"Tränengas in Bereichen mit Kindern und unbeteiligten Fans einzusetzen ist gemeingefährlich"

"Die Organisation um und im Stadion ist nicht nur eines Champions-Leagues-Finales unwürdig", sagte der frühere Fußballprofi Marvin Matip, Bruder von Liverpools Joel Matip, bei "Sky". "Tränengas in Bereichen mit Kindern und unbeteiligten Fans einzusetzen ist gemeingefährlich."

Die Pariser Polizei twitterte am Abend auf französisch, englisch und spanisch, dass Fans nicht versuchen sollten, sich den Zugang zu erzwingen. Innenminister Gérald Darmanin schrieb auf Twitter: "Tausende von britischen "Fans" haben sich ohne oder mit falschen Tickets den Eintritt erzwungen und manchmal die Ordnungskräfte angegriffen."

Auch die UEFA verteidigte sich und das Vorgehen der Behörden. Die Eingänge hinter der Liverpool-Kurve seien "von Tausenden Fans blockiert" worden, "die gefälschte Tickets erworben hatten, welche in den Drehkreuzen nicht funktionierten", teilte der Verband mit: "Als die Menge vor dem Stadion auch nach dem Anpfiff noch anwuchs, löste die Polizei sie mit Tränengas auf."

Bilder zeigten Personen, die Ordnerketten durchbrachen und über Zäune kletterten, die Polizei sprach von abgewehrten "Eindringlingen". Der Anpfiff verzögerte sich um 37 Minuten.

Der Abend rief zwei Jahre vor den Sommerspielen in Paris die französische Politik auf den Plan. Aus dem linken und dem äußersten rechten Spektrum hagelte es Kritik.

Augenzeuge Karl-Heinz Rummenigge sprach von "unschöne Szenen, die der Fußball nicht braucht" und mahnte einen Dialog an. Die norwegische Verbandspräsidentin Lise Klaveness, die derselben UEFA-Delegation angehörte, meinte: "Ich hatte nie zuvor den Gedanken: Hoffentlich geht das gut."

Zahlreiche Anhänger des FC Liverpool befanden sich auch zum ursprünglich geplanten Anpfiff um 21 Uhr noch nicht auf den Rängen, beim Anpfiff mehr als eine halbe Stunde später gab es noch einige Lücken. Die Fan-Bereiche von Real Madrid waren hingegen frühzeitig gut gefüllt.

Pfeifkonzert der Fans nach verspätetem Start

Die Mannschaften kamen kurz nach 21 Uhr wieder aus der Kabine und machten sich ein zweites Mal warm. Die Eröffnungsfeier startete um 21.23 Uhr begleitend von einem lauten Pfeifkonzert der Anhänger. Das Finale war wegen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine von St. Petersburg nach Frankreich verlegt worden.

Bereits rund um das Finale der Europa League in Sevilla mit gravierenden Mängeln bei der Getränke-Versorgung der Fans von Eintracht Frankfurt sowie beim Endspiel der Conference League in Tirana mit sich prügelnden Anhängern aus den Niederlanden und Italien vor einem zu kleinen Stadion war große Kritik an der UEFA aufgekommen.

© 2022 SID

-->

Insgesamt 238 Verletzte, 105 Menschen in Gewahrsam, davon 39 länger in Haft: Das ist die traurige Bilanz der französischen Behörden nach dem Champions-League-Finale FC Liverpool vs. Real Madrid (0:1) von Paris. Das englische Boulevardblatt The Sun ätzte angesichts des harten Vorgehens der Polizei mit Tränengas und Pfefferspray auch gegen Familien mit Kindern vom "Stade de Farce", die spanische AS dagegen sah "Horden von Barbaren".

Behörden melden über 230 Verletzte (Foto: AFP/SID/THOMAS COEX)

Behörden melden über 230 Verletzte

Foto: AFP/SID/THOMAS COEX

"Katastrophales Bild von Frankreich"

Ein "katastrophales Bild von Frankreich" sei vor dem verspätet angepfiffenen Champions-League-Finale des FC Liverpool gegen Real Madrid gezeichnet worden, schrieb die Zeitung "Le Figaro".

Bei einigen Beobachtern riefen die chaotischen Szenen böse Erinnerungen an die dunkelsten Stunden des europäischen Fußballs wach. Die Europäische Fußball-Union (UEFA) drückte den Betroffenen ihr "Mitgefühl" aus und kündigte eine Aufarbeitung an. Der FC Liverpool zeigte sich "sehr enttäuscht" und forderte eine offizielle Untersuchung.

Die Fans treffe "keine Schuld", hieß es von der Organisation Football Supporters Europe, was die Merseyside Police bestätigte: Die Anhänger hätten sich "vorbildlich" verhalten, hieß es von als Beobachtern mitgereisten Beamten.

Klopp: "....große Schwierigkeiten, ins Stadion zu gelangen"

Der FC Liverpool forderte eine schnelle Aufarbeitung. "Wir sind sehr enttäuscht von den Problemen beim Stadion-Einlass und dem Zusammenbruch des Sicherheitsbereichs, dem Liverpool-Fans heute Abend im Stade de France ausgesetzt waren", teilte der englische Club noch während der Partie mit. "Wir fordern eine offizielle Untersuchung zu den Gründen dieser inakzeptablen Probleme." Trainer Jürgen Klopp berichtete, dass er wisse, "dass einige aus den Familien Probleme und große Schwierigkeiten hatten, ins Stadion zu gelangen. Wir müssen weitere Untersuchungen abwarten, um zu wissen, was passiert ist. Einige Dinge waren nicht gut und nicht schön. Mehr weiß ich noch nicht."

"Ich bin nicht sicher, dass es möglich ist, ein Event schlechter zu organisieren, sogar falls man es versuchen würde. Absolut chaotisch und gefährlich", twitterte die englische Fußball-Legende Gary Lineker mit der UEFA als Adressat. Die Begründung der Verzögerung durch eine späte Ankunft der Fans bezeichnete er als "Bullshit".

"Tränengas in Bereichen mit Kindern und unbeteiligten Fans einzusetzen ist gemeingefährlich"

"Die Organisation um und im Stadion ist nicht nur eines Champions-Leagues-Finales unwürdig", sagte der frühere Fußballprofi Marvin Matip, Bruder von Liverpools Joel Matip, bei "Sky". "Tränengas in Bereichen mit Kindern und unbeteiligten Fans einzusetzen ist gemeingefährlich."

Die Pariser Polizei twitterte am Abend auf französisch, englisch und spanisch, dass Fans nicht versuchen sollten, sich den Zugang zu erzwingen. Innenminister Gérald Darmanin schrieb auf Twitter: "Tausende von britischen "Fans" haben sich ohne oder mit falschen Tickets den Eintritt erzwungen und manchmal die Ordnungskräfte angegriffen."

Auch die UEFA verteidigte sich und das Vorgehen der Behörden. Die Eingänge hinter der Liverpool-Kurve seien "von Tausenden Fans blockiert" worden, "die gefälschte Tickets erworben hatten, welche in den Drehkreuzen nicht funktionierten", teilte der Verband mit: "Als die Menge vor dem Stadion auch nach dem Anpfiff noch anwuchs, löste die Polizei sie mit Tränengas auf."

Bilder zeigten Personen, die Ordnerketten durchbrachen und über Zäune kletterten, die Polizei sprach von abgewehrten "Eindringlingen". Der Anpfiff verzögerte sich um 37 Minuten.

Der Abend rief zwei Jahre vor den Sommerspielen in Paris die französische Politik auf den Plan. Aus dem linken und dem äußersten rechten Spektrum hagelte es Kritik.

Augenzeuge Karl-Heinz Rummenigge sprach von "unschöne Szenen, die der Fußball nicht braucht" und mahnte einen Dialog an. Die norwegische Verbandspräsidentin Lise Klaveness, die derselben UEFA-Delegation angehörte, meinte: "Ich hatte nie zuvor den Gedanken: Hoffentlich geht das gut."

Zahlreiche Anhänger des FC Liverpool befanden sich auch zum ursprünglich geplanten Anpfiff um 21 Uhr noch nicht auf den Rängen, beim Anpfiff mehr als eine halbe Stunde später gab es noch einige Lücken. Die Fan-Bereiche von Real Madrid waren hingegen frühzeitig gut gefüllt.

Pfeifkonzert der Fans nach verspätetem Start

Die Mannschaften kamen kurz nach 21 Uhr wieder aus der Kabine und machten sich ein zweites Mal warm. Die Eröffnungsfeier startete um 21.23 Uhr begleitend von einem lauten Pfeifkonzert der Anhänger. Das Finale war wegen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine von St. Petersburg nach Frankreich verlegt worden.

Bereits rund um das Finale der Europa League in Sevilla mit gravierenden Mängeln bei der Getränke-Versorgung der Fans von Eintracht Frankfurt sowie beim Endspiel der Conference League in Tirana mit sich prügelnden Anhängern aus den Niederlanden und Italien vor einem zu kleinen Stadion war große Kritik an der UEFA aufgekommen.

© 2022 SID