Da capo, FC Salzburg! Wie in den Vorjahren haben die Roten Bullen auch bei ihrer 4. Teilnahme en suite in der Champions League in Runde 6 der Gruppenphase ein "Finale". Mit Aufstiegschancen ins CL-Achtelfinale, in das Salzburg im Vorjahr als erster österreichischer Klub einzog. Diesmal steht die Jaissle-Elf vor einer "Big-Challenge". Zwar ist das überwiegend blutjunge Team in dieser Saison auswärts in der Königsklasse noch unbesiegt (1:1 bei Chelsea + Zagreb), braucht beim AC Milan heute Abend - ab 21 Uhr im Ligaportal-LIVETICKER - allerdings einen Sieg - den ersten eines österreichischen Klubs im Mailänder San Siro.

Jaissle: "An Sahnetag gibt es vielleicht das Unmögliche"

Ausgangs-Konstellation der CL-Gruppe E: Spitzenreiter FC Chelsea (10 Pkt.) ist bereits ins Achtelfinale aufgestiegen. Auch Rang 1 ist dem Premier League-Klub nicht mehr zu nehmen, da die direkten Duelle gegen den Zweiten AC Milan (7) gewonnen wurden. Dem italienischen Meister genügt gegen den derzeit Tabellendritten FC Salzburg (6) ein Punkt, um auch in der Königsklasse zu überwintern.

Österreichs Fußball-Flaggschiff würde bei einer Punkteteilung immerhin auf das "Europa League-Gewässer" umschiffen und somit wieder international im Frühjahr segeln. Denn falls der Vierte Dinamo Zagreb (4) in London gewinnt, zählt der direkte Vergleich zugunsten der Roten Bullen. Das Worstcase-Szenario, dass Zagreb gewinnt und Salzburg verl.... ersparen wir uns an dieser Stelle und lassen los von Rechenspielen im Konjunktiv.

Salzburgs Coach Matthias Jaissle (Foto oben) gibt sich vor dem "Finale grande" gewohnt gelassen und zuversichtlich: "Es ist ein Endspiel für uns – Endspiele will man gewinnen. Wir freuen uns extrem, dass wir so eine Fan-Unterstützung (Anm.: 4.000 aus Salzburg!) erfahren. Schon am Flughafen war es merklich zu spüren. Auch an der Stamford Bridge war es mit unseren Fans schon eine geile Geschichte." Nachsatz des 34-jährigen Deutschen: "Wir fliegen mit breiter Brust da hin."

ÖFB-Teamspieler Maximilian Wöber, bei dem man gespannt sein darf, ob der 24-jährige Wiener als Innen- oder Linksverteidiger eingesetzt wird, am Dienstag: "Wir haben den Aufstieg letztes Jahr geschafft. Das war ein unglaubliches Gefühl. Diese Emotionen wollen wir morgen wieder erleben."

Ermutigt wird der "Griff nach den Sternen" für die Mozartstädter unter anderem durch das Hinspiel in der Red Bull Arena in Wals-Siezenheim, in dem die Salzburger am 6. September vor ausverkaufter Kulisse in einem begeisternden Match dem italienischen Meister ein 1:1 abrangen und damals durch Noah Okafors Gusterlstück 1:0 in Führung gingen (28. Min.).

"Wir treffen auf Weltklasse-Mannschaft"

Der Schweizer Stürmer & Kollegen peilen den nächsten "Höhenflug" an, während Matthias Jaissle vor dem gestrigen Abflug am Salzburger Flughafen verriet: "Wir treffen auf eine Weltklasse-Mannschaft, die uns alles abverlangen wird - und die zu Hause vielleicht noch stärker ist als bei uns in Salzburg." Der deutsche Trainer-Youngster sieht den Druck allerdings bei den ruhmreichen "Rossoneri", die 19 Mal den "Scudetto" gewannen und stolze 7 Mal den "Henkelpott" in die Höhe reckten (3x Champions League-Sieger, 4x Gewinner des Vorgänger-Wettbewerbs Europapokal der Landesmeister): "Sie sind der große Favorit. Aber ich habe große Hoffnung, dass wir an unser Limit kommen. Und dann gibt es an einem Sahnetag vielleicht auch das Unmögliche."

Die Ausgangslage macht Jaissle nicht nervös. Selbst eine Niederlage bedeutet nur dann ein Salzburger Europacup-Aus, wenn Dinamo Zagreb in der Parallel-Partie bei Gruppensieger Chelsea gewinnt. Eine Führung der Briten könnte mehr Risiko ermöglichen, oder? Jaissle relaxt: "Ich hoffe, dass die Funkverbindung ganz gut funktioniert in San Siro. Wir wollen aber auf das schauen, was wir beeinflussen können."

Und das war bereits im Hinspiel viel! Mit ihrer "Salzburger DNA", der Pressing-Maschinerie, gerieten die Pioli-Schützlinge wiederholt in Verlegenheit. Jaissle vorab: "Diese Basis unseres Fußballs bleibt auch in San Siro erhalten. Wir werden aber immer wieder auch andere Pläne in petto haben, sonst wäre es zu einfach auszurechnen."

Köhn: "Ganz allein kann ich auch keine Spiele entscheiden"

Im "heißen" San Siro-Stadion wird es auch wieder besonders auf den vor einer Woche gegen Chelsea überragenden Keeper Philipp Köhn (Foto) ankommen. Der 24-jährige, gebürtige Deutsche mit Schweizer Nationalität: "Ganz allein kann ich aber auch keine Spiele entscheiden. Wir machen es als Kollektiv sehr gut, deswegen sind wir in dieser Position."

Nach den vergangenen 3 Jahren findet ein finales CL-Gruppen-Entscheidungsspiel für die Salzburger in der Fremde statt. Im Dezember 2019 und 2020 war man dem FC Liverpool bzw. Atletico Madrid jeweils mit 0:2 daheim unterlegen, 2021 folgte dann ein frenetisch gefeierter Heimsieg gegen den FC Sevilla.

In der Fremde sind die Salzburger allerdings sechs Europacup-Partien sieglos, in der Gruppenphase hat man dort unter Jaissle noch nicht voll gepunktet. Der jüngste Europacup-Auswärtssieg: ein 2:1 bei Bröndby IF im Play-off um den CL-Einzug im August 2021.

Rekord bei Salzburger Fan-Invasion nach Mailand

Jaissle hofft natürlich, "dass wir auch da mal wieder so eine negative Tendenz brechen. Rekorde sind ja dazu da, gebrochen zu werden, auch negative. Hauen wir einen raus, vielleicht reicht es zu drei Punkten!" Auf eine Rekord-Unterstützung darf sich sein Team schon mal freuen: 4.000 Auswärtsfans, so viele wie noch nie in der seit 2005 währenden Red-Bull-Ära begleiten die Roten Bullen von der Mozart- in die Modestadt. Bereits am Salzburger Flughafen applaudierten zahlreiche Fans der Mannschaft vor dem Abflug. Jaissle: "Was hier los war, dieser Aufmarsch, das war schön zu sehen."

Im Flieger saß auch Innenverteidiger Oumar Solet. Den 22-jährigen Franzosen plagt nachwievor eine Oberschenkelblessur. "Er ist nach wie vor fraglich", sagte Jaissle. Was auch für den seit Sonntag 37-jährigen, etatmäßigen Kapitän Andreas Ulmer gelte. Nur wenn der "Oberbulle" nach seinen Adduktorenbeschwerden fit für die gesamte Spielzeit ist, könnte sein Ersatzkapitän Maximilian Wöber von links hinten nach innen rücken und dort ein Duo mit "Mentalitäts-Monster" Strahinja Pavlovic (Foto) bilden.

Diverse personelle Fragezeichen

Offen ist auch ein Einsatz des zuletzt formstarken, 21-jährige Junior Adamu wegen Oberschenkelproblemen. Für den ÖFB-Teamstürmer dürfte tendenziell der 19-jährige, slowenische National-Stürmer Benjamin Šeško (ab nächster Saison bei RB Leipzig) das Angriffs-Duo mit Noah Okafor bilden. Der Schweizer präsentierte sich im Herbst wiederholt in Torlaune und erzielte dabei wichtige Treffer. Wie seine drei Champions League-Tore (auch im Hinspiel gegen AC Milan) und das 1:0-Siegtor gegen den TSV Hartberg am Samstag in der Liga. Wie Keeper Köhn könnt auch "TORKAFOR" zum Schlüsselspieler heute Abend werden.

Um nach über einem Jahrzehnt in Italien mal wieder zu gewinnen. Der bisher letzter Salbzurger Sieg in "Bella Italia" gelang Salzburg in der Europa League-Gruppenphase 2009 mit einem 2:1 bei Lazio Rom. Im Mailänder Fußball-Tempel San Siro gastiert österreichische Klubs im Europacup bisher ein Dutzend mal. Bilanz: 2 Remis, 10 Niederlagen. Der erste Auswärtssieg für einen Klub von "Rot-Weiß-Rot" ist also fällt.

Mut macht: Milan holte international in den jüngsten 14 Heimspielen nur 3 Siege, bei 6 Niederlagen. Auch der FC Chelsea siegte bei den "Rossoneri" (0:2).

Milans-Meistercoach Pioli lehnt Catenaccio ab

Doch Milans 57-jähriger Meister-Coach Stefano Pioli, dessen Vertrag vor wenigen Tagen erst verlängert wurde, selbstbewusst: "Wenn unser Gegner das Milan erwartet, das am Sonntag 1:2 bei Torino verloren hat, dann wird er enttäuscht sein. Wir werden unsere bestmögliche Leistung zeigen müssen. Wir werden sehr entschlossen sein und mit kühlem Kopf agieren müssen. Das richtige Resultat würde uns viel bedeuten.

Wir hatten eine klare Vorstellung davon, was unser erstes Ziel in der Saison sein sollte. Wir haben eine gute Chance, diese Mission zu erfüllen. Wollen wir auf Unentschieden spielen? Wir sind kein Team, das rausgeht und sich hinten reinstellt."

Fotocredit: FC Red Bull Salzburg via Getty