Uns Uwe, die Nacht von Athen, der Absturz: Der einst große Hamburger SV ist erstmals in seiner Bundesliga-Geschichte nur noch zweitklassig. Jetzt Fußballreise buchen!

Der Anfang: "Uns Uwe" legt los - am 24. August 1963 bestreitet der Hamburger SV sein erstes Spiel in der neugegründeten Fußball-Bundesliga gegen Preußen Münster (1:1). Der erste Hamburger Torschütze heißt aber nicht Seeler, sondern "Charly" Dörfel. Seeler schießt seinen HSV am Ende auf Platz sechs und krönt sich mit 30 Saisontreffern zum ersten Torschützenkönig.

Der Rücktritt: Am 22. April 1972 schnürt Seeler zum letzten Mal seine Schuhe für den HSV in der Bundesliga - Hamburg trauert. Auch wenn der "Dicke" nie Meister in der Bundesliga wurde, ist und bleibt er die HSV-Legende schlechthin. Weil Seeler nie aufgab, rackerte, 404 Tore in 476 Spielen für die Hanseaten schoss - aber vor allem im April 1961 dem Millionen-Angebot von Inter Mailand widerstand.

Die Revolution: Erst als Präsident, dann als Manager zimmert Peter Krohn Mitte der 70er Jahre den HSV mit spektakulären und gewagten Methoden zu einem Welt- und Glamourklub. Als Marketing-Aktion lässt er den HSV in rosa Trikots spielen. "Diese Farben gefallen den Frauen", sagt Krohn, der auch Pop-Star Tina Turner für ein Mannschaftsessen verpflichtet und "Showtraining" ansetzt. Der HSV wird sexy, die Kassen klingeln. Krohn baut die Schulden (drei Millionen Mark) ab und macht aus den Hanseaten ein florierendes Unternehmen.

Die Schale: Der HSV strotzt vor Kraft und kann sich einige der besten Spieler Europas leisten. Schon 1977 gewinnt das Team den Europapokal der Pokalsieger; 1979 schießen "Mighty Mouse" Kevin Keegan, mit 2,3 Millionen Mark damals ein Rekordtransfer, Horst Hrubesch, Felix Magath und Manfred Kaltz den Klub auch zur ersten Meisterschaft in der Bundesliga.

Die Goldene Ära: Unter Manager Günter Netzer und Trainer Ernst Happel erlebt der HSV Anfang der 80er Jahre seine erfolgreichste Zeit. Selbst den großen Franz Beckenbauer zieht es im Herbst 1980 aus New York an die Alster. 1982 und 1983 holen die Norddeutschen erneut den Titel - zum bisher letzten Mal. Das Team spielt damals wie im Rausch und bleibt zwischen dem 16. Januar 1982 und dem 29. Januar 1983 in 36 Bundesliga-Spielen saisonübergreifend ungeschlagen. Ein Rekord, den erst der FC Bayern 30 Jahre später übertreffen sollte.

Die Nacht von Athen: 25. Mai 1983, Athen, der HSV ist im Finale des Europapokals der Landesmeister gegen das Juventus Turin von Michel Platini krasser Außenseiter. 18,7 Millionen Zuschauer sitzen vor dem Fernseher. Dann zieht Felix Magath in der 9. Minute aus 18 Metern ab. "Tor, Tor, ein herrlicher Treffer, ein wunderbarer Treffer, der HSV führt 1:0", brüllt Kurt Emmerich in sein Radio-Mikrofon. Der HSV sitzt dank Magath auf Europas Fußball-Thron. Ganz Hamburg träumt seitdem von diesen Tagen.

Der letzte Titel: Noch einmal rappelt sich die Happel-Elf auf und gewinnt 1987 den DFB-Pokal. Es ist bis heute der letzte große Titel geblieben. Happel verlässt danach die Hansestadt, und mit dem schleichenden Verfall hält die Tristesse Einzug an der Elbe.

Der Umbau: 1998 beginnt der Abriss des altehrwürdigen Volksparkstadions, 2000 ist der neue Fußball-Tempel fertig - und mit der Arena werden in Hamburg die Hoffnungen auf neue Erfolge verbunden. 2001 verkauft der Klub als erster deutscher Verein den Namen seines Stadions an einen Sponsoren (AOL). Mittlerweile kann sich kaum ein Fan an alle Namen des Stadions erinnern. Inzwischen heißt die Arena wieder Volksparkstadion - Investor Klaus-Michael Kühne besitzt die Namensrechte.

Das letzte Aufbäumen: Die "Werder-Wochen" im Frühling 2009 markieren das letzte größere sportliche Hoch vor dem Absturz - und zugleich ein Trauma, von dem sich der HSV bis heute nicht erholt hat. Die Rothosen treffen binnen 19 Tagen in vier Duellen auf den ewigen Rivalen Werder Bremen und scheitern krachend. Im UEFA-Cup-Halbfinale, dem DFB-Pokal-Halbfinale und der Bundesliga zieht der HSV den Kürzeren. Seit der historischen Dreifachpleite geht es - trotz des Einzugs ins Halbfinale der Europa League 2009/10 - nur noch bergab.

Die Ausgliederung: Genervt vom Misserfolg und der finanziellen Krise stimmt bei einer Mitgliederversammlung im Mai 2014 eine überwältigende Mehrheit für die Ausgliederung der Profi-Abteilung und macht den Weg frei für den Einstieg von Investoren. Kurz nach der Neu-Strukturierung übernimmt Dietmar Beiersdorfer das Amt des Vorstandsvorsitzenden. Er wird zunächst wie ein Heilsbringer gefeiert, kann das Drama aber nicht verhindern. Auch sein Nachfolger Heribert Bruchhagen muss schnell wieder gehen.

Der Absturz: Das Unvorstellbare ist Realität, der unabsteigbare HSV ist tatsächlich abgestiegen. Am 12. Mai 2018 stirbt der letzte Dino der Fußball-Bundesliga aus. Nach einer weiteren Horror-Saison ist der einst so ruhmreiche HSV, der Klub von "Uns Uwe", nur noch zweitklassig.

 

SID