen, die wir brauchen“, begründete der LASK-Coach seine Entscheidung für Dominik Frieser. 

Brügge dominiert erste Halbzeit - LASK phasenweise verunsichert

Österreichs Vizemeister agierte in den ersten Minuten der Partie zu verhalten, war ob des aggressiven Beginns der Belgier vielleicht sogar etwas überrascht. In der achten Minute hätten die Hausherren die Mannen von Valerien Ismael früh schocken können: Nach einem starken Zuspiel von Vanaken zog Openda Richtung LASK-Tor und zog aus halbrechter Position ab. Sein Schuss rauschte jedoch nicht ins Tor, sondern ins Außennetz. Die Schwarz-Blauen schafften es in den ersten Minuten immer wieder, die Linzer mit schnellen Kombinationen in Verlegenheit zu bringen. Nach einer sehenswerten, blitzschnellen Kombination der Belgier musste LASK-Goalie Schlager aus seinem Tor eilen, um den Gegentreffer zu verhindern (15.).

 Der LASK traute sich mit Fortdauer der ersten Halbzeit etwas mehr zu und gab nach 20 Minuten den ersten gefährlichen Schuss ab: Goiginger tankte sich über die rechte Seite ins Zentrum und legte - mit etwas Ballglück - auf Joao Klauss ab, dessen Schuss von knapp außerhalb des Strafraums haarscharf an der rechten Stange vorbeirauschte (20.). 

Kurz darauf war Ruud Vormer nach einem Steilpass auf und davon und überhob den herausgeeilten Schlager geschickt zum vermeintlichen 1:0. Das deutsche Schiedsrichterteam rund um Felix Brych erkannte den Treffer wegen Abseits nicht an. Der VAR bestätigte diese extrem knifflige Entscheidung. In der Folge waren es die Belgier, die das Spielgeschehen klar im Griff hatten. Vor allem über die rechte Seite strahlten die Belgier stets Gefahr aus und stellten die Linzer Abwehr vor Probleme. Gefährliche Abschlüsse gab es jedoch bis zum Pausenpfiff auf beiden Seiten keine mehr. 

Belgier machen in hektischer Schlussphase alles klar 

Brügge-Coach Philippe Clement nahm zur Halbzeitpause einen Stürmertausch vor, brachte Percy Tau, der im Hinspiel wegen einer Rotsperre gefehlt hatte, für Lois Openda ins Spiel. Unmittelbar nach Wiederbeginn musste sich Alexander Schlager, der von Franco Foda ins Nationalteam einberufen wurde, erneut auszeichnen. Okereke tankte sich nach einem hohen Zuspiel in den Strafraum und zog direkt ab, doch der LASK-Schlussmann konnte den wuchtigen Versuch entschärfen (48.). Die Linzer traten allerdings viel mutiger auf als in der ersten Halbzeit und hatten in der 54. Minute die Riesenchance auf den Führungstreffer: Nach einer Rettungstat von Brügge-Goalie Mignolet, der weit aus seinem Tor geeilt war, landete die Kugel genau vor den Füßen von Reinhold Ranftl, der aus gut 35 Metern das leere Tor anvisierte. Der Schuss des 27-jährigen Steirers war eigentlich gut angetragen, doch Simon Deli war gerade noch zur Stelle und rettete per Kopf in höchster Not (54.).

Auf der anderen Seite konnte sich Schlager mit einer sensationellen Fußabwehr gegen Percy Tau auszeichnen (61.). Die Belgier wurden von Minute zu Minute zwingender. Nach einem kuriosen Stangenschuss von Tau und einer weiteren spektakulären Rettungstat von Schlager war das Glück der Linzer aufgebraucht: Hans Vanaken stieg bei einem Corner von Ruud Vormer am höchsten und köpfte wuchtig zum 1:0 ein (70.). Der LASK steckte aber nicht auf, spielte weiter mutig nach vorne und kam durch einen Elfmeter zum prompten Ausgleich: Joao Klauss zeigte keine Nerven und verwandelte sicher vom Punkt - 1:1 (74.).

Die absolute Schlussphase mussten die Linzer jedoch zu zehnt bestreiten, nachdem Trauner aufgrund eines Fouls zu Recht Gelb-Rot gesehen hatte (81.). Brügge nutzte die numerische Überlegenheit eiskalt aus: Der eingewechselte Bonaventure sorgte mit seinem ersten Ballkontakt für den 2:1-Endstand. Der Nigerianer verwertete einen Querpass von Tau problemlos im leeren Tor - 2:1 (89.). 

Stimmen zum Spiel

Valerien Ismael, Trainer LASK: „Brügge hat auf seinem Niveau gespielt und wir hatten Schwierigkeiten, ins Spiel zu kommen. In der zweiten Halbzeit waren wir mutiger und haben uns mehr zugetraut. Das 1:0 hat uns wehgetan. Nach dem Elfmeter hat man gespürt, dass alles möglich wäre. Die gelb-rote Karte hat uns den Boden unter den Füßen weggerissen. Die Entscheidung im ersten Spiel war torentscheidend. Beim 1:1 war alles offen. Wir haben bis zur letzten Minute die Chance offengehalten. Wir haben Schwarz-Weiß hochgehalten und Österreich in der Champions League repräsentiert. Jetzt freuen wir uns auf die Europa League, das ist für LASK eine unglaubliche Geschichte.“

Gernot Trauner, Kapitän LASK: „Es war wie im Hinspiel schon eine unglückliche Situation, die gegen uns entschieden worden ist. Das greift natürlich ins Spielgeschehen ein. Es war unglücklich und hat nicht viel gefehlt. Wir sind auf eine Mannschaft getroffen, die Riesenqualität hat und das muss man auch so hinnehmen. Sie sind sehr dominant aufgetreten, das war Power-Fußball von ihnen. Es geht aufwärts mit dem LASK und es ist sicher auch einiges in der Europa League möglich.“

Reinhold Ranftl, LASK: „Kleinigkeiten haben entschieden und auf dem Niveau wird das bestraft. Ich kann nicht viel besser machen. Es ändert jetzt nichts mehr. Wir werden in der Europa League Österreich tapfer vertreten. Es war schwer, dass wir in unser gewohntes Pressing kommen. Die rote Karte war bestimmt auch ein Knackpunkt. Wer uns vor ein paar Jahren zugetraut hätte, dass wir in der Europa League spielen – darauf können wir stolz sein.“

Jürgen Werner, Vizepräsident LASK: „Wenn man beide Spiele sieht, war Brügge die bessere Mannschaft, aber nach dem 1:1 wäre durchaus der Lucky Punch drinnen gewesen. Wir hatten in der zweiten Hälfte die Partie besser im Griff, aber haben die letzten zehn Minuten Hollywood gespielt. Das war nicht nur das Pfeifen im Walde, die Spieler haben wirklich daran geglaubt. Mit dem Ausschluss war es praktisch entschieden.“

Quelle: Sky

Champions-League-Qualifikation, Playoff, Rückspiel

Club Brügge - LASK 2:1 (0:0)

Jan Breydelstadion, Brügge; 24.000 Zuschauer; SR Brych (GER)

Tore: Vanaken (70.), Bonaventure (89.) bzw. Joao Klauss (74./Elfmeter)

Gelb-Rot: Trauner (81.)

Club Brügge: Mignolet - Mata, Mitrovic, Deli, Ricca - Vormer, Rits, Vanaken - Diatta, Openda (46./Tau), Okereke (88./Bonaventure)

LASK: A. Schlager - Wiesinger, Trauner, Pogatetz - Ranftl, Holland (90.+2/Otubanjo), Michorl, Renner - Goiginger (72./Raguz), Joao Klauss, Frieser (62./Tetteh)

Gelbe Karten: Michorl (55.), Trauner (72.)

 

Geschrieben von Daniel Ringsmuth