Die Runde der letzten 16 der UEFA Champions League steht fest. Auf dem ersten Blick stehen hier sehr attraktive Begegnungen zu Buche. Es gibt drei englisch-deutsche Duelle zu sehen, darunter Liverpool gegen Bayern, was bestimmt besondere Brisanz in sich birgt. Aus der Sicht eines Fußballromantikers und Außenseiterfans muss man feststellen, dass die Auswahl der Teams ein über weite Strecken gewohntes Bild abgibt. Die üblichen Verdächtigen haben sich durchgesetzt – zumindest gibt es bis auf Schalke und vielleicht noch Ajax keine großen Überraschungen im Achtelfinale. Aufgrund der Leistungen von Ajax in der Gruppenphase ist aber auch dies durchaus verdient. Jetzt Fußballreise buchen!

Keine Überraschnungen

Trotz allem ist zu beobachten, dass sich zum wiederholten Male die finanzstarken Klubs in die K.O.-Phase gespielt haben. Vielleicht fragt man sich, wo Arsenal, Chelsea oder der AC
Mailand geblieben sind, aber ansonsten haben die Buchmacher recht präzise vorhergesagt, wer sich durchsetzen wird. So mancher wird das gut finden und die Spiele mit Spannung verfolgen, aber auch kritische Stimmen werden immer lauter. Das System der Champions League nutzt sich ab, die Fans wollen auch ihre kleineren Traditionsklubs wieder triumphieren sehen. Die UEFA wird sich systemtechnisch etwas überlegen müssen, um weiterhin attraktiv zu bleiben, sonst hat der Modus der Champions League bald ausgesorgt. Den Spielern und deren Beratern wirft man gerne vor, keine Werte mehr zu kennen und dorthin zu wechseln, wo das meiste Geld bezahlt wird. Das wird auch so bleiben, denn die Spieler möchten natürlich den besten Deal abschließen, um in ihren Karrieren, die stets in Sachen Dauer und Erfolg unsicher sind, möglichst für ihr restliches Leben vorzusorgen.

Super League statt Champions League

Auch bei den zitierten Großklubs, die sich Jahr für Jahr unter den letzten 16 Teams in Europa finden, steigt die Unzufriedenheit mit der Champions League. Es steht immer wieder im Raum, dass 2021 eine eigene Super League gegründet wird. Diese würde aller Voraussicht nach privatwirtschaftlich und damit außerhalb der bestehenden Verbände organisiert
werden. Angedacht ist ein Bewerb mit 16 Klubs, bestehend aus 11 Gründern, die nicht absteigen können, sowie 5 Klubs als „anfängliche Gäste". Im Gespräch ist auch eine zweite Liga, in die nur diese Gäste absteigen könnten. Hintergrund dieses Bewerbs ist – wie so oft – das Geld. Derzeit schüttet die UEFA jährlich Prämien von 2,04 Milliarden an die Klubs der Champions League aus, die erfolgreichsten Vereine bekommen bis zu 100 Millionen Euro. Die Idee, dass sich die Topklubs in einer eigenen Liga organisieren, um deutlich höhere Einnahmen zu erzielen, gibt es bereits seit einigen Jahrzehnten. Sollten die Pläne umgesetzt werden, wäre das 2021 das Aus für die von der UEFA getragene Champions League in ihrer jetzigen Form.
Fußballideologisch gesehen ist die Aussicht auf Chancengleichheit im europäischen Fußball wohl auch künftig überschaubar. Kommt die geplante Europa League 2 zur bestehenden Europa League dazu, gepaart mit der Austragung einer Super League, haben wir es dann mit einem 3-Klassen-Kampf zu tun. Wie war das nochmal mit dem Sprichwort „Es gibt keine Kleinen mehr"?

von Thomas Fischak

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