Die Ticket-Pläne des Fußball-Zweitligisten Fortuna Düsseldorf lassen sich aus Sicht des Sportökonomen Christoph Breuer nur schwer auch von anderen Vereinen umsetzen. "Auf jeden Fall wird diese Innovation von allen Klubs intensiv und aufmerksam beobachtet", sagte der Professor von der Deutschen Sporthochschule Köln dem SID, aber es sei völlig klar, "dass sich dieses Konzept nicht übertragen lässt auf jeden Klub".

Sportökonom sieht Fortuna-Plan als
Sportökonom sieht Fortuna-Plan als "Coup"
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Die Fortuna hat eine aufsehenerregende Strategie präsentiert, die vorsieht, dass mittelfristig alle Fans ohne Bezahlung zu allen Spielen gehen können. In einer Pilotphase sollen drei Heimpartien der kommenden Saison freigegeben werden. Fehlende Einnahmen aus dem Ticketing werden durch neue Sponsoren gegenfinanziert.

Die Umstände seien in Düsseldorf "günstig, weil man über ein sehr großes Stadion verfügt, was häufig nicht einmal zur Hälfte ausgelastet ist", sagte Breuer. Bei den großen Erstligaklubs etwa sei es dagegen so, "dass sie deutlich mehr Zuschauer haben. Sie bräuchten viel mehr Sponsoren, um Einnahmen aus dem Ticketing zu kompensieren. Es gibt auch keine Kapazitätslücke, die es zu schließen gibt."

Die Fortuna habe einen "medialen Coup hervorgebracht, aber die Umsetzung ist doch deutlich schwieriger", sagte der Ökonom, der zudem betonte, dass es schon so sein werde, dass die Sponsoren des Projekts "Gegenleistungen haben wollen. Es wird sicherlich auf anderen Ebenen eine Kommerzialisierung stattfinden."

Breuer sieht zudem die Gefahr, dass es durch die Sonderstellung der neuen Partner zu "Verdrängungseffekten" bei den bisherigen Sponsoren kommen könnte. Außerdem verärgere man vermutlich die Fans, "die die höchste Identifikation mit dem Klub haben", sollten diese bei der Ticketverteilung leer ausgehen, sagte er: "Wenn man der Erwartungshaltung nicht gerecht wird, könnte dieser Schuss kommunikativ auch nach hinten losgehen."

 

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