Österreichs Serienmeister FC Salzburg erreichte am vierten Spieltag der UEFA Champions League ein 1:1-Remis beim SSC Neapel. Erling Braut Haaland brachte die Gäste aus Salzburg in einer turbulenten und chancenreichen ersten Halbzeit per Elfmeter in Führung (11.). Napoli startete mit Fortdauer der ersten Halbzeit immer wildere Angriffe, vernebelte jedoch zahlreiche Top-Chancen, ehe Hirving Lozano kurz vor der Pause der Ausgleich gelang. Salzburg hält mit dem Punktgewinn gegen die Italiener zumindest die Mini-Chance am Leben, doch noch ins Achtelfinale der Königsklasse einzuziehen. 

Salzburg-Coach Jesse Marsch setzt auf Dreierabwehrkette 

Carlo Ancelotti (164. Champions-League-Spiel als Coach) beorderte seine Mannschaft in der gewohnten 4-4-2-Grundordnung auf den Platz. Im Vergleich zum Duell in Salzburg nahm der 60-jährige Kult-Coach drei Wechsel vor. Außenverteidiger Kelvin Malcuit, der sich im Ligaduell gegen SPAL einen Kreuzbandriss zugezogen hatte, wurde von Mario Rui ersetzt. Außerdem rückten Lorenzo Insigne und Nikola Maksimovic für Allan und Sebastiano Luperto in die Startelf der Neapolitaner. 

Salzburg-Coach Jesse Marsch entschied sich heute für eine Dreierabwehrkette mit Marin Pongracic, Jerome Onguene und Maximilian Wöber. Ansonsten schickte der US-Amerikaner seine nominell stärkste Elf auf den Rasen. An vorderster Front agierten wie im Vorfeld erwartet Hee-Chan Hwang und Erling Braut Haaland. Gegenüber dem Hinspiel vor zwei Wochen in Salzburg nahm Jesse Marsch vier personelle Umstellungen vor. Andre Ramalho musste wie schon an der Anfield-Road auf der Bank Platz nehmen. Auch Patson Daka und Enock Mwepu waren heute zunächst nur Ersatz. Cican Stankovic hatte sich im Hinspiel einen Muskelbündelriss zugezogen und wurde wie schon in den letzten Spielen von Carlos Coronel vertreten. 

Haaland bringt Bullen in turbulenter erster Halbzeit in Führung

Die Champions-League-Partie im Stadio San Paolo begann äußerst schwungvoll mit frühen Torchancen auf beiden Seiten. Zunächst konnte sich Stankovic-Ersatz Carlos Coronel bei einer zentralen Kopfballrückgabe von Onguene auszeichnen und verhinderte mit seiner Glanztat den frühen Rückstand (4.), ehe Onguene einen Kopfball nach einem Corner haarscharf an der linken Stange vorbeisetzte (5.). Vier Minuten später fand Piotr Zielinski nach einem zu kurz abgewehrten Ball von Coronel eine Riesenchance vor, zielte aus rund zehn Metern jedoch etwas zu hoch (9.).

Kurz darauf zeigte der polnische Referee Szymon Marciniak nach einem Foul von Koulibaly an Hwang zu Recht auf den Elfmeterpunkt. Topscorer Erling Haaland erwies sich einmal mehr als eiskalt und verwandelte vom Punkt sicher - 0:1 (11.). Tor Nummer sieben für den norwegischen Stürmer-Star in der laufenden CL-Saison. Der Ausgleich des italienischen Vizemeisters folgte aber beinahe prompt: Insigne brachte eine Flanke von links gefährlich Richtung zweite Stange, wo Jose Callejon völlig freistehend Richtung langes Eck köpfelte, aber nur die Stange traf (13.). Und die wilde Anfangsphase im Stadion San Paolo fand seine Fortsetzung: Eine Ecke von Szoboszlai landete beim aufgerückten Wöber, dessen Direktabnahme hauchzart am Tor vorbei ging (16.).

Drangperiode der Neapolitaner wird spät belohnt - Lozano gleicht kurz vor der Pause aus 

Die Angriffe der Italiener wurden jedoch konkreter und nahmen mit Fortdauer der ersten Halbzeit zu: Zunächst verpasste Mertens eine Hereingabe knapp, ehe der starke Coronel einen Versuch von Lozano neben das Tor lenken konnte (26.). Die Chancenauswertung der Neapolitaner ließ heute jedoch schwer zu wünschen übrig. Nach einem wunderbar vorgetragenen Angriff über Mertens und Ruiz hatte Lorenzo Insigne den nächsten Sitzer auf dem Fuß, schoss jedoch erneut drüber (33.). Nachdem Fabian Ruiz in der 42. Minute knapp verzogen hatte, glichen die Hausherren zwei Minuten später aus - und das verdient: Mertens brachte Lozano in Position, der von links in den Strafraum zog und das Leder unhaltbar im linken Eck versenkte - 1:1 (44.). Hwang und Szoboszlai fanden vor dem Pausenpfiff noch brauchbare Chancen vor, dennoch ging es mit einem 1:1-Remis in die Kabinen. Die famose Torschussbilanz in Halbzeit eins: 17:4 für den SSC Neapel. 

Keine Tore in Halbzeit zwei 

Beide Trainer wechselten zur Pause einmal. Bei den Hausherren kam Sebastiano Luperto für Mario Rui ins Spiel. Salzburg-Coach Jesse Marsch löste die Dreierabwehrkette auf, indem er Enock Mwepu für Marin Pongracic brachte. Österreichs Serienmeister startete gefällig in die zweiten 45 Minuten, trat sehr aggressiv auf und fand auch die erste Chance nach dem Seitenwechsel vor. Hee-Chan Hwang kam nach kollektiver Verwirrung im Napoli-Strafraum zum Schuss, setzte diesen aber knapp rechts vorbei (56.). Auf der anderen Seite waren die Salzburger nicht nahe genug an Lozano dran, der recht unbedrängt aus 16 Metern abziehen konnte. Sein Versuch strich haarscharf am linken Kreuzeck vorbei (58.). Zwei Minuten später sicherte Coronel einen Versuch von Mertens (60.). 

Die Partie gestaltete sich weiterhin extrem spannend, denn sowohl die Mannen von Carlo Ancelotti als auch die Gäste aus Salzburg waren gewillt, den spielentscheidenden Treffer zu erzielen. Während es bei den Bullen zumeist am letzten Pass lag, der nicht ankommen wollte, gingen die Italiener weiterhin fahrlässig mit ihren Torchancen um. In der absoluten Schlussphase änderte sich das Spielgeschehen jedoch: Napoli zeigte sich mit dem Punktgewinn zufrieden und agierte wesentlich defensiver als noch zuvor. Auch bei den Gästen aus Salzburg fehlte in den letzten Minuten der entscheidende Wille nach vorne. 

UEFA Champions League, 4. Spieltag, Gruppe E

SSC Neapel - FC Salzburg 1:1 (1:1)

Stadio San Paolo, Napoli; SR Marciniak (POL)

Zum Live-Ticker SSC Napoli gegen FC Salzburg

Tore: Lozano (44.) bzw. Haaland (11./Elfmeter)

Neapel: Meret - Di Lorenzo, Maksimovic, Koulibaly, Mario Rui (46./Luperto) - Callejon, Fabian Ruiz, Zielinski, Insigne - Mertens (73./Milik), Lozano (86./Llorente)

Salzburg: Coronel - Pongracic (46./Mwepu), Onguene, Wöber - Kristensen, Minamino (61./Ashimeru), Junuzovic, Szoboszla, Ulmer - Hwang, Haaland (73./Daka)

Gelbe Karten: Zielinski (27.) bzw. Onguene (4.), Pongracic (37.)

 

Fotos: GEPA/Red Bull Media

 

Aus Neapel

Daniel Ringsmuth